Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
Vom Netzwerk:
wie?«
    »Pah!« sagte Alfred. »Es ist einfach lächerlich, wie sich so ein Ausspruch bis auf unsere Tage erhält.«
    »Ich kann dir sagen«, erklärte Augustin, »wenn sich etwas mit der Kraft eines göttlichen Gesetzes offenbart, dann ist es dieses, daß die Massen sich erheben und die unteren Klassen die Herrschaft erringen werden.«
    »Das ist eine deiner roten Republikanerideen, Augustin! Warum gingst du nicht zur Rednertribüne? Du hättest einen glänzenden Volksredner abgegeben. Glaub mir, die angelsächsische Rasse ist die herrschende Rasse in der Welt und wird es auch bleiben.«
    »Nun, unsere Sklaven haben eine gute Portion angelsächsisches Blut abbekommen. Viele unter ihnen sind nur noch so weit afrikanisch, um unserer berechnenden Vorausschau und Entschlossenheit tropische Wärme und Glut zu geben. Wenn jemals die Stunde von St. Domingo schlägt, angelsächsisches Blut wird sie anführen. Söhne weißer Väter, unseren Hochmut in ihren brennenden Adern, werden sich dann nicht länger kaufen, verkaufen und verschachern lassen. Sie werden sich erheben und die Rasse ihrer Mutter mit sich emporreißen.«
    »Hirngespinste – Unfug!«
    »Geh, alles Reden hat keinen Zweck, Alfred. Wir haben diese Pfade wohl schon öfter als fünfhundertmal verfolgt. Was hältst du von einer Partie Puff?«
    Beide Brüder eilten die Verandastufen hinauf und saßen bald an einem Bambustischchen, das Spielbrett zwischen sich. Als sie die Figuren aufsetzten, bemerkte Alfred:
    »Hör mal, Augustin, wenn ich deiner Meinung wäre, würde ich aber etwas tun.«
    »Höchstwahrscheinlich – du gehörst zu den Tatmenschen; aber was?«
    »Nun, zum Beispiel, deine Leute ausbilden lassen«, sagte Alfred mit einem halb zornigen Lächeln.
    »Ebensogut könntest du den Ätna auf sie wälzen und sie dann aufstehen heißen, ein einzelner vermag nichts gegen eine Gemeinschaft. Soll Erziehung wirksam sein, muß sie vom Staat ausgehen; oder man muß allgemein darin übereinstimmen, ehe man sie in Umlauf setzt.«
    »Du hast den ersten Wurf«, sagte Alfred, und die Brüder waren bald so in ihr Spiel vertieft, daß sie nichts mehr hörten, bis das Getrampel von Pferdehufen unter der Veranda zu vernehmen war.
    »Dort kommen die Kinder«, sagte Augustin aufstehend. »Sieh doch, Alf! Hast du je ein so hübsches Bild gesehen?« Es war tatsächlich ein hübscher Anblick. Henrique, mit seiner kühnen Stirn unter dunklen, glänzenden Locken und seinen glühenden Wangen, lachte fröhlich, als er sich beim Näherkommen zu seiner Kusine beugte. Sie trug ein blaues Reitkleid mit einer Kappe in derselben Farbe. Die frische Luft hatte ihre Wangen gerötet und die Wirkung ihrer durchsichtigen Haut und des goldenen Haares gesteigert.
    »Bei Gott, welch blendende Schönheit!« sagte Alfred. »Ich versichere dir, Augustin, sie wird eines Tages noch Herzen brechen.«
    »Ja, das wird sie – Gott weiß, wie ich das fürchte!« sagte St. Clare in einem Ton plötzlicher Bitterkeit, als er hinuntereilte, um das kleine Mädchen vom Pferd zu heben.
    »Eva, mein Liebling, bist du nicht zu müde?« fragte er, als er sie in die Arme schloß.
    »Nein, Papa«, antwortete das Kind; aber ihr kurzer, harter Atem beunruhigte den Vater.
    »Warum bist du so schnell geritten, mein Herzblatt? Du weißt doch, es ist nicht gut für dich.«
    »Es ging mir so gut, Papa, und machte mir solch großen Spaß, da habe ich es vergessen.«
    St. Clare trug sie auf seinen Armen ins Wohnzimmer und legte sie aufs Sofa.
    »Henrique, du mußt auf Eva aufpassen«, sagte er, »sie darf nicht so schnell reiten.«
    »Ich werde sie unter meinen Schutz nehmen«, antwortete Henrique, setzte sich neben das Sofa und ergriff Evas Hand.
    Eva erholte sich rasch. Ihr Vater und Onkel kehrten zu ihrem Spiel zurück und ließen die Kinder allein.
    »Weißt du, Eva, ich bin so traurig, daß Papa nur zwei Tage hier bleibt. Ich werde dich dann so lange nicht wiedersehen. Wenn ich bei dir bliebe, wollte ich schon gut sein und mich nicht über Dodo ärgern. Ich will Dodo nicht schlecht behandeln; ich gerate nur so schnell in Wut. Dabei bin ich gar nicht böse zu ihm. Ich gebe ihm immer mal ein Trinkgeld, und du siehst doch, er ist auch gut angezogen. Ich finde, im ganzen geht es Dodo gar nicht schlecht.«
    »Würdest du auch denken, es ginge dir nicht schlecht, wenn du in der ganzen Welt niemand hast, der dich liebhat?«
    »Ich? Nein, natürlich nicht!«
    »Und doch hast du Dodo von allen Freunden weggenommen, und nun hat

Weitere Kostenlose Bücher