Online Wartet Der Tod
bin hier im St. Vincent’s Hospital bei einem Jess Hatcher. Er sagt, er sei Ihr Bruder?«
Officer Connelly war ein dünner Mann mit heller Haut und dunkelblondem Haar. Er erwartete Ellie vor einem der Behandlungsräume in der Notaufnahme des St. Vincent’s. Peter hatte unbedingt mitkommen wollen, und zu ihrer Überraschung hatte sie gespürt, dass ihr das sogar lieb gewesen wäre, aber am Ende hatte sie ihn überredet, in seine Wohnung zu gehen. Falls das, was Jess passiert war, irgendwie mit dem Fall zusammenhing, wollte sie nichts auf der Titelseite der Daily Post darüber lesen, und solange Peter und sie keine Übereinkunft darüber hatten, wie sie das mit ihrem und seinem Job fair handhaben konnten, sollte er nicht genötigt werden, Dinge, die er wusste, zurückzuhalten.
»Danke, dass Sie gewartet haben, Officer. Ich wollte nur, dass jemand bei ihm ist, bis ich komme.«
»Es war nicht leicht, das meinem Sergeant zu erklären. Steckt hinter der Sache mehr, als man auf den ersten Blick sieht?«
»Nur eine überbesorgte kleine Schwester. Grüßen Sie Ihren Sergeant und richten Sie ihm meinen Dank aus.«
Officer Connelly gegenüber hatte Jess ausgesagt, dass er vor Beginn seiner Schicht vor dem »Vibrations« von zwei Männern überfallen worden sei. Er hatte keinen der beiden erkannt und war zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich gegen die Prügel zu wehren, als dass er hinterher eine vernünftige Beschreibung hätte liefern können – zwei weiße Männer, durchschnittlich groß und schwer und, so hatte Jess es formuliert, »aus unbekannten Gründen offenbar gewaltig sauer auf mich«.
Ihr Magen zog sich zusammen, als Connelly ihr das berichtete.
»Ihr Bruder hat Glück, dass Sie eine Kollegin sind. Ein Stripclub-Rausschmeißer, der auf dem Parkplatz überfallen wird? Wir haben ihn gerade nach Drogen durchsucht, als er uns bat, Sie anzurufen.«
»Wenn Sie es für richtig halten, bringen Sie das zu Ende, Officer.«
»Nicht nötig. Kümmern Sie sich einfach um Ihren Bruder, und helfen Sie ihm.«
Sie fand ihn auf einem schmalen Krankenhausbett ausgestreckt. Als sie hereinkam, versuchte er sich aufzusetzen – und stöhnte bei der kleinsten Bewegung. Selbst das Lächeln, das er auf sein Gesicht zwang, schien ihm wehzutun.
»Nicht vergessen: Rippenbrüche sind schmerzhaft.« Damit ließ er sich wieder zurücksinken.
»Jess, was ist passiert?«
»Scheint so, als wäre ich endlich mal in eine Schlägerei geraten, aus der ich mich nicht herausreden konnte.«
In der Regel kam Jess ihr jünger vor, als er an Jahren war – immer gut drauf, nie in Sorge, praktisch unbesiegbar. Aber was sie jetzt sah, gefiel ihr gar nicht. Müde wirkte er, zu alt, um in dieser Lage zu sein, extrem verletzlich.
»Ohne jeden Grund sind sie auf dem Parkplatz über dich hergefallen?«
»Ich bin rausgegangen, um dich anzurufen, und plötzlich waren sie da. Könnte das irgendwas mit dem Bild zu tun haben, das ich dem ›Vibrations‹-Geschäftsführer gezeigt habe? Übrigens meint Seth, dass das der Mann ist, den er mit Tatiana gesehen hat.«
Ellie war ratlos. Sie hatte Jess gebeten herauszufinden, ob an ihrem Verdacht, dass Charlie Dixon und Tatiana Chekova eine Beziehung gehabt hatten, etwas dran war. Warum hatte sie ihn damit in solche Gefahr gebracht? Hatte sie Dixon komplett falsch verstanden? Jess fragte, ob der Mann auf dem Bild Russe sei.
»Wieso? Waren die Männer, die dich so zugerichtet haben, Russen?«
»Russen, Tschechen, Rumänen, Ukrainer. Irgendwas Slawisches. Als ich von zu Hause weggegangen bin, habe ich auf der anderen Straßenseite ein paar Männer herumstehen sehen. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, aber jetzt bin ich eigentlich ziemlich sicher, dass es dieselben waren, die mich später fertiggemacht haben.«
»Warum hast du das nicht auch dem Officer gesagt?«
»Weil ich nicht nur verprügelt, sondern auch gewarnt worden bin. Und wenn es nur um mich gegangen wäre, hätte ich gesagt, sie sollen sich verpissen. Aber die Rede war von dir. Ich weiß nicht, in was du da reingeraten bist. Die Typen haben jedenfalls gesagt, du sollst die Finger davon lassen. Nächstes Mal wären wir beide tot. Und sie wissen, wo du wohnst. Bitte, Ellie, du musst aus diesem Fall raus.«
33
Ellie landete immer bei Flanns Mailbox. Als er auch auf die dritte Nachricht mit der Bitte um Rückruf nicht reagierte, beschloss sie, dass das Polizistin-Sein bis zum nächsten Tag Zeit hatte. Sie bemühte sich, einfach bei
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