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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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Mordkommission gegenübergesessen, an deren Namen sie sich nicht erinnerte.
    Sie hatte ihnen einen detaillierten Bericht über die gesamte FirstDate-Ermittlung geliefert – von ihrem ersten Zusammentreffen mit Flann McIlroy bis zu dem Augenblick, da die Ambulanz seinen Leichnam fortgebracht hatte. Außerdem hatte sie ihnen von Stephanie Hart und ihrer Mutter, Miranda, erzählt. Flann hatte eine Tochter. Irgendjemand musste ihr beibringen, dass ihr Vater tot war. Sie würde ihn vermissen. Sie sollte eine Rente bekommen. Seine Siamkatze sollte zu ihr gebracht werden. Danach hatte Lieutenant Eckels Ellie nach Hause geschickt, und der Gewerkschafter hatte die Kollegen darüber informiert, dass sie offiziell beurlaubt war. Das sei so üblich, hatten sie ihr versichert.
    Sie hatte das Revier verlassen, und im Lauf der seither vergangenen drei Tage hatte das New York Police Department zwischen ihr und den Ermittlungen eine regelrechte Mauer errichtet. Sie untersuchten den Mord an Flann McIlroy und den scheinbaren Selbstmord von Ed Becker, und sie bemühten sich, Verbindungen zwischen Becker und den vier toten Frauen herzustellen. Sie hatte hin und wieder den Drang verspürt, diese Mauer einzureißen und selbst weiter zu ermitteln, aber das hatte sie sich versagt. Auf keinen Fall wollte sie, dass das Department mögliche Trugschlüsse in der Aufklärung der Geschehnisse ihr und ihrer Einmischung anlastete. Sie hatte vier Nächte und drei ganze Tage fernab von dem Fall verbracht, der sie bis zu jenen drei Schüssen so vollständig vereinnahmt hatte.
    Sie hatte andere Beschäftigungen gefunden. Sie hatte ihr Training im Kickboxen wieder aufgenommen, hatte an einem Open-Mic-Abend im West Village Dog Park zugejubelt und war endlich einmal oben auf dem Empire State Building gewesen. Sie war sogar zu Miranda Hart gefahren und hatte ihr erzählt, wie sehr Flann sich über den Abend mit seiner Tochter gefreut hatte. Und trotz allem wurde sie das Bild von Flann nicht los, wie er auf Beckers Boot tot auf dem Boden lag. Die Endgültigkeit seines Todes hatte sich in ihrem Herzen breitgemacht wie ein Parasit.
    Nach drei Tagen Schweigen hatte Lieutenant Eckels angerufen und ihr mitgeteilt, dass er sie zeitig am nächsten Morgen zu sprechen wünsche. Auf ihre Frage, ob das bedeute, dass sie ihre Arbeit wiederaufnehme, hatte er erwidert, das würden sie dann klären. Er hatte sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie das Recht habe, neben einem Gewerkschaftsvertreter auch einen Anwalt ihrer Wahl zu dem Gespräch mitzubringen. Drei Tage lang hatte sie nichts gehört – sie war weder zu einer neuerlichen Befragung geholt noch zur Staatsanwaltschaft geschickt worden; niemand hatte angedeutet, wann ungefähr sie wieder anfangen würde zu arbeiten. Jetzt war sie vom Department einbestellt worden, und im Zuge der Einladung hatte sie keine einzige der üblichen Beschwichtigungen zu hören bekommen – reine Formsache, eine letzte Befragung, morgen sind Sie wieder im Dienst.
    Der Gewerkschaftsmann hatte ihr erklärt, dass das Department Fragen bezüglich ihrer Kompetenz aufwerfen würde. Es war möglich, dass sie ihren Dienstgrad als Detective einbüßte. Es war möglich, dass sie ihre Dienstmarke ganz und gar verlor. Sie war noch so neu im Geschäft, dass sie ihr sogar ihre Pensionsansprüche streitig machen konnten. Aber während der Gewerkschafter sich über all die möglichen Folgen ausließ, hatte sie immer nur ihre eigene innere Stimme gehört: Ich kann alles verlieren, und ich habe es nicht anders verdient. Um mich zu schützen, ist Flann allein nach City Island gefahren, und ich habe vergessen, mein Handy auszumachen, und deshalb ist er ermordet worden.
     
    Sie betrat das Dreizehnte Revier allein. Überdeutlich spürte sie, wie die Detectives der Mordkommission – die mit Flann McIlroy zusammengearbeitet hatten und mit denen sie noch gar nicht richtig bekannt war – ihr nachblickten, als sie auf das Büro des Lieutenants zuging. Dan Eckels erwartete sie. Sein grau gesprenkeltes Haar war kurz geschoren; der große Kopf saß direkt auf einem kleinen, gedrungenen Körper – ein Topfreiniger auf einem Hydranten. Ellie lächelte traurig, als ihr einfiel, wie Flann gesagt hatte, sie solle ihn sich vorstellen wie den gemeinsten, unfreundlichsten Chef, den sie je in einem Polizeistreifen gesehen habe.
    Überrascht und erleichtert zugleich erkannte sie das andere Gesicht in Eckels Büro. Es war noch gar nicht so lange her, dass der Mann, dem es

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