Online Wartet Der Tod
FirstDate-Mitglieder waren, und deshalb vermuten Sie einen Zusammenhang. Das wäre allerdings nur dann eine logische Schlussfolgerung, wenn Sie annehmen, dass eine FirstDate-Mitgliedschaft etwas Ungewöhnliches ist. Läuft es nicht immer nach diesem Schema: Sie finden heraus, dass zwei Opfer Kunden derselben kleinen Reinigung waren, und diesem Anhaltspunkt gehen Sie nach?«
Beide Detectives schwiegen, aber Stern sah die Blicke, die sie wechselten.
»Na ja, und hier wird es unlogisch. FirstDate ist schon lange keine kleine Reinigung um die Ecke mehr. Allein in New York und Umgebung haben wir zehntausende Kunden.« Der Verkäufer in ihm brach durch. »Keiner hat mehr Zeit. Am Arbeitsplatz flirten ist nicht angesagt. Mittlerweile nutzen die Leute Dienstleistungen wie unsere genauso, wie sie ins Fitnessstudio gehen. Was Sie als Übereinstimmung zwischen zwei Frauen betrachten, zeigt nur einmal mehr, wie bekannt FirstDate mittlerweile unter Großstadt-Singles ist. Genauso groß wäre die Übereinstimmung zwischen diesen Frauen, wenn sie beide den New Yorker gelesen oder bei D’Agostino eingekauft hätten.«
Ellies Blick in Richtung McIlroy sagte: Holen Sie ihn von seinem hohen Ross!
»Es geht nicht nur um Übereinstimmung«, sagte McIlroy. »Der Mörder hat uns eine Botschaft hinterlassen.«
Diese schlichte Mitteilung erwischte Stern kalt. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt! Der Mörder der beiden Frauen hat Kontakt zu Ihnen aufgenommen?«
McIlroy erläuterte, worum genau es sich bei der sogenannten Botschaft gehandelt hatte: die E-Mails, die sie in Amy Davis’ Manteltasche gefunden hatten und die nicht in ihrer Wohnung ausgedruckt worden waren. Als Ellie die Beschreibung jetzt mit den Ohren eines Unbeteiligten hörte, merkte sie, wie dürftig ihre Theorie war.
Und Stern ging es nicht anders. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Tut mir leid, Officers …«
»Detectives«, korrigierte Ellie.
» Detectives , natürlich. Tut mir leid, aber ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen.«
»Können Sie nicht? Oder wollen Sie nicht?«
»Sowohl als auch. Um ganz ehrlich zu sein: Das alles klingt, als griffen Sie nach einem Strohhalm. Und unter diesen Umständen kann ich nicht zulassen, dass Sie willkürlich in unserer Kundenkartei herumstöbern. Wenn Sie mit einzelnen Namen kommen und mir triftige Gründe nennen, weshalb Sie die Angaben brauchen, sieht es vielleicht anders aus …«
» Vielleicht ?«, fragte Ellie. »Ihnen ist offensichtlich nicht klar, wie die Dinge liegen. Dies ist eine Stadt mit acht Millionen Einwohnern, und wir konzentrieren uns momentan auf diese wenigen. Die Gründe haben wir Ihnen genannt …«
»Keinen, der es rechtfertigen würde, das Leben jedes Einzelnen auf dieser Liste unter die Lupe zu nehmen. Selbst wenn ich Ihre Theorie großzügig betrachte, gibt es auf der Liste allenfalls eine Person, derer Sie sich annehmen sollten. Alle anderen haben einen Anspruch auf Wahrung ihrer Privatsphäre – eines der wichtigsten Güter, die FirstDate bietet. Wenn unsere Kunden uns nicht vertrauen können, werden wir bald nicht mehr viele haben. Und unser Service funktioniert nur, solange wir eine breite und vielschichtige Klientel haben.«
»Vertrauen? Sie reden von Vertrauen?« Ellie zog zwei Tatort-Fotos aus einem Kuvert. »Caroline Hunter und Amy Davis hatten sich entschieden zu vertrauen. Sie haben sogar gewaltiges Vertrauen aufgebracht. Sie haben sich einer riesigen Zahl vollkommen Fremder präsentiert, weil Ihre Firma die Leute mit der Aussicht auf Geborgenheit anlockt. Jetzt sind Hunter und Davis tot, und Sie weigern sich, uns zu helfen. Sie weigern sich, den beiden zu helfen.«
»Ich würde ja gern helfen, aber ich habe auch gehofft, Sie würden mein Dilemma verstehen. Bedauerlich, dass es nicht so ist.«
»Sehr bedauerlich«, murmelte Ellie und wandte sich zum Gehen. McIlroy folgte ihr, doch Stern hatte noch etwas zu sagen.
»Ach, Detectives. Ich hoffe außerdem, Sie sind umsichtig genug, Ihre Theorie vorerst für sich zu behalten. Solange Sie nicht mehr vorweisen können, werden Sie doch nicht den Großteil jener Leute in der Stadt, die übers Internet Kontakte knüpfen, verrückt machen wollen.«
»Sie meinen, Sie wollen nicht aufgrund von Medienberichten Ihre Umsätze den Bach runtergehen sehen.«
Stern, immer noch auf der diplomatischen Schiene, lächelte erneut. »Wenn Sie diese Theorie untermauern oder nachweisen können, dass ein Mann beide Frauen gekannt hat,
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