Online Wartet Der Tod
rufen Sie meinen Anwalt an, und ich stehe Ihnen gern zur Verfügung. Sollte ich vorher mehr in dieser Sache hören, werde ich derjenige sein, der meinen Anwalt anruft.«
Auf dem Weg zum Empfangsbereich machte Flann plötzlich auf dem Absatz kehrt, ging noch einmal zu Stern hinein und ließ Ellie vor verschlossener Tür stehen. Wenige Minuten später tauchte er wieder auf.
»Haben Sie sich für mein Benehmen entschuldigt?«
»Nehmen Sie’s nicht krumm. Ich habe nur versucht, die Wogen zu glätten – für den Fall, dass wir ihn noch brauchen.«
»Nicht entschuldigen, Flann. Sie haben es genau richtig gemacht. Haben Sie schön dick aufgetragen? Mich mit dem H-Wort betitelt? Ihm erzählt, wie sehr es Sie nervt, mit einer verdammten Quotenlesbe zusammenarbeiten zu müssen?«
»Das scheint Ihnen ja richtig Spaß zu machen«, sagte Flann und grinste.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl wurden sie von der Empfangsdame aufgehalten, die wissen wollte, ob sie die erforderlichen Informationen erhalten hätten. Im Gegensatz zu ihrem Chef machte sie einen besorgten Eindruck.
»Ja. Mr. Stern ist es egal, dass zwei Frauen, die seine Website genutzt haben, ermordet worden sind; das wissen wir jetzt«, sagte Ellie und fragte sich, ob sie den bösen Cop nicht ein bisschen zu sehr raushängen ließ.
Die Frau schien enttäuscht, wenn nicht sogar traurig. Ellie betrat den Fahrstuhl und schaute noch einmal auf das Namensschild. Christine Conboy. Eine Person bei FirstDate, die möglicherweise auf die Firma pfiff.
8
Im Hauptgebäude des Supreme Court an der Centre Street 60 war schon so mancher berüchtigte Prozess geführt worden: 1964 gegen den Komiker Lenny Bruce, der wegen Obszönität verschrien war, in den Siebzigern gegen den Serienmörder Son of Sam, später gegen einen bunten Haufen Rapper und den einen oder anderen Gauner von der Wall Street – um nur ein paar Eckpunkte des Zeitenwandels in New York zu nennen. Die Darbietung in einem kleinen, nach hinten hinaus gelegenen Saal nahm sich an diesem Nachmittag dagegen bescheiden aus – verhandelt wurde gegen einen Rausschmeißer, der an der Tür eines Nachtclubs in Chelsea Ecstasy verkauft haben sollte.
Ellie und McIlroy saßen zwei Reihen hinter den Vertretern der Anklage und hörten sich geduldig an, wie der Officer im Zeugenstand detailliert über die Drogen Auskunft gab, die im Hinterzimmer des Clubs beschlagnahmt worden waren. Als das Gericht sich zu einer Pause zurückzog, lehnte der Staatsanwalt sich über die Absperrung zu den beiden Detectives hinüber.
»Eine neue Partnerin?« Sein asiatisches Gesicht war rund, beinahe pausbäckig, und er lächelte Ellie an. Es war ein warmes, freundliches Lächeln, das sie mit einem festen Händedruck erwiderte.
»Ellie Hatcher, und ich bin keine richtige Partnerin. Nur vorübergehend abgeordnet.«
»Jeffrey P. Yong. Und ich bin kein richtiger Staatsanwalt. Ich spiele nur einen im Fernsehen.«
»Glauben Sie Jeffrey P. Yong kein Wort. Der Mann ist der geborene Lügner. Und ein Dieb noch dazu – er hat drei Riesen von meinem sauer verdienten Gehalt.«
»Damit will Flann sagen, dass ich beim Pokern besser bin als er, was nicht viel heißt.«
»Sie spielen regelmäßig Poker?«
»Hat Howard Stern Freude an einem Lapdance?«
Yong, offenbar an Flanns rhetorische Fragen gewöhnt, überging den Einwurf. »Eher unregelmäßig, aber ja, im Prinzip schon.«
»Was soll eigentlich das Geplänkel?«, fragte Flann. »Normalerweise erledigt Jeff das Geschäftliche, bevor er mit seinen schlechten Witzen anfängt.«
»Wieso verlierst du dein ganzes Geld an mich, wenn ich so leicht zu durchschauen bin?«
»Du erwähnst den Gerichtsbeschluss mit keiner Silbe. Warum?«
Yong schnaubte frustriert. »Ich hab beim Mittagessen einen Zettel auf meinem Stuhl gefunden.«
Ellie überließ das Reden jetzt Flann.
»Das klingt nicht gut.«
»Nö. Nicht gut. Wart ihr heute Morgen bei den FirstDate-Leuten?«
»Wie du es uns aufgetragen hast.«
»Habt ihr was erreicht?«
»Es war ein endloses Hickhack. Er meinte, wir sollen verschwinden und die Klappe halten. Wir haben angekündigt, dass da noch was kommt. Was brauchst du von uns, damit es für einen Gerichtsbeschluss reicht?«
»Erklär mir noch mal, wie die von FirstDate euch deiner Meinung nach helfen können.« Yongs Miene sagte: schwierig.
Flann führte an, dass beide Opfer Kundinnen von FirstDate gewesen waren, und erwähnte den E-Mail-Ausdruck, den sie bei Amy Davis gefunden hatten.
Weitere Kostenlose Bücher