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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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Highway in Manhattan erschossen worden. In dem Bericht, den ein Detective namens Ed Becker verfasst hatte, wurde der Laden euphemistisch als »Herrenclub« bezeichnet. Ellie las den Namen unter dem Bericht noch einmal. Irgendwas daran kam ihr bekannt vor. Sie war kürzlich schon einmal darauf gestoßen, konnte sich im Moment aber nicht erinnern, wo.
    In der Nacht zum 22. April wurde dort ein Junggesellenabschied gefeiert. Gegen zwei Uhr morgens war einer der Gäste, die gerade draußen standen und rauchten, zum Pinkeln in eine Ecke des Parkplatzes gegangen und hatte dort ein Paar nackte Beine hinter einem Auto hervorragen sehen. In der Annahme, dass es sich um die Beine einer Hure handelte, die umgekippt war, nachdem sie einen Freier abgefertigt hatte, winkte er seine Freunde zu einer kostenlosen Peepshow heran. Der Mantel der Frau war offen, darunter trug sie einen strassbesetzten BH und einen Stringtanga. Bei genauerem Hinsehen ergab sich ein weniger anregendes Bild. Größere Teile ihrer Hirnmasse waren auf dem Parkplatzbeton verteilt.
    Der Türsteher hatte bestätigt, dass der Körper, das Outfit und der Hintern mit dem Schmetterlingstattoo zu Tatiana Chekova gehörten. Sie hatte stundenweise in dem Club gekellnert und, wenn sie knapp bei Kasse war, Lapdance gemacht, wenn auch nicht gern. Sie hatte erst sechs Wochen im »Vibrations« gearbeitet. Bedauerlicherweise hatte sich im Club niemand gefunden, der sie näher gekannt hatte.
    Wenn sie bedachte, wie viele Worte sie schon um einen gewöhnlichen Einbruchdiebstahl machte, fand Ellie den Bericht erbärmlich kurz. Vermutlich hatten die Detectives alle befragt, die sich bei ihrem Eintreffen im »Vibrations« aufhielten, aber in dem Bericht wurde das mit dem Hinweis zusammengefasst, dass es »für die Schießerei keine Zeugen« gegeben habe. Die Einzelheiten der Befragungen waren ausgelassen. Nicht einmal Namen standen da, abgesehen von dem des Managers, der an jenem Abend zuständig gewesen war, dem des betrunkenen Burschen, der die Tote gefunden hatte, und dem des angehenden Ehemannes.
    Es war erbärmliche Polizeiarbeit.
    Die Hintergrundinformationen, die die Detectives zu Chekova zusammengetragen hatten, konnten auch nicht beeindrucken. Sie hatten schnell festgestellt, dass sie russische Immigrantin gewesen war und seit knapp fünf Jahren in New York gelebt hatte. Während ihrer ersten beiden Jahre im Land war sie dreimal wegen Prostitution aufgeflogen, und etwa drei Monate vor ihrem Tod hatte es eine Festnahme wegen Kreditkartenbetrugs und Heroinbesitzes gegeben. Dem Computerausdruck zufolge hatte der Officer die Chekova wegen des Betruges festgesetzt und dann in ihrem Schlafzimmer Heroin gefunden. Es war nicht zu einer Anklage gekommen. Ellie vermutete, dass bei der Durchsuchung etwas nicht gestimmt hatte. Um eine Frau in ihrer Wohnung festzunehmen, musste man nicht zwingend ihr Schlafzimmer durchsuchen.
    Als sie zum Bericht der Ballistiker kam, holte Ellie ihr Nutella-Glas und den Löffel aus dem Karton, den sie unter Flanns Schreibtisch verstaut hatte. Die Berichte aus dem Labor waren weitaus genauer als die der Detectives. Zwei Kugeln, aus nächster Nähe auf den Hinterkopf des Opfers abgefeuert. Schwerste Verletzungen.
    »Wonach riecht’s hier?« Flann blickte von seiner Lektüre auf. » Essen Sie irgendwas?«
    »Nutella. Etwas Nuss, etwas Schokolade. Kulinarische Perfektion.«
    »Riecht wie aus dem Schweinestall weggeschaufelt. Ganz abgesehen davon, dass es noch nicht mal zehn ist.«
    Lächelnd holte Ellie noch mehr aus dem Glas. »Sie haben sich die Mordakte Caroline Hunter angeschaut, oder?«
    »Ja. War nicht doll. Ihre Handtasche wurde gestohlen, deshalb sah es nach einem misslungenen Raubüberfall aus. Keine Zeugen. Keinerlei heiße Spur.«
    Er sah Ellie herausfordernd an, so, als warte er auf die richtige Frage. Die Laborberichte zum Fall Chekova hatte er auch gelesen.
    »Was ist mit den Schüssen?«, fragte sie.
    »Zwei. In den Hinterkopf.«
    »Aus der Nähe?«
    »Die Ballistiker meinen, ein halber bis ein Meter Entfernung.«
    Genau wie bei Tatiana Chekova. Dieselbe Waffe, die gleichen Schüsse. Die gleiche Anzahl an Kugeln. Die Chekova war neun Monate und zehn Tage vor Caroline Hunter getötet worden. Einundzwanzig Monate und zehn Tage vor Amy Davis. Nichts deutete auf eine Verbindung zu FirstDate hin. Aber das hieß nicht, dass es keine gab. Die ursprünglichen Ermittler hatten keine Veranlassung gehabt, danach zu suchen. Und selbst wenn –

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