Online Wartet Der Tod
nur zu gut zu kennen schien, verdrehte die Augen. »Also, theoretisch könnten wir die ballistischen Informationen zu allen jemals in den USA verkauften Schusswaffen in einer bundesweiten Datenbank sammeln. Die Waffennarren halten dagegen, das würde einem Waffenregister zu nahe kommen. Wir hier in der sozialistischen Republik New York haben damit kein Problem. Uns fehlt nur das Geld.«
»Wie gesagt, kein Vorrang. Aber trotz allem hat Naomi sich für uns ziemlich ins Zeug gelegt. Nachdem ich eine Verbindung zwischen den Fällen Caroline Hunter und Amy Davis hergestellt hatte, habe ich sie gebeten, die Hunter-Kugel durch das Suchprogramm zu schicken. Kein Treffer, aber Naomi hat mir erklärt, dass an der Datenbank noch gearbeitet wird. Also habe ich sie beauftragt, nach Opfern mit ähnlichen Merkmalen zu suchen. Es ist ja möglich, dass jemand erschossen wurde und die Kugel einfach das Suchprogramm noch nicht durchlaufen hat.«
»Ich habe mir die ungeklärten Mordfälle aus den letzten drei Jahren angeschaut, bei denen weiße Frauen zwischen fünfundzwanzig und vierzig auf offener Straße erschossen worden sind. Ihre beiden Opfer waren in Manhattan, gebildet, gehobener Mittelstand. Ein paar ähnliche Fälle hab ich gefunden, aber bei denen wird der Täter im familiären Umfeld vermutet, und die Untersuchungen laufen noch. Die meisten anderen Opfer haben demografisch nicht gepasst – Drogenabhängige, Prostituierte. Weil Flann aber keine Ruhe gab und sich über unsere miesen ballistischen Daten aufregte« – sie lächelte ihn an –, »habe ich weitergemacht und die Geschosse aus diesen Fällen mit der Datenbank abgeglichen.«
»Und das hat sich ausgezahlt«, sagte Flann.
»Ich habe Hunter noch mal geprüft und hatte eine Übereinstimmung. Das Opfer hieß Tatiana Chekova. Sie ist vor knapp zwei Jahren erschossen worden – mit einer .380 Halbautomatik, genau wie Caroline Hunter. Ich habe noch niemanden draufschauen lassen, aber der Computer sagt, es war ein und dieselbe Waffe.«
»Und dem Computer kann man trauen?«
»Sogar mehr als dem menschlichen Auge, aber diese Technik ist noch so neu, dass wir es allein den Anwälten zuliebe auch in altbewährter Weise machen. Soll ich die Ballistiker einschalten?«
»Sagen Sie denen einfach, sie sollen mich anrufen, wenn sie fertig sind.«
Der erste der drei Männer bei FirstDate, denen Ellie Flirts geschickt hatte, nannte sich Mr. Right. Sie hatte ihn trotz dieses ach so originellen Namens ausgesucht, weil sein Ton so daneben war, voller unpassender Anspielungen. Als Amy geschrieben hatte, dass sie Independent-Filme mochte, hatte er sich nicht entblödet zu fragen, ob sie »anstrengende Schlaumeierstreifen mit Untertiteln« meine oder »schöne künstlerische Heim-Videos für den privaten Gebrauch«. Und dann dieser Kommentar zu dem einen Foto, das sie ihm geschickt hatte; es zeigte sie beim Mardi Gras: »Hast du ordentlich mit deinen Titten angegeben?«
Um diese Zeit herrschte auf dem Franklin D. Roosevelt Drive dichter Verkehr, deshalb setzte Flann das Blaulicht ein, um sich freie Bahn zu verschaffen. Er blickte in den Rückspiegel, wechselte die Spur und fragte Ellie nach den beiden anderen Männern, die sie bei ihrem abendlichen Streifzug durch FirstDate-Profile unter die Lupe genommen hatte.
»Einer nennt sich Taylor. Mehr oder weniger ein Stalker. Soweit ich das sehen konnte, hat Amy sich einmal mit ihm auf einen Kaffee getroffen, und danach hat sie ihn in die Wüste geschickt. Während der darauf folgenden Woche hat er ihr ein paar Mal gemailt; wollte wissen, was los war; behauptete, dass es zwischen ihnen doch gefunkt habe; unterstellte ihr Bindungsangst – so in der Art. Sieht so aus, als hätte sie ihn am Ende für ihren Account gesperrt.«
»Das geht?«
»Klar. Auf der FirstDate-Seite gibt es eine Sperrfunktion. Da muss man nur den Namen des anderen eingeben, und schon kann er einem nicht mehr direkt schreiben. Taylor ist der einzige Name auf Amys Sperr-Liste. Sie hat ihn vor ungefähr einer Woche geblockt, also ist er wohl interessant für uns. Außerdem habe ich noch einen Flirt an einen Mann geschickt, der sich Enoch nennt.«
» Eunuch ? Er verkündet, dass er keine Eier hat?«
»Nein«, sagte sie und lachte. » Enoch. Wenn ich es richtig verstanden habe, könnte das auch der Name seines ersten Hundes gewesen sein. Am Anfang ist er mir gar nicht aufgefallen. Sein Online-Profil ist so nichtssagend, wie man es sich nur vorstellen kann – da
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