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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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ich nicht lange im Geschäft. Wie gesagt, bei Tatiana war es ein bisschen anders. Sie hatte etwas von einem verlorenen kleinen Mädchen, das endlich auf eigenen Füßen stehen will. Und wenn ich ihr was vorgeschossen habe, hat sie es immer abgearbeitet.«
    »Hatte sie Freundinnen? Angehörige?«
    »Also das weiß ich nicht. Hier gehen so viele Mädchen ein und aus, ein ständiger Wechsel, da lasse ich es nicht zu persönlich werden. Verstehen Sie?«
    »Was ist mit einem Freund? Gab es vielleicht einen Kunden, dessen Interesse über das Übliche hinausging?«
    »Die Männer mögen es, wenn eins der Mädchen sie mit nach hinten nimmt in einen separaten Raum und sie ein bisschen Extrazuwendung kriegen. Die Kellnerinnen sind nur fürs Auge. Aber es gab da einen, der fiel ein bisschen aus dem Rahmen. Irgendwie streng. Prüde. Wie ein Buchhalter. Er ist allein gekommen, entpuppte sich aber als nicht allein, verstehen Sie? Und er saß nie in der Nähe der Bühne. Immer irgendwo weiter hinten. Ich habe ihn nur ein paar Mal hier gesehen, und jedes Mal hat er sich mit Tatiana unterhalten. Das fällt mir jetzt erst auf: Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ihn danach noch mal hier gesehen hätte.
    Taylor Gottman hatte den Mann, der in der Umgebung von Amys Haus herumgelungert hatte, als groß und dunkelhaarig beschrieben. Ellie fragte sich, ob derselbe Mann sich hier mit Tatiana getroffen hatte. »Können Sie noch mehr über ihn sagen? Alter? Größe? Haarfarbe?«
    »Nein. Das hätten auch Sie sein können«, sagte Seth und wies auf Jess. »Okay, Sie wohl eher nicht. Sie sind nicht so zugeknöpft, das sehe ich. Aber ich kann nicht mit Einzelheiten dienen. Ich erinnere mich nur deshalb an den Mann, weil ich damals, an dem Abend, als sie umgebracht wurde, den Cops von ihm erzählt habe.«
    Eine weitere Information, die ihren Weg nicht in Beckers Akte gefunden hatte.
    »Wie war das an dem Abend? Ist Ihnen irgendwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Er lachte kurz. »Ungewöhnlich? Hier ist jeder Abend ungewöhnlich. Aber nein, mir ist nichts Besonderes in Erinnerung geblieben. Das habe ich den Cops damals auch gesagt. Mit Tatiana schien alles in Ordnung. Sie hat ihre Schicht gearbeitet, hat Drinks serviert und ist gegangen. Ich weiß nur noch, dass irgendwann ein paar Männer reingestürmt kamen und schrien, wir sollten 911 anrufen.«
    »Das waren die Leute von der Junggesellenparty?«
    »Von einer der Junggesellenpartys, ja. Das trifft es eher.«
    »Was ist mit denen? Ist Ihnen aufgefallen, dass einer von denen sich besonders für Tatiana interessiert hätte? Oder hat einer sich hinterher merkwürdig benommen?«
    »Machen Sie Witze? Diese Typen? Absolut harmlos. Gut, wenn Sie mir erzählen, dass ein Mädchen begrapscht worden ist, belästigt – ich habe inzwischen gelernt, dass viele Männer, denen Sie das nicht zutrauen würden, zu so was jederzeit imstande sind. Aber eine Waffe? Nie im Leben hatten diese Typen eine Pistole bei sich.«
    Das hatten Becker und sein Partner genauso gesehen.
    »Ich will Tatianas Schwester besuchen, Zoya. Verheiratete Rostov. Sie wohnt in Bensonhurst. Sie wissen nicht zufällig etwas über sie?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, ich lasse es nicht zu persönlich werden. Aber falls sie Arbeit suchen sollte, schicken Sie sie zu mir. Wenn ich mehr Mädchen hätte, die so hübsch und so zuverlässig sind, wie Tatiana es war …«
    Ellie dankte Seth dafür, dass er sich Zeit genommen hatte, und dann ergriff zum ersten Mal Jess das Wort.
    »He, Männer stellen Sie wohl nicht ein, oder? Bar und so, nicht als Tänzer«, sagte er und grinste. »Keine Drogen, keine Vorstrafen.«
    »Sie wollen mich verschaukeln.«
    Das wollte Jess nicht. Ellie musste warten, bis er ein Bewerbungsformular ausgefüllt hatte.
     

21
    Ellie fuhr allein mit der U-Bahn nach Bensonhurst. Nicht buchstäblich, denn im Zug waren am frühen Abend unzählige Kinderfrauen, Haushälterinnen und andere Leute, die nach einem langen Arbeitstag endlich von Manhattan nach Hause fuhren, aber sie war ohne Begleitung.
    Sie hatte versucht, Jess zum Mitkommen zu bewegen, aber er hatte gleich zwei Gründe gehabt zu passen, die, wie er meinte, jeder für sich schon ausgereicht hätten. Im Gegensatz zu Ellie hatte er nämlich ein Privatleben. Er war mit einer Frau, die er bei seinem letzten Gig kennengelernt hatte, auf einen Drink verabredet. Das hatte er zum Anlas genommen, Ellie daran zu erinnern, dass sie sich auch endlich wieder jemanden

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