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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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zum Ausgehen suchen sollte. Den zweiten Grund, den er angegeben hatte, fand Ellie genauso frustrierend. Wann immer er einen Schlafplatz in Manhattan habe, hatte er gesagt, meide er »Brücke und Tunnel«. Und so fuhr Ellie, bei der Jess seinen Schlafplatz ergattert hatte, allein mit der Bahn nach Bensonhurst.
    Es hatte eine Zeit gegeben, da war Bensonhurst durch und durch italienisch gewesen; berühmt – manche würden sagen, berüchtigt – für seine starke Mafia-Präsenz. Zu der Zeit, als Ellie die Highschool besuchte, hatte eine Clique ortsansässiger Jungen den sechzehnjährigen Yusef Hawkins zu Tode geprügelt, weil er sich als Schwarzer in der falschen Gegend nach einem Gebrauchtwagen umgeschaut hatte. Sosehr die Anwohner sich gegen den unausweichlichen ethnischen Wandel gewehrt haben mochten, er hatte auch Bensonhurst ergriffen. Viele Italiener waren in die Vororte von Staten Island und Nassau County gezogen; geblieben waren Afroamerikaner, und der entstandene Raum war schnell von neuen Immigranten aus Osteuropa und Asien ausgefüllt worden.
    Auf dem Weg zu dem Haus, in dem Zoya Rostov wohnte, kam Ellie an einer chinesischen Wechselstube, einem russischen Deli und einem türkischen Imbiss vorbei. Als sie auf das schmale Backsteinhaus zuging, entdeckte sie im Licht einer Straßenlaterne ein bekanntes Gesicht. Gleich darauf verzog das Gesicht sich zu einem breiten Lächeln, und Ed Becker kam auf sie zu, um ihr die Hand zu schütteln.
    »Detective Hatcher! Wer von uns beiden ist jetzt mehr überrascht? Werden Ihnen bei einem alten Fall Überstunden angerechnet?«
    Ellie war ziemlich sicher, dass sie Becker auf der Überraschtheitsskala weit hinter sich ließ. »Ich hole nur in meiner Freizeit ein paar Hintergrundinformationen ein. Und was machen Sie hier?«
    »Man könnte wahrscheinlich sagen, mehr oder weniger das Gleiche. Ich habe in meinem Hirn gegraben und bin dabei auf die vage Erinnerung gestoßen, dass die Chekova eine Schwester hatte. Und mir war so, als wüsste ich die Adresse noch. Also habe ich mir vorgenommen, das zu überprüfen.«
    Ellie erinnerte sich an McIlroys Bedenken. Genau diese Situation hatte er kommen sehen. »Wir hatten nicht die Absicht, Sie aus dem Ruhestand zurückzuholen.«
    Becker lachte. »Da hätten Sie auch keine Chance. Sagen wir einfach, ich fand mich neulich nicht besonders hilfreich. Deshalb wollte ich hier mal auf die Briefkästen schauen, um zu sehen, ob die Adresse stimmt, und Sie dann anrufen. Ich hatte nicht die Absicht, mit ihr zu sprechen. Was sollte ich auch sagen? Ich habe damals den Fall Ihrer Schwester versaut, weil ich halb betrunken und halb irre war, und ich dachte, das bringe ich jetzt, ohne Polizeimarke, mal in Ordnung. War ohnehin Zeitverschwendung. Ich bin eine halbe Stunde im Kreis gefahren, bis ich das Haus endlich gefunden hatte. An den Briefkästen wimmelt es nur so von russischen Namen. Ich dachte, ihrer würde mir einfallen, wenn ich ihn sehe, aber …«
    »Rostov heißt sie. Und sie wohnt in Nummer 4F.«
    Becker nickte mit einer Miene, als hätte er sich daran erinnern müssen, und zog ein Schlüsselbund aus der Tasche. Ellie blickte ihm nach, als er zu einem blauen Buick Regal ging, der zwei Eingänge weiter parkte. Sie hatte sich von Flanns Kommentaren beeinflussen lassen und den Mann ziemlich von oben herab behandelt. Jetzt schaute sie an dem Haus hoch, in dem Zoya Rostov wohnte.
    »Haben Sie Lust mitzukommen? Vielleicht bricht es das Eis, wenn sie ein bekanntes Gesicht sieht.«
    Als Ed Becker die Schlüssel wieder einsteckte, lag in seinem Blick eine Entschlossenheit, die Ellie zuvor nicht gesehen hatte.
     
    Je weiter sie auf der schmalen Treppe nach oben kamen, desto deutlicher hörten sie das Greinen eines Babys. Als sie direkt vor der Wohnungstür standen, hörten sie ein weiteres Kind juchzen und, nachdem sie geklopft hatten, eine Männerstimme auf Russisch etwas rufen.
    »Hallo? Wer ist da?«, fragte eine Frau.
    »Polizei«, gab Ellie zurück. »Ich störe Sie wirklich ungern, aber es geht um Ihre Schwester. Um Tatiana.«
    Die Frau öffnete. Sie war auffallend hübsch. Volle, pfirsichbraun geschminkte Lippen, riesige Augen, die Ellie und Ed unter Fransen von kurzem braunen Haar hervor musterten. Sanft wiegte sie das Baby, das auf ihrer Hüfte saß.
    »Entschuldigung. Wer sind Sie?« Sie schien die mit leichtem russischem Akzent vorgebrachte Frage vor allem an Ellie zu richten. Ed ergriff das Wort.
    »An mich erinnern Sie sich vielleicht

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