Online Wartet Der Tod
verarbeitete Ellie diese Information. »Sicher?«
»Absolut. Ich habe es hier vor mir.«
»Aber Amy hatte eine Gratis-Mitgliedschaft.«
Stern lachte. »Tut mir leid. ›Gratis‹ ist bei FirstDate ein Fremdwort.«
»Aber ich habe das Angebot auf ihrem Computer gesehen. Eine dreißigtägige Mitgliedschaft auf Probe.«
»Nicht bei FirstDate, das kann nicht sein. Die Typen aus der Marketingabteilung haben so was vorgeschlagen, aber ich bin standhaft geblieben. Wenn die Leute denken, sie können umsonst Mitglied werden, zahlen sie mir gar nichts mehr.«
Ellie wusste genau, was sie in Amys E-Mails gelesen hatte. Sie beschrieb Stern das Angebot in allen Einzelheiten. Er zeigte sich wenig überrascht.
»Das ist Phishing«, sagte er, »mit Ph. Die E-Mail ist so frisiert, dass sie aussieht, als käme sie ganz legal von einer Firma. Wahrscheinlich enthält sie einen Link zu einer Website, die aussieht wie die von FirstDate, und dort wird der Empfänger nach persönlichen Angaben gefragt. Eins kann ich Ihnen jedenfalls sagen: Wenn da ein kostenloser Account angeboten wurde, stammt die Mail garantiert nicht von uns.«
Ellie bedankte sich und legte verwirrt auf. Flann kam auf sie zu; er hielt ein Blatt Papier in der Hand. »Ich habe Hamline schon mal laufen lassen; Sie sind hoffentlich einverstanden. Habe seine Abrechnungen überprüft. Der Mann hat kaum Zeit, pinkeln zu gehen, geschweige denn, den halben Tag in Internetcafés herumzuhängen. Ist alles in Ordnung?« Noch bevor Ellie Gelegenheit hatte, zu antworten, hielt er ihr das Papier hin. »Dieses Fax ist für Sie gekommen. Ein alter Polizeibericht über einen Edmond Bertrand?«
Laut dem Boston Police Department war Edmond Bertrand, geboren am 16. Oktober 1974, sechs Jahre zuvor wegen Fälschung verhaftet worden. Vernommen und wieder freigelassen. Kein Polizeifoto, keine Fingerabdrücke. Er war festgenommen worden, nachdem er bei Brooks Brothers versucht hatte, mit einer gestohlenen Kreditkarte einen Anzug zu bezahlen.
Ellie musste Suzanne Mouton noch einmal anrufen.
27
»Es tut mir leid, dass ich Sie zu Hause behellige, Detective Robi …« Ellie stolperte über den unaussprechlichen Cajun-Nachnamen.
»Nennen Sie mich einfach Dave.«
»Entschuldigung. Ich habe Ihre Nummer von Ihrer Nachbarin, Suzanne Mouton. Möglicherweise hat sie Ihnen schon erzählt, dass ich mich für Edmond Bertrand interessiere?«
»Ich wollte Sie gerade anrufen.«
»Wissen Sie Einzelheiten über die Sache mit der Überdosis? Er hatte vor Jahren mal Schwierigkeiten mit einem Mordopfer, das wir jetzt hier haben.«
»Oh. Aber ich weiß genau, dass dieser Bursche Ihnen nicht in die Quere kommt. Er ist tot.«
»Sind Sie wirklich sicher?«
»Suzanne hat mich darauf vorbereitet, dass Sie das fragen würden, deshalb habe ich mir die Sterbepapiere noch mal rausgesucht. Das war kein Gerücht. Edmond Bertrand ist einer Überdosis Drogen zum Opfer gefallen. Hier steht, dass sein Leichnam auf Avery Island gefunden worden ist.«
»Ich bin immer sehr gründlich.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Meine frühere Partnerin war genauso hartnäckig – und die ist jetzt Sheriff.«
»Haben Sie vielleicht auch ein Geburtsdatum für mich?«
»Zwanzig, fünf, siebenundsiebzig.«
Der Mann, der in Boston verhaftet worden war, hatte den 16. Oktober 1974 als Geburtsdatum angegeben. Die einfachste Erklärung wäre gewesen, dass der in Boston Festgenommene mit dem Edmond Bertrand, der vor neun Jahren in Louisiana gestorben war, nichts zu tun hatte. Aber der Name war doch ungewöhnlich, und auch die Tatsache, dass der Mann in Boston wegen unrechtmäßigen Kreditkartengebrauchs aufgefallen war, beschäftigte Ellie. Tatiana war damals wegen des gleichen Delikts festgenommen worden, und Enochs Mitgliedsgebühren bei FirstDate waren mittels Kreditkartenbetruges bezahlt worden.
»Wissen Sie sonst noch etwas über Edmond Bertrand?«
»Nach Suzannes Anruf habe ich ein bisschen herumgefragt. Wollen Sie das wirklich hören? Es ist so eine Geschichte, die einem ewig durch den Kopf geistert.«
»Da wird sie sich in guter Gesellschaft befinden, glauben Sie mir.«
»Sie wissen von den Schwierigkeiten, die die Familie Davis mit ihm hatte?«
Ellie erzählte, was sie über Bertrands unerwünschte Annäherungsversuche und die einstweilige Verfügung gehört hatte.
»Nun ja, die Warnung hat nicht gefruchtet. Als Amy in den Weihnachtsferien nach Hause kam, hat er ihr im Einkaufszentrum aufgelauert,
Weitere Kostenlose Bücher