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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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Albert Loy gewesen war, wird sie nicht mehr viel gebracht haben. Was sollte er dem Einäugigen noch androhen, geschweige versprechen? Den vollständigen, richtigen Namen unseres Detektivs – des »Ermittlers der Herzen« (Ulli) – wird Loy glaubhaft verschwiegen haben können. Möglich, daß der Jamaikaner sodann Loys Stammbars abgeklappert hat. Falls alle Barchefs so bärbeißig waren wie Roswitha, wird es auch dort nicht viel zu ermitteln gegeben haben.
    Verblieben noch die Schnittstellen Fiona und Queckenborn. Fiona wußte noch weniger als Loy, und die Villa Queckenborn war hermetisch abgeriegelt. Im Grunde aussichtslos, doch aufzugeben verbot sich dem Privatdetektiv allein wegen der Verbissenheit seines Auftraggebers. Dessen lukrative Langmut zu ignorieren wäre idiotisch. Also dachte er sich vermutlich: Leute wie Queckenborn haben Berater, Agenten, Anwälte. Und welche von diesen Berufsgruppen pflegt ggf. Kontakte zu Detektiven? Und wer es war, der Queckenborn juristisch vertrat, war kinderleicht zu googeln. Und wie die Sekretärin hieß, war unter dem Menüpunkt Kontakt auf dessen Website zu lesen. Und den Namen Roberta Wanda Müller gab’s bei Facebook nur ein einziges Mal.
    Ihrer eigenen Aussage zufolge hatte Robota den Jamaikaner mit der bunten Rastamütze bereits Anfang Juli im Stadtparkbad kennengelernt. Anfangs habe er auf dicke Hose gemacht; als er abblitzte, auf dünne Hose, usw. usf. Er war gut fünfzehn Jahre zu alt für ihren Geschmack – aber beispiellos hartnäckig. Drei Wochen lang sang er das Hohelied auf ihre langen Beine und ihre Mona-Lisa-Wangen und folgte ihr je ein Stück ihrer Wege, um die Spuren ihrer Pfennigabsätze mit Gold auszugießen.
    Angeblich verdiente er sein Geld als Personenschützer, und einer von Robotas Lieblingsfilmen war schon immer »Bodyguard« gewesen. Anfang August hatte er sie so weit, daß sie gegen ihren langweiligen Dauerfreund einen Seitensprung wagte. »Eines Abends«, gestand sie unter Tränen, die ich ihr hart abtrotzen mußte, »bin ich mit ihm ins Kino gegangen und danach noch was trinken. Und weil er angeblich in Lübeck wohnt, sind wir spontan in ein Hotel, und da ist es dann passiert, und plötzlich – ich weiß auch nicht, ich kann’s mir heute gar nicht mehr erklären, was ich mir dabei gedacht habe, ich hatte kaum aufgeraucht, da legt er mir das Foto vor und fragt mich, ob ich den Typ zufällig kenne; eine Kundin von ihm ist ihm auf Malle begegnet, weiß aber seinen Nachnamen und Adresse nicht, und der hat aber seinen Chronometer bei ihr vergessen, und der sieht aus wie ein altes Erbstück, und das möchte sie ihm furchtbar gern zurückgeben, weil er so ein netter Typ ist, und da hab ich ohne lange nachzudenken gesagt: ›Der hat morgen vormittag um halb elf einen Termin bei uns. Heute vormittag.‹ Und anstatt mich selbst mal zu fragen, wie er ausgerechnet auf mich kommt, kam ich mir auch noch witzig vor, und als ich ihn fragte, sagte er nur, das sei eine etwas delikate Angelegenheit, und er möchte lieber nicht drüber sprechen, und das war mir auch ganz lieb, weil ich nämlich angetrunken und bekifft war und endlich, endlich schlafen wollte. Nie, niemals im Leben wär’ ich je drauf gekommen, daß der Typ Detektiv ist!«
    Als Onno dann auftauchte, rief sie ihren heimlichen Lover auf dem Handy an. Um mich nicht unnötig aufzuscheuchen, hatten sie verabredet, daß die Übergabe des Uhrenerbstücks draußen vor der Tür stattfinden solle. Sie unterrichtete den »Personenschützer« von Onnos verändertem Aussehen.
    Daraufhin wird er Tetropov unterrichtet haben. (Und, nachdem er dessen furiosen Auftritt auf der Jungfernstiegbühne mitverfolgte, das Weite gesucht.)
UT1:  Jedenfalls dachte ich: Bingo, dachte ich. Heut fick ich Otto. Heut fick ich dich, Dicker. Ohne Gummi, Dicker. Warum hast du das gemacht, du Pansen. Sag mal, du Darmgeburt, du.
    Diesmal hat der Mann mit der Baskenmütze auf Anhieb verstanden. Nicht nur akustisch.
UT2:  Warum ich dich verraten habe?
    Und selbst in diesem Moment wohnt dem schnurrenden R genügend sanfte Kraft inne, daß eine mörderische Schlacht um verlorenes Vertrauen nicht gänzlich aussichtslos erscheint: Der Hüne nickt. Gibt ferner auch wörtlich seiner Befriedigung Ausdruck, daß Onno den Umstand so klar benennt.
UT2:  Finanzamt, Tibor. Ich brauchte einfach dringend Kohle, nicht wahr?
    Nech .
UT1:  Was?

UT2:  Das Finanzamt. Das Finanzamt. Ich brauchte dringend Kohle fürs Finanzamt.

UT1:  Ja

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