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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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selbstverständlich auch seiner wurde. Bis auf den heutigen Tag telefonierten wir gern miteinander. Unser Lieblingsthema, selbstverständlich: Onno. Wetteiferten gern in Onnodeutung, z.   B. wie folgt:
    »Was genau mag wohl in seinem Schädel vor sich gehen, wenn er so vor sich hin starrt und auf konkrete Fragen nur ›Njorp…‹ gurgelt?«
    »Ein Brummen«, sagte Edda. »Oder Summen. Nee, ein Brummen. Leiser als ein Kühlschrank, aber lauter als eine Mücke.«
    Oder kritisierten gegenseitig unsere onnonautischen Techniken. (Um so größer mein Dilemma, von Onno zum fiskalischen Stillschweigen verdonnert worden zu sein.) Und so hatte sie mich am Vorabend dafür gescholten, ihm »bei diesem Detektivunsinn« zugeredet zu haben. »Wenn du ihm zuredest, kann ich nix mehr machen. Dann kann ich ihm nur noch ’n Guckloch in die ›Abendpost‹ schnipseln.«
    »Das ist zu subtil«, sagte ich. »Das hält er für liebevoll.«
    »Es ist liebevolllll!« In der Stimmhaftigkeit des Schlußkonsonanten verströmte sie gern ihre Emotionalität. Die Tonhöhe hielt dabei eine vage rhapsodische Spannung.
    »Ich meine«, sagte ich, »liebevoll-kritisch. Onno aber hält das für Ansporn.«
    »Mensch, Mensch«, hatte Edda geseufzt. »Am Dienstagabend mußte ich ein Taubenei vom Balkon entsorgen, weil er Schiß vor Taubeneiern hat. Am Mittwochabend hab ich von Frieda so einen großen schwarzen Plastikraben gekriegt und auf unseren Balkon gestellt, um die mörderischen Taubenteufel zu verjagen. Und am Donnerstagabend jagt er Kapitalverbrecher auf dem Kiez. Das haut doch hinten und vorne nicht hinnnnn.«
    Edda gabelte ihr Törtchen. Und dann – langjährige Übung – kam die telepathische Bitte doch noch bei Onno an, die Bitte um erlösende Bestätigung seines Eingangssatzes Ich glaub, ich werd’ doch lieber nicht Detektiv, öff, öff. Er formulierte es nur etwas umständlich. »Ich kann ja«, sagte er, »mal das Arbeitsamt fragen« – aus alter Gewohnheit sprach er vom ›Arbeitsamt‹ –, »ob sie mir ’ne Umschulung auf Detektiv zahlen.« Edda sagte nichts, aber nachdem Onno bereits etliche tausend Euro Start-up-Hilfe für seine Karriere als Journalist verbraucht hatte, war die Aussicht auf weitere Förderung düster. Doch Edda sagte nichts, weil sie spürte, daß Onno hauptsächlich etwas anderes sagen wollte. »Aber ich glaub’«, fügte er denn auch hinzu, »diesem Spacken Queckenborn geb’ ich den Auftrag zurück.«
    » Das «, sagte sie, »würde ich aber auch sagen.« Saagnnnnn. Um den Grad ihrer Aufgewühltheit zu verschleiern – um Onno damit nicht zuzusetzen –, fixierte sie den Blick auf ihre Törtchenforke.
    [17]
    Was sie da in sechzig Minuten zu hören bekommen, hatte ihren Verstand veranlaßt, Alarmstufe Gelb auszulösen. Ein Menschenverstand, der in den weit mehr als dreißig Jahren ihrer Liebesgeschichte zwar nie hatte verhindern können, daß Onno eine berufliche Bruchlandung nach der anderen hinlegte. Aber immerhin, daß er sich das Genick dabei brach.
    Eddas Wille war klipp und klar: Mit Gewalttätern nichts zu tun haben, und hatte Onno damit zu tun, hatte sie damit zu tun. Beide hatten sie ihre Jugendjahre in einer Clique verlebt, die sich durchaus hin und wieder mit delinquenten Grüppchen überschnitt. Auch die legendären fünfeinhalb Jahre als Wirt des Plemplem waren für Onno nicht ganz ohne gewesen, was halbseidene Kontakte anging. Bisher hatte er Glück gehabt, aber verdammt noch mal, er war dreiundfünfzig Jahre alt! Parallelwelten sollte er sich künftig gefälligst im Fernsehn ansehn!
    Mit einem sexy Murren legte Edda die blitzblank gelutschte Gabel auf den blanken Teller, lehnte sich zurück, warf Onno einen ihrer Blicke zu, Blicke, die weitestmöglich von der Kindergärtnerei entfernt waren und doch randvoll mit Liebe, und sagte: »Zeig noch mal.«
    Onno drehte sich ächzend ein wenig auf seinem Heizkissen und zerrte den Ärmel des feuerroten Sopranos – T-Shirts (New Yorker Mitbringsel meinerseits) bis über die rechte Schulter hoch, um die Prellung zu präsentieren, die er vor der Ritze davongetragen hatte.
    »Mann, Mann, Mann«, sagte Edda. »Wird ja immer lilaner. Paß mal auf, als nächstes wird’s grün und dann gelber als Homer Simpsons Hin– … huQUACHUUU! QUACHUUU! QUACHUUU!«
    Oh ja. Wenn Edda nieste, dann aber hallo. (Wenn Onno, dann nach reiflicher Überlegung. Man könnte fast sagen: Das einzige , was Onno nach reiflicher Überlegung tat, war niesen. Was in etwa klang

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