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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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sein Sanitas SHK 29 und seine Zappbazooka.
    An der Wand, an der Albert saß, hingen silbern gerahmte Fotos mit dicken schwarzen Filzogrammen, überwiegend Reizwäsche-Posen, Titten und Arsch hie, Sixpacks und Arsch da – aber auch der Holzkopf von Onnos Auftraggeber nebst Fiona Popos Gewinner-Foto. »Kanntest du eigentlich«, fragte Onno Albert listig, »Händchens Mieze, die da in der ›Ritze‹?«
    »Nö«, sagte Albert. Miezen waren halt nicht seine Fakultät. »Halt irgendeine von seinen Miezen. Hat ’n zagen ganzen Zirkus.«
    Albert war Alkoholiker, Albert war besoffen – blöde aber war Albert nicht. Er warf einen Blick auf meine Nikon, die Onno neben seinem Wasserglas plaziert hatte. Als Onno und Albert vom Vorhof der Ritze aus losgestiefelt waren, hatte der Krankenwagen gerade auf der Reeperbahn gehalten, direkt hinter dem Guano. Weil er ihn so unkonventionell geparkt hatte und nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte (Rahmengummi!), hatte Onno die Kamera lieber mitgeschleppt, anstatt sie darin zu verstauen.
    »Was wolltest du eigentlich so ganz allein in der Ritze , an so einem unschuldigen Donnerstagabend?«
    »Ach«, sagte Onno. »Ich bin neuerdings Privatdetektiv und soll im Auftrag des Poptitanen Nick Dolan jemanden beschatten.«
    »Leck mich vielmals«, sagte Albert, hin und her gerissen zwischen dem sportlichen Anspruch, Scherze auf seine Kosten wegzustecken, und vager Enttäuschung, kein Vertrauen zu genießen. Die Auserwählte seiner Pall Malls klammerte sich ans Silberfutter. »Zeig mal deine Wumme.«
    »Kleiner Scherz«, sagte Onno. »Ich arbeite momentan so’n bißchen als freier Journalist und … da wollt’ ich ma’ ’n paar Fotos schießen, für’n Hamburgbildband, so halt. Und Ritze gehört ja unverzichtbar dazu, nech.«
    Wenn ein Onno Viets Redefiguren wie ›unverzichtbar‹ bemühte, flunkerte er, und auch Albert glaubte ihm offensichtlich kein Wort. Doch in dem Moment hatte Onnos Handy geläutet. Edda. Wo zum Kuckuck er eigentlich steckt, sie hockt hier wie ein Briefbeschwerer und fragt sich … und geht jetzt aber ins Bett. Und danach hatte Albert bereits eine kleine Augenvögelei mit zwei Neuankömmlingen an der Längsseite der Theke angefangen und war im Begriff, seine Hein-Dattel-Nummer abzuziehen.
    [16]
    »Seine was?« fragte Edda am Nachmittag des nächsten Tages. Freitag, den 23.   April (noch sieben Tage bis Ultimo Fiskus), gegen 16 Uhr. Stube der Eheleute Viets.
    Unsere Edda. Edda war eine typische Schönheit-auf-den-zweiten-Blick. Keine, die einem Mann den Kopf verdrehte, wenn sie ihm nur auf der Straße begegnete. Aber eine, der ein Mann zwanzig Minuten gegenübersaß, und plötzlich dachte er: Was ist denn mit mir los , verdammt noch mal!
    Einssiebzig, ein paar Zentimeter kleiner als Onno, und indes sie ihr Gewicht fast verdoppelt hatte – seit er sie, tief im vergangenen Jahrhundert, zum ersten Mal geküßt –, war sie keineswegs unansehnlicher geworden; schlimmstenfalls drolliger. Mähnenstarkes Haar, von der Natur tiefbronzen gefärbt, umschnörkelte ein Lächeln, das vor vielgestalter Sinnlichkeit fast wund schien und hübsche Zähnchen rahmte, Zähne so weiß wie ihre Haut. Hauchblau wie ein Wasserzeichen das Aderndelta im Dekolleté. Blauer aber ihre Augen, die aus den brauengekrönten, sommersprossigen Grotten wie Unterwasserstrahlen hervorleuchteten: einzigmögliche Ablenkung von all den anderen Attraktionen ihres Leibes.
    »Was ist denn seine Hein-Dattel-Nummer.« Edda fixierte den Blick auf ihr Tortenförkchen. Freitagnachmittags pflegte sie sich ein Teilchen zu gönnen. Mit Sahne. (Erdbeer-Vanille-Mousse, Lübecker Nuß o.   ä.)
    Onno grinste. »Ach«, sagte er, »der zieht da, der hat damals schon immer so ’ne Nummer abgezogen, wenn er besoffen genug war. Kann ich bis heute teilweise mitbeten.«
    »Ja was denn. Nu komm mal zu Potte.« Edda spatelte ein wenig Sahne nach. Und noch ein wenig. Und noch ein wenig, etwas weniger. Insgesamt dann aber doch eher mehr. Zwei, drei μ. Onno sah es mit Wohlgefallen.
    Die Hein-Dattel-Nummer, nun ja. Erwähnenswert allenfalls, weil Loy darauf offenbar – genau wie auf der Sozagenreiterei – seit zwanzig Jahren bestand. Handelte sich um einen abstrusen Sprechtext, vermutlich zwecks erotischer Anbahnung o.   ä. Besonderen Erfolg hatte er damit wohl nie erzielt, jedenfalls nicht, daß Onno wüßte.
    »Gestatten?« hatte Loy begonnen, indem er sich quer über den Zapfhahn an die beiden jungen

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