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Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)

Titel: Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schulz
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Reaktion – ein unbeteiligtes, höfliches »’ch, ’ch, ’ch…« – verstärkte nur ihre Empfindung, Perlen vor die Sau zu streuen.
    Eigentlich, um es ein drittes Mal zu betonen, waren die Bedingungen für einen GFA ganz gut. Und doch stimmte was nicht mit Genosse Gatte. Andererseits war das ja nichts Neues, und so ließ unsere Edda den lieben Onno einen guten Mann sein und in den Monitor starren, der – so viel vermochte sie über die Distanz zu erkennen – einen Text zeigte, eine E-Mail, vielleicht. Für Neugier war sie plötzlich zu müde.
    Während der Talkshow schlief sie ein. Das diskrete Klingeln von Onnos Handy gegen elf Uhr hatte sie nicht vernommen.
    Später weckte Onno sie. »Willst du nicht im Bettchen weiterrüsseln, mein Dickerchen?« Allein sein zärtlich schnurrendes R überzeugte sie sofort.
    Erst am nächsten Morgen – Samstag, den 24.   April (noch sechs Tage bis Ultimo Fiskus) –, beim gemeinsamen Frühstück gegen 10:00 Uhr, überbrachte er ihr die Nachricht. Grinsend, gütig grinsend. »Nick Dolan hat gestern abend noch angerufen«, sagte er. »Die Popo-Sache hatte sich wohl eh erledigt. Haben sich ausgesprochen, nech. Aber er hat gleich ’n neuen Job für mich. Ich soll seinen Gärtner auf Mallorca observieren. Verdächtigt ihn des Diebstahls. Dienstag geht’s schon los. Fünf Tage. Was sagst du jetzt, ’ch, ’ch, ’ch.«
    Weshalb Edda jetzt »Im Ernst? Dolle Sache, mein Uhu!« sagte – und sehr viel mehr nicht? Dafür gab es eine ganze Reihe von Gründen. Erstens paßte es ihr zu gut ins erst gestern für sich selbst erstellte und abgesegnete Konzept, als daß sie es schon so schnell wieder reformieren mochte. Zweitens wußte sie ja nichts vom Ultimo Fiskus – ahnte nichts von jener Bußgeldgeschichte, die er ihr seit letzte Weihnachten unterm Deckmäntelchen meiner Mitwisserschaft verschwieg. Drittens hatte sie ihm kategorisch verboten, ihr zum Geburtstag etwas zu schenken, das mehr als fünf Euro kosten würde, so daß sie die Dringlichkeit seines Antriebs, Geld zu verdienen, unterschätzte.
    Und viertens überhörte sie ihre inneren Warnglöckchen, die den Refrain Gärtner auf Mallorca observieren? Was für ein wuchtiger Unfug! begleiteten. Für sie hatte es noch nie oberste Priorität gehabt, ob Onno flunkerte oder die reine Wahrheit sprach. Von Anfang an hatte sie gewußt, daß er ein geborener Spinner war. Schon immer hatte er den ganzen lieben langen Tag lang Blech und Lumpen erzählt, wovon sie nie so recht sicher sein konnte (noch eigentlich jemals stets und allzeit sicher sein wollte!), ob es sich um pure Erfindung, um Nacherzählung eines Films, Romans, Gerüchts oder um polizeilich nachgeprüfte Gegebenheiten handelte. Um ehrlich zu sein, hatte sie ihn u.   a. deshalb geheiratet – sie liebte sein Vogelkino, es war nie langweilig mit ihm. Und im milden Desinteresse an der Realität durfte er sich ja durchaus im Einvernehmen mit ihr wissen. Es gab also gar nie allzu viel zu verzeihen, wenn sich im nachherein wieder einmal herausstellte, daß Onno ein, zwei Nullen, Mahnbescheide oder Tsunamis hinzugefügt oder verschwiegen hatte. Sie war seit langem daran gewöhnt, daß neun von zehn Aussagen, die Onno machte, offenen oder verdeckten Öff-öff-Status hatten.
    Nach Jahrzehnten beruflicher Kalamitäten konnte man das Notlügen bzw. Schutzbehaupten fast als Onno Viets’ Superkraft No.   5 bezeichnen. Ja, Onno hatte Zweckoptimismus einmal zu oft zu einem Prozeß exponentiell radikaleren Frisierens von Fakten erweitern müssen, als daß harte, kalte Wahrheit sein Selbst weiterhin noch zu erhalten vermochte. Der Weg das Ziel? Esoterischer Quatsch. Ziel ist das Ziel, und der Weg dahin langweiliges, beliebiges Detail.
    Insofern hielt sich sein etwaiges schlechtes Gewissen Edda gegenüber – soviel war ihr klar – in den Grenzen von 1970, als er ihr vorgeflunkert hatte, er wisse schon, was er tue, als er ihr das Höschen auszog. Zugegeben, nicht jeder von Onnos Eiertänzen seither hatte derlei gewünschte Konsequenzen für sie. Doch solang sie sich der Wahrhaftigkeit seines körpersprachlichen Austauschs mit ihr sicher sein konnte – und das, verdammt noch mal, fiel ihr nicht schwer –, war alles andere zweitrangig.

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    Das Internetvideo »Irrer Huene«
    Clip 2/4
Länge: 04 min. 22 sec.
Aufrufe: 755.677
Bewertung: *****
    Wie bereits angedeutet, kann in den Clips No.   2/4 bis 4/4 von »inszenatorischer Perfektion« keine Rede mehr sein. Es

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