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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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wird‹ … Ein simples Schülerlein, das seinen Stoff beherrscht, da es in Büchern gestöbert hat und bei seiner Kultivierung verdummt ist; das niemals damit gerechnet hat, daß die Aufregung ihm ein Beinchen stellen würde … Op Oloop, siehst du, in was sich deine ganze Stärke, deine ganze Methode, dein ganzes System verwandelt haben? Op Oloop! Op Oloop! Mein armer Freund!«
    Der Konsul von Finnland sagte zu sich: «… Nun gut: Geduld. So ist das Leben! Um was es mir leid tut, ist die Siesta, die ich auf der Yacht halten wollte. Meine Lider sind schwer. So ein Ärger! Daß es ihm auch gerade heute einfallen mußte, einen Anfall zu haben, und das in meinem Haus! Mir schaudert es. Beim nächsten Mal, Op Oloop, such dir einen anderen Ort. Das Haus eines Konsuls ist für derlei nicht geeignet. Franziska trägt die Schuld daran. Ich habe es ihr immer wieder gesagt, doch sie blieb dickköpfig! Sich wie eine Neapolitanerin zu verlieben, ein Mädchen aus sechsundfünfzig Grad nördlicher Breite! Was für ein Wahnsinn! Welche Unbesonnenheit! Es ist merkwürdig, wirklich merkwürdig. Heute morgen wachte sie als reines Nervenbündel auf, so als hätte sie eine Vorahnung. Ich drängte sie mit Gewalt dazu, Golf zu spielen, um sie abzulenken. Doch vergebliche Liebesmüh! Ihre drives schlugen gewaltsam auf etwas anderes als den Ball ein, ihr approach war geziert. Die Sorge erregte und dämpfte sie. Sie besiegte mich mit drei Schlägen Vorsprung, aber sie hat nicht gegen mich gespielt, da bin ich mir sicher! Auf dem letzten green, nach einem wundervollen putt, konnte sie nicht mehr, die arme Franziska, und brach in Tränen aus. Ein schlechtes Zeichen, zu weinen, wenn man gewinnt!
    Nun gut, Geduld. So ist das Leben! Doch wann kommt endlich der Arzt? Was für eine Belästigung! Du bist ein unverzeihlicher Idiot, Op Oloop. Eine schöne Art, den Leuten zur Last zu fallen! Oh! Wie schwer meine Lider sind!«
    Wenn Op Oloop von den Tiefen seiner Ohnmacht aus die umstehenden Seelen mit einem Periskop hätte betrachten können, wäre er sicherlich jäh aufgeschreckt. Doch sein Wille war versunken, versumpft, in der undurchsichtigsten Willenlosigkeit.
    Franziskas Ankunft brachte Bewegung in die Szene.
    Ihre bloße Anwesenheit machte den finsteren Gedankengängen ihres Vaters und ihres Onkels den Garaus und ließ Van Saals gütiges Antlitz erstrahlen.
    Sie kam wie in Trance, das Gesicht in ruhiger Qual versunken. Stumm. In der einen Hand ein Fläschchen Riechsalz und in der anderen ein Glas Cognac. Ihr Handeln gehorchte unbekannten Befehlen. Sie hatte etwas von Ophelia, in den gesunden Menschenverstand von Lotte eingepflanzt. Etwas von Ligeia, umgefüllt in die Gelassenheit von Ellénore. Kaum legte sie ihre Hand auf die Stirn ihres Verlobten, gab die Stirn nach. Die Falten, fleischerne Wellen, lösten sich unter der zärtlichen Brise auf. Kaum reizte das Riechsalz die Nasenschleimhaut, da verschwanden die Einkerbungen aus Demut und Resignation, die Op Oloop bedrückten. Kaum schlürfte sein Mund das Herzmittel, da hob sich die kraftvolle Brust des Statistikers in einem begierigen Atemzug.
    »Einen Moment, einen Moment, mein Liebling. Ich öffne die Fenster. Die Luft hier ist verdorben von Grübeleien.«
    Alle hörten verdutzt ihre Worte, und überrumpelt marschierten sie unverzüglich einer nach dem anderen hinaus, um sich im Speisesaal zu versammeln.
    Während er große Anstrengungen anstellte, um die Bilder seines Traumes zurückzuhalten, richtete Op Oloop sich nach und nach auf und runzelte dabei erneut die Stirn. Franziska stützte ihn sanft und voller Fürsorge. Als er mit seinen einhundertachtzig Zentimetern aufrecht neben dem Bett stand, bot die zerbrechliche und kleine Gestalt seiner Verlobten einmal mehr den rätselhaften Anblick ägyptischer Bildhauerkunst, die die Ehefrau der Pharaonen im Miniaturformat darstellt, wie eine an die enormen Flanken des Ehemannes angelehnte Falte.
    Dann suchten sich ihre Gesichter. Auf halber Strecke fanden sich die Blicke. Der ihrige, da er nach oben zeigte, schien voller Ekstase; der seinige, da er nach unten zeigte, voller Mitgefühl … Doch in beiden lag weder Ekstase noch Mitgefühl allein, sondern beides zusammen, denn so ist die Liebe, in ihr ist auch Platz für Ekstase nach unten und Mitgefühl nach oben hin!
    Allein, ernst, erfaßten Franziska und Op Oloop die Erhabenheit des Augenblicks. Und alle Anziehungskraft zum Höchsten führend, bestätigten sie die ihren Seelen innewohnende

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