Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition)
Milch
0.65
1.30
100 gr Butter
0.40
1 kg Zucker
0.74
Fahrkarte Zürich HB –
Pontresina und zurück
21.00
Fick
Davos – Pontresina
6.10
} Gaule
Pontresina – Zürich
13.90
Schlittentransport Passagiergut
Zürich – Pontresina
17.00
Pontresina – Zürich (Fracht)
15.10
84.25
Betrag dankend erhalten.
Roderich Fick
14. Januar 2012
Boží Dar, Tschechien
Der Schnee weht waagerecht vor der Windschutzscheibe. Alles ist weiß, kaum kann man die Straße erkennen vor lauter Verwehungen. Wilfried Korth stoppt den dunkelblauen Skoda Roomster an einer Wechselstube direkt hinter der Grenze, um ein paar tschechische Kronen einzutauschen. Er macht die Tür auf, Schnee dringt ein, der Wind pfeift, es ist verdammt ungemütlich da draußen. Er macht die Tür wieder zu. »Wir zahlen in Euro«, bestimmt der Polarveteran und fährt weiter.
Per GPS sucht er erst nach einer Abzweigung, dann nach einem Parkplatz. Es ist schon dunkel, als wir Rucksäcke, Skier und Schneeschuhe auspacken. Der Pfeil auf dem GPS-Gerät zeigt nach Westen, 50° 41’ 86” Nord, 12° 87’ 57”
Ost. Wilfried, Harald und ich laufen mit Stirnlampen zwischen Bäumen durch tiefen Schnee.
»Wir sind da«, behauptet Wilfried auf einer Lichtung nach etwa 500 Metern. Mit Skiern klopfen wir den Boden platt, dann bauen wir die Zelte auf. Wilfried hat versucht, im bislang recht milden Winter eine möglichst unwirtliche Gegend ausfindig zu machen, die einigermaßen gut per Auto von Berlin aus erreichbar ist.
Boží Dar scheint eine ausgezeichnete Wahl zu sein: Im höchsten Ort Mitteleuropas an der tschechischen Grenze herrschen Minusgrade, und es liegt reichlich Schnee. So viel, dass das zweite Auto, das ein paar Stunden später nachkommt, wenige Meter vor dem Ziel in einer Schneewehe stecken bleibt. Mit Eispickeln und Schaufeln müssen wir es ausbuddeln.
Meine erste Nacht in einem Wintercamp. Wer hier die Arktisprofis sind und wer das Greenhorn, merkt man schon an den Namen der Daunenschlafsäcke. Links von mir Everest, rechts Ice Peak Expedition. Und dazwischen ich mit meinem Schlafsack Snow Shoe, was eher nach winterlichem Sonntagsspaziergang klingt als nach ewigem Eis. Apropos Schuh: Meine Füße werden langsam kalt, weil ich auf einer Leichtgewicht-Luftmatratze liege, die nur drei Vierteln meiner Körperlänge entspricht.
Im Laufe dieser Januarnacht kommen mir Ice Peak und Everest samt Inhalt immer näher, weil der Schnee unter dem Zelt nicht gut festgetreten und zur Mitte etwas abschüssig ist. Ich schlafe ohnehin nie gut im Schlafsack, und die beidseitige Quetschungsgefahr und kühlen Zehen erleichtern das Einschlafen nicht gerade.
Ein fürchterliches Fauchen kündigt den neuen Tag an. Gregor, einer der Männer aus dem anderen Auto, hat den Benzinkocher angeschmissen, um Schnee zu schmelzen. »Wenn du länger im Eis unterwegs bist, bekommt das Geräusch was richtig Heimeliges«, verspricht Harald, der neben seiner Grönland-Durchquerung schon jede Menge Wintertouren in Skandinavien hinter sich hat.
Er packt ein Stück selbst gebackenen Streuselkuchen und Speck aus. »Das brauche ich unterwegs unbedingt zum Frühstück, sonst macht das ja keinen Spaß«, sagt er. Ob man mit so einem Ernährungsplan noch sportliche Höchstleistungen bringen kann, frage ich. »Ist alles Energie«, ist die lapidare Antwort. Jeder darf mal ein Stück Speck kosten, der tatsächlich phantastisch schmeckt, ansonsten gibt es Müsli mit Peronin, Geschmacksrichtung Vanille. Dabei handelt es sich um ein Zauberpülverchen aus mittelkettigen Triglyceriden, das Robert Peroni einst für seine Grönlandtouren entwickelt hat. Angeblich steckt da alles drin, was man zum Leben braucht, zum Beweis hat sich der Erfinder auf seiner extremsten Expedition 88 Tage lang nur von seiner Astronautenverpflegung ernährt.
Niemand verbreitet unnötige Hektik, erst mittags brechen wir zu einer Schneewanderung in gemütlichem Tempo auf, die schon nach zwei Stunden in einer Kneipe endet. Gar nicht so hart wie gedacht, diese Expeditionsvorbereitung, denke ich, als ein fröhlicher Wirt mit eindrucksvollem Schnurrbart Borschtsch, Lammgulasch mit Klößen und Kozel-Dunkelbier serviert.
22. Januar 2012
Zell am See, Österreich
Auch der nächste Abschnitt meiner Vorbereitung ist weniger anstrengend als erwartet: Ich habe einen Snowkiting-Kurs gebucht auf dem zugefrorenen See in Zell bei Salzburg, doch hier weht kein Lüftchen. Während der dreitägigen Flaute lerne ich einiges über die Theorie des
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