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Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition)

Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition)

Titel: Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Orth
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Haltegriff versuche ich, Gregors Pulka mit meiner im Huckepack vor dem Umkippen zu bewahren, bergab bremse ich ihn, bergauf sorge ich für mehr Zug. In orthopädisch fragwürdiger Haltung leicht nach vorne gebeugt, gebe ich mir alle Mühe, das Doppeldeckermonstrum aus Glasfaser und Karbon unter Kontrolle zu halten. Wie ein Blitzschlag trifft mich ein plötzlicher Schmerz im Kreuz. »Können wir kurz Pause machen?« Eine Minute Stopp, ein bisschen Gymnastik, dann weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir durch. »Das kann man nicht im Fitnessstudio trainieren, was?«, sagt Wilfried. Ein Studio, das solche Übungen anbietet, wäre schnell insolvent.
    Die letzten Kilometer legen wir auf extrem scharfkantigem Untergrund zurück, ich taufe ihn Totes-Korallenriff-Eis, wie Schleifpapier kratzt es am Schlittenboden. Gar nicht so leicht, hier einen Platz zum Übernachten zu finden, wo man keine Angst haben muss, dass die Zeltböden reißen. Schließlich finden wir eine kleine Schneefläche unterhalb eines schwarzen Berges mit flachem Gipfelplateau. Ein auf seine ganz eigene Art idyllischer Platz zwischen zwei Eisbächen, der nach Osten von einer Moräne begrenzt wird. Ich laufe die Geröllpiste hoch: Von oben müsste man einen guten Blick in Richtung Hundefjord haben.

21. Juli 1912
    Ostgrönland, Tagebuch Roderich Fick

    Wir waren alle sehr gespannt auf die Aussicht oben von der Moräne. Q. wollte keinen an dem grossen Augenblick ausschliessen, und so blieb niemand bei den Hunden und Schlitten zurück. Wir liessen die Hunde frei laufen und erstiegen dann alle zusammen den riesigen Moränenwall. Das Gefühl, wieder auf festem Steinboden zu gehen, war so merkwürdig schön! Und es waren so farbige schöne geaderte Blöcke und so rein!
    Oben auf der Moräne hatten wir dann eine grossartige Aussicht auf den grossen Sermilikfjord und eine wilde felsige Vorlandschaft. Aber nichts stimmte mit der Karte! Mit dem Zeiss suchten wir das ganze sichtbare Ufer ab, um die rote dänische Fahne des Depots zu entdecken.
    Wir suchten nach der Insel Umitujarajuit, aber da war keine Fahne und eine Menge kleiner Inseln und Halbinseln. Vor uns lag tief und steil unter uns ein weit ins Land zu uns hereinreichender Fjordarm, den ich gleich als solchen erkannte. Aber Q. behauptete steif und fest, es sei ein See in viel grösserer Höhe, das täusche so. Ich konnte aber genau die enge Verbindung mit dem Hauptfjord erkennen, die wir dann später auf unserem abenteuerlichen Fahrzeug durchfuhren. –
    Unterdessen griffen die Hunde aber unsere Proviantsäcke an und Hoessli und ich mussten zurück zu den Schlitten und unsere Sachen retten und unsere gewohnte Arbeit tun und das Zelt aufrichten und alles zum Essen kochen rüsten. Unterdessen studierten Hü und Q. oben auf der Moräne an der rätselhaften Gegend herum.
    Dann kamen sie auch runter zum Essen und Schlafen. Ursprünglich wollte Q. mit Hoessli die Depotsuche allein unternehmen und Hü und ich sollten am Inlandeis zurückbleiben. Wir haben uns schon auf die Zeit wo wir allein da oben sein würden gefreut, aber jetzt hatte Q. eingesehen, dass ihm Hü auf der Suche nach dem Depot doch wertvoller wäre und entschied, dass Hoessli und ich am Inlandeis bleiben sollten.
    Q. hätte Hü und mir den Gefallen gern getan, aber es war so richtiger! Natürlich wäre jeder von uns gern mitgegangen. Und wir Zurückbleibenden krichten keine schöne Arbeit. Also wurde alles vorbereitet für die 2, Rucksäcke mit Lebensmitteln für 6 Tage, Instrumente, Waffe u. s. w. Dann legten wir uns alle schlafen – an der Ostküste!
    Am nächsten Tag zogen Q. und Hü los auf Schneeschuhen auf dem Gletscher, der gegen Gauleberg und in die Petersenbucht abfliesst. Hü kam nochmal zurück, um noch irgend was Vergessenes zu holen, ich weiss nimmer was; und so waren Hoessli und ich dann mit den Hunden allein.
    In diesen Tagen lernen wir, Hoessli und ich, uns eigentlich erst besser kennen und schätzen. Hoessli glaubt immer noch nicht so recht, dass wir am richtigen Platz an der Ostküste herausgekommen sind, er ist offenbar etwas gedrückter Stimmung wegen der ungewissen Lage! Ich versuch ihn zu beruhigen und weise ihn auf seinen Wunsch in die geographische Ortsbestimmung ein. Da es hier eigentlich nur noch auf die geographische Breite ankommt, so genügte es, dass wir die Breitenbestimmung durchnahmen. –
    Aber auch wenn wir am richtigen Platz sind, so ist es ja unter den Umständen wegen der unrichtigen Karten doch

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