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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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nicht mehr geschlafen. Dunkle Bartstoppeln bedeckten seine Wangen und seine Augen waren blutunterlaufen. »Dr. O’Brien. Schön, dass Sie gekommen sind.« Er geleitete sie ins Büro.
    Lauren hatte das Büro noch nie betreten, daher staunte sie über die Computerausrüstung, die eine ganze Wand einnahm. Ansonsten war der Raum eher spartanisch eingerichtet: ein mit Papieren übersäter Schreibtisch, ein überquellendes Bücherregal, ein paar Stühle. Die einzige persönliche Note steuerte eine Fahne der Stanford Cardinals bei, die an der gegenüberliegenden Wand hing. Laurens Blick aber wanderte zurück zu den Rechnern. Auf den Monitoren sah man Grafiken und scrollende Zahlen.
    »Was gibt es denn Dringendes, Hank?«, fragte sie.
    Er zeigte auf die Computer. »Das sollten Sie sich mal ansehen«, knurrte er.
Sie nahm vor einem der Monitore Platz.
»Erinnern Sie sich an meine Ausführungen zur möglicherweise charakteristischen Basophilenhäufung am Krankheitsbeginn? Dass dieser klinische Befund die Diagnose beschleunigen könnte?«
Sie nickte, hatte in der Zwischenzeit jedoch begonnen, an der Theorie zu zweifeln. Jessies Basophilen waren zwischenzeitlich stark angestiegen, dennoch besserte sich ihr Zustand rasch. Es war sogar die Rede davon, sie morgen aus der Krankenstation zu entlassen. Der Anstieg der Basophilen konnte auch eine bloße Folge des Fiebers gewesen sein.
Sie wollte eine Bemerkung machen, doch Dr. Alvisio kam ihr zuvor und tippte etwas in ein Keyboard. »Ich habe volle vierundzwanzig Stunden gebraucht, um Daten aus dem ganzen Land zu sammeln, bezüglich eines charakteristischen Basophilenanstiegs bei Kindern und älteren Menschen, die an Fieber erkrankt sind. Mit diesen neuen Daten wollte ich ein Krankheitsmodell füttern.«
Auf dem Monitor erschien eine gelbe Karte der Vereinigten Staaten; die Grenzen der Bundesstaaten waren schwarz hervorgehoben. Kleine rote Punkte waren auf der Karte verteilt, die meisten in Florida und den Südstaaten. »Hier sind die alten Daten. Die roten Punkte zeigen die bislang bekannten Ansteckungsfälle an.«
Lauren setzte die Lesebrille auf und beugte sich vor.
»Nimmt man jedoch die Basophilenhäufung als Anhaltspunkt für die Zuordnung der Fälle, ergibt sich ein realistischeres Bild des gegenwärtigen Krankheitsstatus in den Vereinigten Staaten.« Der Epidemiologe drückte eine Taste. Auf einmal war die Karte mit roten Punkten übersät. Florida war fast einheitlich rot, Georgia und Alabama desgleichen. Staaten, die zuvor keine roten Punkte gehabt hatten, waren nun ebenfalls rot gesprenkelt.
Hank wandte sich Kelly zu. »Wie Sie sehen, greift die Krankheit rasend schnell um sich. Viele der Patienten liegen auf ganz normalen Krankenstationen, da sie noch nicht die vom Seuchenzentrum festgelegten Symptome zeigen. Und dort stecken sie andere Menschen an.«
Lauren krampfte sich der Magen zusammen. Selbst wenn Dr. Alvisio sich hinsichtlich der Basophilen irren sollte, hatte sein Argument Gewicht. Die Früherkennung war von ausschlaggebender Bedeutung. In der Zwischenzeit mussten alle Kinder und älteren Menschen mit Fiebererkrankungen unverzüglich unter Quarantäne gestellt werden, auch wenn sie nicht in heißen Gegenden wie Florida oder Georgia lebten. »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte sie. »Wir sollten mit dem Seuchenzentrum Kontakt aufnehmen und veranlassen, dass eine nationale Quarantänepolitik festgelegt wird.«
Hank nickte. »Das ist aber noch nicht alles.« Er drehte sich wieder zum Computer um und machte eine Eingabe. »Auf der Basis der neuen Basophilendaten habe ich ein Extrapolationsmodell laufen lassen. Dies ist die Lage, wie sie in zwei Wochen zu erwarten ist.« Er drückte die ENTERTaste.
Die Südhälfte des Landes färbte sich rot.
Lauren lehnte sich bestürzt zurück.
»Und das ist die Lage einen Monat später.« Hank drückte ein zweites Mal die ENTER-Taste.
Das rote Flickenmuster verschlang den größten Teil des Landes.
Hank blickte Lauren an. »Wir müssen etwas unternehmen. Jeder Tag zählt.«
Lauren starrte den blutroten Bildschirm an, mit trockenem Mund und geweiteten Augen. Ihr einziger Trost war, dass Dr. Alvisios Annahmen wahrscheinlich allzu pessimistisch waren. Sie bezweifelte, dass die Basophilenhäufung ein Früherkennungszeichen der Krankheit war. Gleichwohl war die Warnung bedeutsam. Es kam in der Tat auf jeden einzelnen Tag an.
Der Pager an ihrer Hüfte vibrierte und erinnerte sie daran, dass der Kampf gegen die Krankheit an vielen

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