Operation Amazonas
schlechter.
Statisches Rauschen und Winseln, unterbrochen von Wortfetzen. »Frank … wir hören dich nicht mehr … könnt ihr … morgen früh … GPS-Signal …« Dann brach die Verbindung vollständig ab.
»Verdammter Mist!«, fluchte Olin.
»Fahren Sie die Verbindung wieder hoch«, befahl Waxman.
Olin beugte sich kopfschüttelnd über seine Ausrüstung. »Ich weiß nicht, ob ich’s schaffe. Ich habe bereits das Motherboard überprüft und die Software neu gebootet.«
»Was stimmt denn dann nicht?«, fragte Kelly.
»Kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Sieht fast so aus, als wär die ganze Satellitenkommunikation durch ein Computervirus beschädigt.«
»Versuchen Sie es weiter«, sagte Waxman. »Sie haben eine halbe Stunde Zeit, dann ist der Satellit außer Reichweite.«
Frank richtete sich auf und wandte sich an die Allgemeinheit. »Obwohl wir nicht senden konnten, scheint es doch so, als wäre ein brasilianischer Hubschrauber zu uns unterwegs. Vielleicht trifft er schon morgen früh ein.«
Olin blickte entgeistert auf den Bildschirm. »Mein Gott.«
Alle Augen wandten sich dem russischen Computerexperten zu. Er tippte auf den Bildschirm, zeigte auf ein paar Zahlen in der rechten oberen Ecke. »Unser GPS-Signal …«
»Was ist damit?«, fragte Waxman.
Olin wandte den Kopf. »Es stimmt nicht. Das Virus, das das Satellitensystem ruiniert hat, hat anscheinend auch die Verbindung zu den GPS-Satelliten gestört. Wir haben die falschen Positionsdaten in die Staaten gesendet.« Er sah wieder auf den Bildschirm. »Demzufolge befänden wir uns dreißig Meilen südlich unserer gegenwärtigen Position.«
Kelly wurde kreidebleich. »Jetzt wissen sie nicht, wo wir sind.«
»Ich muss das Ding ans Laufen bringen«, meinte Olin. »Zumindest so lange, bis wir die richtige Position übermittelt haben.« Er bootete den Rechner erneut und machte sich an die Arbeit.
Die folgende halbe Stunde über arbeitete Olin wie besessen. In einem fort fluchte er auf Englisch und Russisch. Währenddessen beschäftigten sich die übrigen Expeditionsteilnehmer mit anderen Arbeiten. Niemand nahm sich Zeit für eine Ruhepause. Kelly half Anna bei der Reiszubereitung; der Proviant ging allmählich zur Neige. Währenddessen blickten sie immer wieder zu Olin hinüber und sandten insgeheim Stoßgebete gen Himmel.
Alle Mühe und alle Gebete aber nützten nichts.
Nach einer Weile ging Frank zu Olin hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er hob den anderen Arm, sodass das Hemd von der Uhr zurückrutschte. »Es ist zu spät. Der Satellit ist außer Reichweite.«
Olin sackte niedergeschlagen über seiner Ausrüstung zusammen.
»Morgen probieren wir es wieder«, meinte Frank gezwungen optimistisch. »Sie sollten sich jetzt ausruhen. Dann können Sie morgen mit frischen Kräften weitermachen.«
Nate, Kouwe und Manny kehrten von ihrem Fischzug im Sumpf zurück. Die Beute hatten sie auf ein Seil aufgezogen, das sie über der Schulter trugen. Sie ließen ihre Last neben dem Lagerfeuer zu Boden gleiten. »Ich nehme die Fische aus«, erbot sich Kouwe und setzte sich gewandt im Schneidersitz auf den Boden.
Manny seufzte. »Keine Einwände.«
Nate wischte sich die Hände ab und ging zu Olin hinüber. »Während wir fischen waren, ist mir noch etwas eingefallen. Sie erwähnten eine Datei.«
»Wovon sprechen Sie?«, meinte Olin erschöpft.
»Sie sagten, es sei eine Datei heruntergeladen worden.«
Olin verzog das Gesicht, dann, als es ihm wieder einfiel, nickte er. » Da. Hier ist die Datei.«
Kelly und Manny eilten herbei. Kelly erinnerte sich wieder, dass ihre Mutter eine Datei erwähnt hatte, bevor die Verbindung abgebrochen war.
Olin öffnete die Datei.
Kelly hockte sich hin. Auf dem Bildschirm erschien das 3DModell eines vor dem Hintergrund von Daten rotierenden Moleküls. Neugierig beugte sie sich weiter vor. Sie überflog den Bericht. »Von meiner Mutter verfasst«, murmelte sie, froh darüber, sich endlich von ihren eigenen Sorgen ablenken zu können. Das Thema der Arbeit aber war gleichwohl beunruhigend.
»Was ist das?«, fragte Nate.
»Ein möglicher Hinweis auf den Krankheitserreger«, antwortete Kelly.
Manny sah ihr über die Schulter. »Ein Prion.«
»Wie bitte?«
Manny erklärte es Nate, während Kelly weiter im Bericht las. »Interessant«, murmelte sie vor sich hin.
»Was denn?«, fragte Manny.
»Hier steht, das Prion schädige das Erbgut.« Rasch las sie den nächsten Bericht durch.
Manny las über ihre Schulter hinweg mit. Er stieß einen
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