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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Professor Kouwe in ehrfurchtsvoll gedämpftem Ton.
Der Dschungel erwachte, begleitet vom Vogelgezwitscher und dem Geschnatter der Affen. Tellergroße Schmetterlinge flatterten am Waldrand. Ein pelziges Tier huschte in den Dschungel hinein. Trotz der Isolation hatte das Leben den Weg in dieses grüne Tal gefunden.
Was aber mochte hier sonst noch beheimatet sein?
»Was sollen wir tun?«, fragte Anna.
Eine Weile herrschte Schweigen.
Schließlich ergriff Nate das Wort. »Ich glaube, uns bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumarschieren.«
Kostos blickte finster drein. »Schauen wir mal, wohin der Weg uns führt. Aber wir sollten dicht zusammenbleiben.«
Vorsichtig stapfte die Gruppe über den kleinen Hang zum Waldrand hinunter. Kostos hatte wieder die Führung übernommen, Nate schritt mit der Schrotflinte in der Hand neben ihm. Dicht gedrängt marschierten sie den Pfad entlang. Als sie in den Wald eindrangen, wurde der Duft der Orchideen und blühenden Kletterpflanzen so stark, dass sie ihn beinahe zu schmecken meinten.
Trotz der angenehmen Düfte herrschte die Anspannung vor. Welche Geheimnisse waren hier verborgen? Welche Gefahren? Jeder Schatten war verdächtig.
Es dauerte eine Viertelstunde, bis Nate etwas Merkwürdiges auffiel. Offenbar hatte die Erschöpfung seine Wahrnehmung beeinträchtigt. Er wurde langsamer und öffnete den Mund.
Manny stieß gegen ihn. »Was hast du?«
Nate legte die Stirn in Falten und entfernte sich ein paar Schritte weit vom Weg.
»Was machen Sie da, Rand?«, fragte Kostos.
»Die Bäume …« Das Staunen überwog momentan sein Unbehagen.
Die anderen blieben stehen und blickten sich um. »Was ist damit?«, fragte Manny.
Nate drehte sich langsam im Kreis. »Ich bin Botaniker, deshalb kenne ich die meisten Pflanzen.« Er bezeichnete einzelne Pflanzen mit Namen. »Wollbaum, Lorbeer, Feigenbaum, Mahagoni, Rosenholz, verschiedene Palmen. Diese Bäume würde man im Regenwald erwarten. Aber …« Nate brach ab.
»Was, aber?«, hakte Kostos nach.
Nate näherte sich einem schmalen Baumstamm. Er ragte dreißig Meter in die Höhe und hatte eine Krone aus dichten Palmwedeln. Große gezackte Zapfen hingen an ihrer Unterseite. »Wissen Sie, was das ist?«
»Sieht aus wie eine Palme«, meinte der Sergeant. »Und weiter?«
»Aber es ist keine!« Nate klopfte gegen den Stamm. »Der verdammte Baum ist ein Zykadoid.«
»Ein Zyka-was?«
»Eine Baumart, die seit der Kreidezeit als ausgestorben gilt. Die kenne ich nur von Fossilien her.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Anna Fong.
Nate nickte. »Ich habe über Paläobotanik promoviert.« Er näherte sich einer anderen Pflanze, einem doppelt mannshohen farnartigen Busch. Er schüttelte eines der großen Blätter. Jeder Wedel war knapp zwei Meter lang und so breit wie seine ausgestreckten Arme. »Und das ist ein gottverdammter Riesenbärlapp. Gilt seit dem Karbon als ausgestorben. Aber das ist noch nicht alles. Das hier sind alles ausgestorbene Pflanzen. Samenfarne, Bärlapp, podokarpe Koniferen …« Er zeigte auf die fremdartigen Gewächse. »Und das sind bloß die, die ich zuordnen kann.«
Nate zeigte mit der Schrotflinte auf einen Baum mit einem korkenzieherartig gewundenen Stamm. »Ich habe keine Ahnung, was das ist.« Während die Erschöpfung wie eine alte Haut von ihm abfiel, musterte er die anderen Pflanzen und hob begeistert die Arme. »Wir befinden uns in einem gottverdammten Fossilienmuseum.«
»Wie ist das möglich?«, fragte Zane.
»Dieses Tal ist vollkommen isoliert«, antwortete Kouwe, »die Zeit steht hier still. Hier könnten alle möglichen Arten überlebt haben.«
»Geologisch datiert dieses Gebiet aus dem Paläozän«, setzte Nate aufgeregt hinzu. »Das Amazonasbecken war mal ein Süßwassersee, bis aufgrund tektonischer Verschiebungen ein Zugang zum Meer entstand, was zur Leerung des Sees führte. Hier können wir einen Blick in die ferne Vergangenheit werfen. Erstaunlich!«
Kelly, die bei der Trage verharrt hatte, meldete sich zu Wort. »Alles gut und schön, aber ich möchte Frank an einen sicheren Ort schaffen.«
Ihre Bemerkung holte Nate in die Gegenwart zurück. Er nickte verlegen, voller Gewissensbisse, weil er sich von Franks Notlage hatte ablenken lassen.
Kostos räusperte sich. »Gehen wir weiter.«
Die Gruppe folgte ihm.
Fasziniert vom Wald, blieb Nate ein Stück zurück und musterte das Laubwerk, nicht mehr nach versteckten Gefahren Ausschau haltend, sondern ganz auf den eigentlichen Dschungel konzentriert. Als ausgebildeter

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