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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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undurchdringlicher Miene.
Dann wandte er sich wortlos um und schritt den Weg entlang.
»Offenbar sollen wir ihm folgen«, sagte Professor Kouwe und richtete sich auf. Auch die anderen erhoben sich langsam.
Im Schatten des Waldes standen weitere Indianer, lautlose Wächter.
Kostos zögerte.
»Hätten sie uns umbringen wollen«, setzte Professor Kouwe hinzu, »wären wir längst tot.«
Kostos runzelte die Stirn, folgte aber nach einer Weile dem Indianer.
Im Gehen musterte Nate das Dorf und dessen schweigende Bewohner. In den Fenstern der Behausungen machte er hin und wieder auch Gesichter von Kindern und Frauen aus. Er blickte die mit dem Wald verschmolzenen Männer an. Stammeskrieger oder Kundschafter, dachte er.
Ihre bemalten Gesichter wiesen den typischen, leicht asiatisch anmutenden Knochenbau des amerikanischen Indianers auf, ein genetisches Verbindungsglied zu ihren Ahnen, die vor etwa fünfzigtausend Jahren über die Beringstraße von Asien nach Alaska vorgedrungen waren und sich in Amerika niedergelassen hatten. Aber was waren das für Menschen? Woher kamen sie? Wo lagen ihre Wurzeln? Trotz der Gefahr und der lautlosen Bedrohung brannte Nate darauf, mehr über diese Menschen und ihre Geschichte zu erfahren – zumal diese mit der seinen eng verknüpft war.
Er musterte den Wald. War auch sein Vater über diesen Pfad geschritten? Als er diese Möglichkeit in Betracht zog, krampfte sich ihm der Brustkorb zusammen, und alte Emotionen drängten an die Oberfläche. Er war so nahe daran, die Wahrheit über das Verschwinden seines Vaters zu erfahren.
Schon bald stellte sich heraus, dass man sie zu einer sonnigen Lichtung führte.
Nach einer Weile wich der Wald beiderseits des schmalen Pfads zurück. Riesige Farnpalmen und primitive Koniferen säumten die Lichtung. Ein kleiner Fluss mit flachem Ufer schlängelte sich funkelnd und gurgelnd über das sonnenbeschienene Gelände.
Ihr Führer ging weiter, doch die Gruppe verharrte überrascht am Rand der Lichtung.
In deren Mitte erhob sich ein gewaltiger Baum, der praktisch den ganzen verfügbaren Platz einnahm, eine Art, die Nate vollkommen unbekannt war. Er ragte mindestens dreißig Stockwerke hoch in die Luft, der weiße Stamm maß über zehn Meter im Durchmesser. Dicke Wurzelbuckel sprangen wie Knie aus dem dunklen Boden vor. Einige Wurzelstränge überspannten gar den Fluss, ehe sie im Erdreich verschwanden.
Die Äste breiteten sich in deutlich unterschiedenen Terrassen aus, ähnlich wie bei einem großen Rotholzbaum. Doch statt Nadeln hatte dieser Baum breite, bandförmige Blätter, deren Unterseite silbrig schimmerte, und Fruchtstände, deren Samenkapseln an Kokosnüsse erinnerten.
Nate war sprachlos. Er wusste nicht einmal, wo er mit der Klassifizierung dieses Exemplars beginnen sollte. Vielleicht handelte es sich ja um die unbekannte Spezies eines primitiven Nacktsamers, doch sicher war er sich nicht. Die Nüsse wiesen eine gewisse Ähnlichkeit zum Ehrenpreis auf, doch der Baum war viel älteren Ursprungs.
Während er den Baumriesen musterte, fiel ihm noch etwas anderes auf. Auch dieser Baum war offenbar bewohnt. Auf den dickeren Ästen drängten sich kleinere Ansammlungen hüttenähnlicher Behausungen, andere schmiegten sich dicht an den Stamm. Offenbar imitieren sie die Samenkapseln des Baums, wurde Nate bewusst.
Ihr Führer zwängte sich zwischen zwei knorrigen Wurzeln hindurch und verschwand im Schatten. Als Nate sich der Stelle näherte, bemerkte er am Fuße des Baums einen überwölbten Eingang. Er blickte zu den Hüttenansammlungen empor. Strickleitern aus Kletterpflanzen gab es hier nicht. Wie gelangte man also nach oben? Führte vielleicht im Innern des Stamms eine Wendeltreppe in die Höhe? Nate trat neugierig vor.
Manny packte ihn jedoch beim Arm. »Schau mal.« Der Biologe zeigte zur Seite.
Ganz von dem Baumriesen mit der weißen Rinde in Anspruch genommen, hatte er das gedrungene Blockhaus an der anderen Seite der Lichtung bislang übersehen. Es war kastenförmig, erbaut aus massiven Baumstämmen und mit einem Strohdach versehen. Es wirkte fehl am Platz, denn es stand als einzige Behausung am Boden.
»Sind das Solarzellen auf dem Dach?«, fragte Manny.
Nate hob das Fernglas an die Augen. Auf dem Hüttendach schimmerten zwei schwarze Paneele in der Morgensonne. Nate musterte die Hütte fasziniert. Das Blockhaus war fensterlos, der Eingang lediglich mit einem Vorhang aus Palmblättern verschlossen.
Neben dem Eingang fiel ihm ein vertrauter Gegenstand ins

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