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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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überwältigten ihn.
Kouwe spürte offenbar Nates Gefühlsaufwallung. »Ganz ruhig bleiben, Nate. Lass uns erst mal abwarten, wie es weitergeht.«
Ihr Führer geleitete den Neuankömmling zur Gruppe, dann trat er ehrerbietig beiseite.
Der kleine Indianer musterte jeden einzelnen Fremden und kniff ein wenig die Augen zusammen, als er Tor-tor ansah. Schließlich zeigte er auf die Trage und reckte dann Olin und Zane den Zeigefinger entgegen. »Mit Verletztem mitkommen«, sagte der Indianer in unbeholfenem Englisch. »Die anderen hier bleiben.«
Nachdem er diese knappen Anweisungen kundgetan hatte, machte der kleine Mann kehrt und ging zurück zum Baumriesen mit der weißen Rinde.
Alle schwiegen verblüfft. Die Überraschung, Englisch zu vernehmen, schlug eine Bresche in Nates Verbitterung.
Olin und Zane machten keine Anstalten, sich in Bewegung zu setzen.
Ihr Führer schwenkte aufgebracht den Arm und bedeutete ihnen, dem kleinen Indianer zu folgen.
»Niemand rührt sich von der Stelle«, sagte Sergeant Kostos. Private Carrera trat neben ihn. Beide hatten ihre Waffen schussbereit erhoben. »Wir teilen uns nicht auf.«
Der Indianer schaute finster drein. Er zeigte auf die sich entfernende kleine Gestalt. »Heiler«, sagte er unbeholfen. »Guter Heiler.«
Auch diesmal wieder verfehlten die englischen Worte ihre Wirkung nicht.
»Offenbar hat er von den Expeditionsteilnehmern Englisch gelernt«, murmelte Anna Fong.
Oder von meinem Vater, dachte Nate.
Kouwe wandte sich Kelly zu. »Ich glaube, wir sollten der Aufforderung nachkommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Frank etwas antun wollen. Für alle Fälle könnte ich mitgehen.«
»Ich lasse meinen Bruder nicht allein«, sagte Kelly und stellte sich neben die Trage.
»Ich gehe auf keinen Fall mit«, erklärte Zane. »Ich bleibe da, wo die Waffen sind.«
»Keine Sorge«, meinte der Professor. »Ich übernehme die Trage. Die Ablösung ist ohnehin überfällig.«
Zane nahm das Angebot bereitwillig an. Anschließend eilte er zum finster dreinblickenden Sergeant Kostos und nahm hinter ihm Aufstellung.
Kelly trat neben Olin. »Ich übernehme das andere Ende.« Als der Russe Einwände erheben wollte, schnitt sie ihm das Wort ab. »Sie bringen das GPS ans Laufen«, meinte sie im Befehlston. »Sie sind der Einzige, der sich mit dem Scheißding auskennt.«
Olin nickte widerwillig und übergab ihr die Bambusstangen der Trage. Das Gewicht ließ sie kurz ins Taumeln geraten.
Nate trat zu ihr. »Ich kann Frank übernehmen«, erbot er sich. »Sie gehen nebenher.«
»Nein«, presste sie energisch hervor. Sie wies mit dem Kinn auf die Hütte. »Finden Sie heraus, was passiert ist.«
Ehe noch jemand Einwände erheben konnte, setzte Kelly sich mit Kouwe, der das hintere Ende der Trage schleppte, in Bewegung.
Der Indianer eilte erleichtert auf den Baumriesen zu.
Von der überdachten Veranda der Hütte aus musterte Nate erneut die Behausungen im Geäst des weißen Baums. Den gleichen Anblick hatte auch sein Vater auf sich wirken lassen. Nate bemühte sich, eine Verbindung zu ihm herzustellen. Er verharrte reglos, bis Kelly und Kouwe im Baumtunnel verschwunden waren.
Während die anderen Expeditionsteilnehmer ihre Rucksäcke absetzten, drehte Nate sich wieder zur leeren Hütte um. Der Bildschirm des Laptops erfüllte den dunklen Raum mit einem gespenstischen fahlen Licht.
Seufzend fragte Nate sich erneut, was mit der Expedition seines Vaters geschehen war.
    Mit dem Gewicht ihres Zwillingsbruders kämpfend, trat Kelly durch die dunkle Öffnung in den gewaltigen Baumstamm. Ihre Aufmerksamkeit widmete sich zur Hälfte Frank, zur Hälfte der fremdartigen Umgebung.
    Franks Verbände waren mittlerweile blutdurchtränkt. Fliegen umschwärmten ihn und labten sich am Blut. Er brauchte dringend eine Infusion. Im Geiste ging sie die weiteren notwendigen Maßnahmen durch: ein neuer Infusionsschlauch, frische Verbände, weitere Morphium- und AntibiotikaInjektionen. Frank musste so lange durchhalten, bis der Rettungshubschrauber eintraf.
    Trotz ihrer Angst um Frank konnte sie jedoch nicht umhin, über den Anblick zu staunen, der sich ihr hinter dem Eingang bot. Sie hatte einen engen Treppenaufgang erwartet. Hinter dem Eingang lag jedoch ein breiter Weg, der sich mit sanfter Steigung zu den Behausungen in der Baumkrone emporschraubte. Die Wände waren glatt poliert und zeigten einen tiefen Honigton. Blaue Handabdrücke schmückten die Wände. Nach etwa zehn Metern kamen sie zu einem schmalen Fenster,

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