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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Einer der beiden Banali fasste sich an den Hals, dann brach er zusammen. Jeder Pfeil war mit ausreichend Gift präpariert, um einen Jaguar von einer halben Tonne Gewicht tot umfallen zu lassen. Der Mann war tot, bevor er auch nur auf dem Felsboden aufschlug.
Der zweite Kundschafter starrte seinen zusammengebrochenen Kameraden einen Moment an, dann rannte er blitzschnell auf die Schlucht zu. Louis’ Geliebte aber war noch schneller, denn in ihrem Blut kreisten Stimulantien. Behende tänzelte sie zurück und verstellte ihm den Weg. Er öffnete den Mund und wollte einen Warnschrei ausstoßen, Tshui aber kam ihm zuvor. Sie stieß den Arm nach vorn und schleuderte ihm eine Hand voll Pulver ins Gesicht, in die Augen, in den offenen Mund.
Unwillkürlich schluckte er. Der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken, heraus kam nur mehr ein ersticktes Pfeifen. Als die Droge in seinen Blutkreislauf gelangte, fiel er auf die Knie nieder.
Tshui zeigte keine Regung. Sie kniete sich neben ihr zusammenbrechendes Opfer. Dann blickte sie über den reglosen Körper hinweg zu Louis’ Versteck, während ein unheimliches Lächeln um ihre Lippen spielte.
Louis richtete sich auf. Dies war der letzte Mosaikstein, der noch gefehlt hatte. Jetzt konnten sie sich über die Abwehrmaßnahmen des Stammes kundig machen. Dem morgigen Angriff stand nichts mehr im Wege.
       
    21.23 Uhr
     
    Kelly saß im Schneidersitz neben der Hängematte ihres Bruders.
    In eine dicke Decke gehüllt, saugte Frank kraftlos an einem Schilfrohr, das in einer melonengroßen Nuss steckte.
Die Nüsse wuchsen büschelweise an den Ästen der Yagga. Ihr Inhalt ähnelte Kokosmilch. Kelly hatte davon probiert, bevor sie erlaubte, dass der Indianer in der Krankenstation sie ihrem Bruder gab. Die Milch schmeckte süß und cremig und enthielt offenbar viel Zucker und Fett; ihr Bruder konnte diesen Energieschub gut gebrauchen.
Sie wartete, bis Frank den natürlichen Energy Drink ausgetrunken hatte und ihr mit zitternder Hand die Nuss reichte. Sein Blick war aufgrund des Morphiums noch immer glasig.
»Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
»Munter wie ein Reh«, krächzte er. Sein Blick wanderte zu den unter der Decke verborgenen Beinstummeln.
»Was machen die Schmerzen?«
Er legte die Stirn in Falten. »Keine Schmerzen«, meinte er im angestrengten Versuch zu scherzen. »Aber ich könnte schwören, dass mir die Zehen jucken.«
»Phantomschmerzen«, meinte Kelly und nickte. »Die werden dich wahrscheinlich noch monatelang begleiten.«
»Ein Jucken, gegen das Kratzen nicht hilft …, na großartig.«
Sie blickte lächelnd zu ihm auf. Die Mischung aus Erleichterung, Erschöpfung und Angst in ihrem Herzen spiegelte sich im Gesicht ihres Bruders wider. Wenigstens hatte er wieder etwas Farbe bekommen. So schrecklich die Situation auch war, musste Kelly doch anerkennen, dass der Saft der Yagga eine äußerst heilkräftige Wirkung hatte. Er hatte ihrem Bruder das Leben gerettet. Seine Genesung machte erstaunliche Fortschritte.
Auf einmal musste Frank so herzhaft gähnen, dass er sich fast die Kiefer ausgerenkt hätte.
»Du musst schlafen«, sagte sie und erhob sich. »Wunderheilung hin oder her, dein Körper muss seine Batterien aufladen.« Sie blickte sich um und steckte sich das Hemd in die Hose.
In dem höhlenartigen Raum waren nur zwei Indianer anwesend. Der eine war der Schamane, der sie ungeduldig anfunkelte. Kelly hatte eigentlich bei ihrem Bruder schlafen wollen, doch das hatte ihr der Schamane verboten. In holprigem Englisch hatte er erklärt, zusammen mit seinen Helfern werde er über ihren neuen Bruder wachen. »Die Yagga beschützt ihn«, hatte der Schamane gesagt und keine Widerrede geduldet.
Kelly seufzte. »Ich sollte wohl besser gehen, bevor man mich rausschmeißt.«
Frank gähnte erneut und nickte. Kelly hatte ihn bereits in ihre Pläne eingeweiht und wollte ihn im Morgengrauen wieder besuchen. Er drückte ihr die Hand. »Ich liebe dich, Schwesterherz.«
Sie bückte sich und küsste ihn auf die Wange. »Ich dich auch, Frank.«
»Ich werd schon wieder gesund werden … und Jessie auch.«
Sie richtete sich auf und hätte beinahe aufgeschluchzt, doch vor Frank durfte sie sich keine Blöße geben. Sonst hätte sie bestimmt nicht mehr aufgehört zu weinen. Den Tag über hatte sie ihren Kummer tief in sich verschlossen gehabt. So hielten es die O’Briens. Irische Seelenstärke im Angesicht der Gefahr. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, den Tränen freien Lauf zu lassen.
Sie

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