Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Unwetters, ganz erfüllt voneinander.

       
Fünfter Akt
DIE WURZEL

    Una de Gato »Katzenkralle«

    FAMILIE: Rubiaceae
    GATTUNG: Uncaria
    ART: tomentosa, guianensis
    VOLKSNAMEN: Katzenkralle, Una de Gato, Paraguayo, Garabato, Garbato Casha, Samento, Toroñ, Tambor Huasca, Aun Huasca, Una de Gavilan, Falkenkralle
    GENUTZTE TEILE: Rinde, Wurzel, Blätter
    EIGENSCHAFTEN/VERWENDUNG: antibakteriell, antimutagen, Antioxidans, antiviral, blutdrucksenkend, blutreinigend, das Immunsystem stimulierend, Diuretikum, entzündungshemmend, krebshemmend, Vermifugum, Zytostatikum

       
16
VERRAT
     
    17. August, 7.05 Uhr Amazonas-Dschungel
     
    Als Nate erwachte, hielt er eine nackte Frau in den Armen. Sie hatte die Augen bereits geöffnet. »Guten Morgen«, sagte er.
    Kelly schmiegte sich an ihn. Ihre Haut roch noch nach Regen. Sie lächelte. »Es ist schon eine ganze Weile Morgen.«
Er stützte sich auf einen Ellbogen, was in der Hängematte nicht ganz leicht war, und blickte auf sie hinunter. »Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Ich hab mir gedacht, es würde dir gut tun, wenigstens eine Stunde durchzuschlafen.« Sie wälzte sich aus der Hängematte und versetzte sie dabei in Schwingung, dann zog sie ihm neckisch die Decke weg und legte sie sich um.
Er wollte nach ihr greifen, sie aber wich ihm aus. »Vor uns liegt ein langer Tag.«
Ächzend stand er auf und nahm die Boxershorts vom Stapel hastig abgelegter Kleidungsstücke am Boden, während Kelly ihre Sachen zusammensuchte. Durch die Hintertür blickte er auf den Dschungel hinaus.
Er und Kelly hatten sich bis in die frühen Morgenstunden unterhalten, über ihre Väter, Brüder, Töchter, die Lebenden und die Toten. Sie hatten zahlreiche Tränen geweint. Anschließend hatten sie sich noch einmal geliebt, diesmal bedächtiger, mit weniger Gier, dafür aber mit umso tieferer Leidenschaft. Erschöpft hatten sie sich schließlich in die Hängematte gelegt, um vor Anbruch des Tages noch ein paar Stunden zu schlafen.
Nate trat auf die hintere Plattform hinaus und musterte den Wald. Der Morgenhimmel war wolkenlos, das Unwetter längst abgezogen, der Sonnenschein strahlend hell. Jedes Blatt und jeder Halm waren noch mit Regentropfen besetzt, die wie Juwelen funkelten. Doch das war noch nicht alles. »Das solltest du dir mal ansehen!«, rief er in die Hütte hinein.
Kelly, mittlerweile mit Khakihose und halb zugeknöpftem Hemd bekleidet, trat zu ihm auf die Veranda. Auch diesmal wieder verschlug ihm ihre Schönheit den Atem. Ihre Augen weiteten sich, als sie über den Rand der Plattform blickte. »Wie schön …«
Sie lehnte sich an ihn und er schloss sie unwillkürlich in die Arme.
Angelockt von der Feuchtigkeit flatterten Hunderte von Schmetterlingen im Geäst, saßen auf Zweigen und Blättern. Die handtellergroßen Flügel waren leuchtend blau und kristallgrün gemustert.
» Morpho heißt die Art«, sagte Nate. »Aber dieses Muster habe ich noch nie gesehen.«
Kelly beobachtete, wie ein Schmetterling durch einen Sonnenstrahl hindurchflog. Er schien aus sich heraus zu leuchten. »Es sieht aus, als hätte jemand ein Bleiglasfenster zerbrochen und die Scherben wären in die Baumkrone gefallen.«
Er drückte sie an sich, hätte den Augenblick am liebsten festgehalten. Schweigend beobachteten sie minutenlang das Schauspiel, bis von unten gedämpfter Stimmenlärm heraufdrang.
»Ich glaube, wir sollten allmählich mal runtergehen«, meinte Nate schließlich. »Vor uns liegt eine Menge Arbeit.«
Kelly nickte seufzend. Nate konnte ihren Widerwillen nachempfinden. In der relativen Abgeschiedenheit der Baumkrone konnten sie ihre Sorgen und Ängste zumindest für eine Zeitlang vergessen. Auf Dauer entfliehen aber konnten sie ihnen nicht.
Langsam kleideten sie sich fertig an. Als sie bereit zum Aufbruch waren, trat Nate auf die hintere Veranda und ließ die Markise aus Bambus und Palmwedeln herunter, da er den Raum so zurücklassen wollte, wie sie ihn vorgefunden hatten.
Kelly trat zu ihm und betrachtete die Scharniere am oberen Rand der Tür. »Lässt man sie herab, verschließt sie den Eingang – klappt man sie hoch, spendet sie Schatten auf der Veranda. Raffiniert.«
Nate nickte. Gestern hatte er ebenfalls über die Konstruktion gestaunt. »Etwas Ähnliches habe ich hier im Dschungel noch nicht gesehen. Wie mein Vater geschrieben hat: ein Beleg für die Überlegenheit dieses Stammes. Hier gibt es alle möglichen technischen Errungenschaften, wie zum Beispiel die primitiven

Weitere Kostenlose Bücher