Operation Amazonas
Bewegung und eilte ebenfalls am Rand der Lichtung entlang.
Kurz darauf vereinigten sich die beiden Gruppen am Fuße des Baums. Sergeant Kostos klopfte Kouwe anerkennend auf die Schulter. Anna und Manny umarmten sich.
»Irgendwas Neues von Nate?«, fragte Kouwe.
Der Sergeant schüttelte den Kopf, dann deutete er zum Baumhaus. »Ich habe Olin befohlen, die GPS-Ausrüstung einzupacken und zu uns zu stoßen.«
»Warum? Ich dachte, wir sollten uns am Baum treffen.« »Wir sind nah genug. Es scheint so, als wären wir eingekesselt. Der Baum bietet keinen Schutz.«
Kouwe runzelte die Stirn, konnte die Argumentation des Sergeants jedoch nachvollziehen. Die Angreifer zerstörten systematisch alle Hütten. Hier saßen sie in der Falle. »Wie geht es dann weiter?«
»Wir schleichen uns weg. Bahnen uns möglichst unauffällig einen Weg durch ihre Reihen. Wenn wir sie passiert haben, gehen wir irgendwo in Deckung, wo sie uns nicht finden können.«
Manny trat zu ihnen und sah auf die Uhr. »Der Sergeant hat im Wald eine Napalmbombe deponiert, die in einer Viertelstunde hochgehen wird.«
»Ein Ablenkungsmanöver«, meinte Sergeant Kostos. Er rückte den Rucksack auf den Schultern zurecht. »Davon haben wir noch mehr.«
»Deshalb können wir nicht auf Nate warten«, sagte Manny, als hätte er die Gedanken seines Freundes erraten.
Kouwe blickte zur Yagga. Das Gewehrfeuer wurde schwächer … und auch die Zeit wurde allmählich knapp. Wenn sie ihre Chance nutzen wollten, mussten sie es jetzt tun.
Widerstrebend nickte Kouwe.
Plötzlich bewegte sich die Strickleiter. Er schaute hoch. Olin kam heruntergeklettert, die Funkausrüstung trug er auf dem Rücken.
Kostos schwenkte das M-16. »Also, dann los …«
Die Druckwelle warf sie alle auf die Knie nieder. Kouwe drehte sich um und sah, wie das Hüttendach hoch in die Luft segelte. Trümmerteile wurden mit großer Wucht weggeschleudert. Ein Teil eines Baumstamms schoss über ihnen vorbei, ein fliegender Rammbock, der krachend im
Dschungel verschwand. Rauchwolken rasten auf sie zu. Das war keine Granatexplosion gewesen.
Aus dem Qualm tauchte ein Trupp Soldaten mit schussbereiten Waffen auf.
Kouwe fielen zwei Dinge gleichzeitig auf. An der Spitze der Gruppe ging eine nackte Frau, Hand in Hand mit einem hoch gewachsenen, ganz in Weiß gekleideten Gentleman.
Kouwe bemerkte jedoch noch etwas anderes, wovon eine unmittelbarere Bedrohung ausging. Einer der Soldaten ließ sich auf ein Knie nieder und setzte ein langes schwarzes Rohr an die Schulter.
Kouwe hatte genug Hollywoodfilme gesehen, um die Waffe sogleich wieder zu erkennen.
»Ein Raketenwerfer!«, rief hinter ihm Carrera. »Alle in Deckung!«
10.03 Uhr
Die erste Detonation ließ Nate und Zane gleichermaßen erstarren. Nate ließ die Waffe seines Gegners nicht aus den Augen. Die Pistole zielte aus wenigen Metern Abstand unmittelbar auf seine Brust. Er wagte nicht, sich zu bewegen. Er hielt den Atem an.
Was ging da draußen vor?
Bei der zweiten Detonation ruckte Zanes Blick in die Richtung der Explosion. Eine bessere Chance würde Nate nicht bekommen. Wenn er nicht irgendetwas unternahm, und sei es noch so idiotisch, war er ein toter Mann.
Nate sprang, jedoch nicht in Zanes Richtung, sondern auf die in der Luft baumelnde Schrotflinte zu. Zane reagierte sofort. Ein scharfer Pistolenknall ertönte, dann spürte Nate auf einmal ein Brennen im Oberschenkel.
Er prallte gegen die Wurzel und packte die Schrotflinte. Den Riemen zu lösen hatte er keine Zeit. Blindlings schwenkte er den Lauf in Zanes Richtung und drückte den Abzug durch. Aufgrund des Rückstoßes flog ihm die Waffe aus der Hand.
Geduckt drehte Nate sich um.
Zane wurde nach hinten geschleudert; sein Bauch war blutig, die Arme hatte er hochgeworfen. Er landete im kleinen Tümpel am Ende des Pfades, laut schreiend klatschte er aufs Wasser – es war erstaunlich tief, selbst hier in Ufernähe.
Zane erfuhr nun am eigenen Leib, was er zuvor dem unbewaffneten Schamanen der Ban-ali zugefügt hatte: Ein Bauchschuss war besonders schmerzhaft.
Nate richtete sich auf und löste die Schrotflinte. Er zielte damit auf den im Wasser zappelnden Mann. Wo die Pistole gelandet war, hatte er nicht mitbekommen, war aber diesmal entschlossen, kein Risiko einzugehen.
Mit angstvoll verzerrter Miene paddelte Zane ans Ufer. Auf einmal ging ein Ruck durch seinen Körper, seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sein Stöhnen verwandelte sich in lautes Gebrüll. »Nate!
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