Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
worden. »Erst hat er meinen Vater verraten und jetzt uns.« Vor lauter Wut klang seine Stimme ganz gepresst. Er hatte ein einziges Ziel. Rache. »Was haben Sie vor?«, meldete Frank sich in seiner Hängematte zu Wort.
    Nathan schüttelte den Kopf. »Ich muss es versuchen.« Er wandte sich zum Ausgang. Der ferne Explosionslärm hatte sich gelegt, doch hin und wieder war Gewehrfeuer zu vernehmen. Je sporadischer die Schüsse, desto offensichtlicher wurde, dass die Dorfbevölkerung systematisch ausgelöscht wurde. Nate wusste, dass ihnen das gleiche Schicksal bevorstand, wenn sie nicht etwas unternahmen. Aber was? Als er den Gang hinunterging, erst vorsichtig, dann immer schneller, Umrundung nach Umrundung, musste er an das Spiralmuster des Ban-ali-Zeichens denken. Bezog sich das Zeichen auf diesen Gang oder stellte es, wie Kelly vermutet hatte, das gefaltete Protein dar, das mutagene Prion? Wenn es den Gang im Innern der Yagga darstellte, was bedeuteten dann die Helices an den Spiralenden? Bezog sich die eine auf die Krankenstation? Aber was stellte dann die andere dar? Und was bedeutete der blaue Handabdruck? Nate musste an die Handabdrücke denken, die unten am Eingang die Wände schmückten. Er schüttelte den Kopf. Was hatte das alles zu bedeuten?
Auf einmal stolperte er über einen toten Indianer, der auf der Treppe lag. Nate stürzte, fing sich mit den Händen ab und rutschte auf den Knien noch ein Stück weiter. Als er zum Stillstand gekommen war, blickte er sich um und bemerkte ein Einschussloch in der Brust des Mannes und ein zweites in dessen Hinterkopf.
Hinter der nächsten Biegung schauten die Beine eines weiteren toten Indianers hervor.
Zane.
Wutschäumend rappelte Nate sich hoch. Zane hatte unbewaffnete Menschen abgeknallt, Heiler und Gehilfen des Schamanen, und sich den Weg zum Tunnelende rücksichtslos freigeschossen. Dieser verfluchte Feigling.
Nate rannte weiter und zählte im Laufen die Fensteröffnungen ab. Als er die letzte erreicht hatte, trat er geduckt nach draußen und durchquerte eine kleine, leere Hütte.
Er befand sich auf einem mindestens anderthalb Meter breiten Ast. Als Allererstes wollte er sich einen Überblick verschaffen.
Rauchschwaden stiegen über der Lichtung in den Himmel. Einige Indianer flüchteten zur Yagga.
Mittlerweile hatte sich eine bedrohliche Stille auf das Dorf herabgesenkt.
Nate rückte weiter über den Ast vor, konnte die Nightcap-Eiche mit dem Baumhaus aber immer noch nicht gut erkennen.
Nicht einmal den Eingang der Yagga konnte er von hier aus sehen. Verdammt.
Unten wurde geschossen. Zane! An der anderen Baumseite schrie jemand auf. Der Feigling versteckte sich offenbar in der Tunnelmündung und tötete die Indianer, die sich dem Baum näherten. Nate wusste, dass das hinterhältige Schwein genug Munition hatte, um sie sich eine Weile vom Leib zu halten. Die in der Nähe befindlichen Indianer brachten sich im Wald in Sicherheit.
Nate musterte die Lichtung. Seine Freunde waren nicht zu sehen.
Während Nate vorsichtig auf dem dicken Ast vorrückte, stieß er mit der Fußspitze an ein zusammengerolltes Seil. Bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass es gar kein Seil, sondern eine aus Lianen geknüpfte Strickleiter war.
»Ein Notausgang«, murmelte er. Plötzlich hatte er eine Idee – vor seinem geistigen Auge nahm ein Plan Gestalt an. Bevor er die Nerven verlor, schob er die Lianenleiter über den Rand.
Die Strickleiter entfaltete sich mit einem raschelnden Geräusch; das Ende befand sich nur einen knappen Meter über dem Boden. Es war ein langer Abstieg, doch wenn Zane tatsächlich im Eingang lauerte, würde es Nate vielleicht gelingen, sich anzuschleichen.
Mit diesem dürftigen Plan im Hinterkopf machte Nate sich eilig an den Abstieg. In rasendem Tempo kletterte er die Sprossen hinunter. Wenn seine Gruppe und die überlebenden Indianer sich hierher zurückzogen, könnten sie sich vielleicht besser verteidigen. Zunächst aber musste Zane ausgeschaltet werden.
Nate hatte das Ende der Strickleiter erreicht und sprang auf den Boden.
Ringsum ragten hohe Wurzeln auf, und es dauerte einen Moment, bis er sich orientieren konnte. Links hinter ihm lag der Fluss. Das bedeutete, dass er sich in einer Vieruhrposition zum Tunneleingang befand. Er schlich gegen den Uhrzeigersinn um den Baumstamm herum.
Drei Uhr … zwei Uhr …
Irgendwo im Wald knatterte ein Maschinengewehr. Eine Granate explodierte. Die Gefechte waren

Weitere Kostenlose Bücher