Operation Amazonas
misstrauisch.
Louis schüttelte den Kopf und trat zwei Schritte beiseite, bis er vor Sergeant Kostos stand. »Ich glaube, diese Frage sollte Ihnen Ihr Kamerad beantworten.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Kostos finster.
Louis bückte sich und blickte dem Sergeant in das Gesicht.
»Ach … wollen Sie wirklich behaupten, Captain Waxman habe seinem Staff Sergeant nicht vertraut?«
Kostos wandte den Blick ab.
»Was redet der denn da?«, wandte sich Nate an den Sergeant. »Für Geheimniskrämerei ist es zu spät, Kostos. Wenn Sie irgendetwas wissen …«
Schließlich antwortete der Sergeant verlegen. »Die NapalmMinibomben. Wir hatten Befehl, die Wundersubstanz zu finden. Sobald wir eine Probe eingesammelt hatten, sollten wir deren Ursprung vernichten, und zwar vollständig. «
Louis richtete sich auf und genoss das Entsetzen der Gefangenen. Selbst die Rangerin wirkte überrascht. Offenbar weihte das Militär nur wenige Auserwählte in seine Geheimnisse ein.
Louis deutete zu der kleinen Gruppe hinüber, die sich um den Riesenbaum versammelt hatte. Die neun verbliebenen Minibomben der Ranger wirkten vor dem Hintergrund der weißen Rinde wie flache, schwarze Augen, die zu ihnen herüberschauten. »Dank der US-Regierung verfügen wir über genügend Feuerkraft, um noch größere Monster als diesen Baum auszulöschen.«
Kostos ließ den Kopf hängen; dazu hatte er auch allen Grund.
»Sie sehen also«, fuhr Louis fort, »unsere Missionen unterscheiden sich gar nicht so sehr. Bloß hinsichtlich des Nutznießers – entweder das amerikanische Militär oder die französische Pharmafirma. Was die Frage aufwirft, wer mit dem Wissen mehr Gutes bewirken würde.« Er zuckte die Schultern. »Wer weiß das schon? Aber umgekehrt können wir auch fragen, wer wohl größeres Übel damit anrichten würde?« Louis musterte den Sergeant. »Und ich glaube, die Antwort kennen wir alle.«
Angespannte Stille senkte sich auf die Gruppe.
Schließlich ergriff Nate das Wort. »Was ist mit Kelly und Frank?«
Ah, die fehlenden Mitglieder der Gruppe … Es erstaunte Louis nicht, dass Nate sich nach ihnen erkundigte. »Machen Sie sich deretwegen keine Sorgen. Sie werden mich begleiten«, erklärte Louis. »Ich habe mit meinen Finanziers gesprochen. Monsieur O’Brien ist das ideale Versuchskaninchen, um den Regenerationsvorgang zu erforschen. Die Wissenschaftler von St. Savin können es gar nicht mehr erwarten, ihn in die Hände zu bekommen und zu untersuchen.«
»Und Kelly?«
»Mademoiselle O’Brien wird mich begleiten, um zu gewährleisten, dass ihr Bruder kooperiert.«
Nathan erblasste.
Louis hatte bemerkt, dass Nates Blick im Laufe der Unterhaltung wiederholt zum Baum geschwenkt war. Er deutete auf den Urwaldriesen. »Die Timer sind auf drei Stunden eingestellt. Auf zwanzig Uhr, um genau zu sein«, sagte Louis. Er wusste, dass alle Anwesenden bereits die Explosion einer einzelnen Napalmbombe miterlebt hatten. Die neunfache Anzahl schlug sich als pure Hoffnungslosigkeit in ihren Gesichtern nieder.
Louis fuhr fort: »Wir haben noch weitere Brandbomben im Cañon und in der Nebenschlucht hinterlegt, die hochgehen werden, sobald wir das Gebiet geräumt haben. Wir durften nicht das Risiko eingehen, dass Sie von einem Indianer befreit werden, den wir übersehen haben. Doch ich fürchte, egal ob gefesselt oder nicht, es gibt keinen Ausweg mehr für Sie. Das ganze Tal wird von einem mächtigen Feuersturm verschluckt werden – der alle Überbleibsel des Wundersafts vernichten und die Helikopter anlocken wird, die bereits hierher unterwegs sein dürften. Im Schutze der Feuersbrunst werden wir ungestört flüchten können.«
Das Eingeständnis der Niederlage stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
Louis lächelte. »Wie Sie sehen, ist für alle Eventualitäten Vorsorge getroffen.«
Louis’ Lieutenant näherte sich mit energischen Schritten und blieb neben ihm stehen. Der Kolumbianer ignorierte die Gefangenen, als handelte es sich um Schafe.
»Ja, Mask?«
»Alles vorbereitet. Auf Ihren Befehl hin können wir mit der Evakuierung beginnen.«
»Dann fangen Sie an.« Louis blickte sich noch einmal zu den am Boden knienden Männern und Frauen um. »Ich bedaure, aber die Pflicht ruft. Ich verabschiede mich mit einem herzlichen Adieu.«
Als er sich abwandte, machte Louis sich voller Genugtuung klar, dass es einzig und allein Carl Rand gewesen war, der seinen stolzen Sohn in diese ausweglose Lage gebracht hatte. Und so tritt er in die Fußstapfen
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