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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Luft, dass die Klinge zu verschwimmen schien. Sie war so schnell, dass es unmöglich war, ihrer Bewegung mit dem Auge zu folgen, und angesichts der unglaublichen Schärfe dieser Waffe schien Rüstung schlichtweg bedeutungslos zu sein. Leichen – und Leichenteile – wurden in blutigen Wolken durch die Luft gewirbelt, und die friedliche Bibliothek verwandelte sich in ein Schlachthaus. Männer schrien, fluchten und starben, und Merlin Athrawes durchwatete ungerührt und unberührt dieses Chaos und brachte den Tod wie der Erzengel Schueler persönlich. Kahlvyn Ahrmahk war kein Feigling, doch jetzt durchfuhr ihn eine Welle eisiger Furcht. Ebenso wie seine Gardisten, hatte auch er die unglaublichen Gerüchte und Spekulationen über diesen Merlin einfach abgetan. Jetzt, als er mitansehen musste, wie seine Männer fielen – manche von ihnen schrien vor Schmerz, die meisten waren tot, bevor sie den Boden auch nur berührten –, wusste er, wie sehr er sich getäuscht hatte. Er wusste, dass diese lächerlichen Gerüchte, der geheimnisvolle Fremde sei ein Seijin, letzten Endes doch der Wahrheit entsprachen … und dass all diese lächerlichen Erzählungen, diese dummen Heldenballaden und Kindergeschichten über die Seijin und ihre übermenschlichen Kräfte, in Wahrheit überhaupt nicht lächerlich waren.
    Die Gardisten, die noch lebten – alle sechs –, rückten jetzt nicht mehr weiter gegen Merlin vor. Sie ließen sich zurückfallen und drängten sich aneinander. Nicht, weil es Tirians Gardisten jemals an Mut gemangelt hätte, sondern weil das hier einfach zu viel war, es ging weit über ihre Erfahrungen hinaus. Sie waren nicht in Panik verfallen – dafür hätten sie auch überhaupt keine Zeit gehabt −, doch diese todbringende Gewissheit, dem Gegner in jeder Hinsicht unterlegen zu sein, hatte sie in die absolute Defensive getrieben, und während Tirian noch zu seinen Männern hinüberschaute, wurde ein weiterer von ihnen Opfer von Merlins unerbittlicher Klinge.
    Das ist kein Mensch!
    Dieser Gedanke zuckte dem Herzog durch den Kopf, und er schüttelte sich, versuchte gegen die aufsteigende Panik anzukämpfen. Sein Verstand raste, und er holte tief Luft.
    Es gab immer noch eine Möglichkeit, irgendetwas zu retten, wenn es ihm nur gelänge, die Bibliothek zu verlassen, bevor Merlin auch ihn erreichte. Wyllyms war irgendwo dort draußen, und gewiss hatten das Klirren von Stahl auf Stahl und die Schreie den Haushofmeister aufgeschreckt. Bestimmt hatte er schon den Rest von Tirians Leibgarde alarmiert! Wenn es dem Herzog gelänge, als Erster diese Wachen zu erreichen, dann könnte er ihnen berichten, wie Merlin mitten in der Nacht hereingestürzt war, um ihn zu ermorden, und dass dieser angebliche Seijin Gray Harbor als Geisel genommen habe. Wie tödlich dieser Merlin auch sein mochte, Tirian hatte noch fast sechzig Mann in der Hinterhand, und die meisten von denen waren mit Bogen und Armbrust ebenso erfahren wie mit dem Schwert. Und wenn es bei dem Versuch, die Bibliothek zurückzuerobern, einen tragischen Unfall gäbe, oder falls Merlin es vorzöge, dem Grafen die Kehle durchzuschneiden, statt zuzulassen, dass er gerettet würde, oder …
    Ein weiterer Gardist sackte in sich zusammen, als erbarmungsloser Stahl seinen Magen durchbohrte, und Tirian wandte sich ab. Aus dem Augenwinkel sah Merlin, wie der Herzog sich herumdrehte und auf die Bibliothekstür zustürmte. Sofort begriff er, was Tirian beabsichtigte, doch zwischen ihm und diesem Verräter standen immer noch vier Gardisten. Er konnte sie unmöglich schnell genug alle niederstrecken, um rechtzeitig …
    Der Dolch des Grafen Gray Harbor blitzte im Schein der Lampen auf, als er quer durch die Bibliothek wirbelte. Er war ziemlich schwer und nicht richtig ausbalanciert, um gut als Wurfdolch zu fungieren, doch ›der Graf‹ hatte noch nicht alles vergessen, was ›der Captain‹ einmal beherrscht hatte, und Trauer und Entsetzen hatten jede Spur des Alkohols aus seinem Körper getilgt.
    Einem Tänzer gleich, stellte sich Kahlvyn Ahrmahl, Herzog Tirian, auf die Zehenspitzen, er breitete die Arme aus, streckte die Brust heraus und öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei, als zehn Zoll tödlichen Stahls sich in seinen Rücken bohrten. Das juwelenbesetzte Heft eines Dolches blitzte zwischen seinen Schulterblättern auf, Blut strömte ihm über die Lippen, und der Herzog stürzte bäuchlings zu Boden.

XII.
    Braidee Lahangs Wohnung, Tellesberg
    Als gegen Braidee Lahangs

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