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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dem, was wir hier tun werden, wird völlig anders sein, als die Tradition es gebietet. Veränderungen sind den meisten Menschen unangenehm, selbst hier in Charis, und Ihr Volk wird Veränderungen gegenüber deutlich aufgeschlossener sein, wenn sie von Menschen bewirkt werden, die sie kennen und denen sie vertrauen, als wenn ein geheimnisvoller Fremder sie ihnen bringt, so gut sein Leumund auch sein mag.
    Und zu diesen Faktoren kommt noch die Notwendigkeit, dass alle diese Veränderungen, die wir werden einführen müssen, so weitreichend sein müssen wie nur irgend möglich. Aus vielerlei Gründen können alle diese Veränderungen nicht von einem einzigen Mann umgesetzt werden. Ein sehr persönlicher Grund für mich selbst, so zu verfahren, ist, dass das, was ich Ihnen erzählen kann, das Werk vieler anderer ist. Einige davon habe ich persönlich kennengelernt, bei einigen war mir das nie vergönnt. Das alles ist nicht mein Werk, und ich würde es vorziehen, nicht als geheimnisumwittertes, möglicherweise unheimliches und eindeutig fremdes ›Genie‹ angesehen zu werden, nur weil ich zufälligerweise derjenige bin, der sich in der Position befindet, dieses Wissen an Sie weitergeben zu können.
    Deutlich pragmatischer betrachtet wird es, wenn ein einzelner Fremder plötzlich auftaucht und als ›Born des Wissens‹ bekannt wird, zweifellos zu Widerstand all derjenigen führen, die an der Tradition festhalten wollen, und auch zu unvermeidbaren Spannungen. Es ist immer gefährlich, wenn ein Fremder zu groß wird, zu mächtig, zu einflussreich. Das destabilisiert die Lage, und es führt zu Neid und Verärgerung. Es mag sogar zur Ablehnung bislang anerkannter Autoritäten führen, und etwas Derartiges kann sich Charis keinesfalls leisten, wenn sich schon so viele Feinde um das Land herum versammeln.
    Abgesehen davon bin ich zuversichtlich, dass – selbst wenn manches, was ich Sie lehre, Sie in eine andere, bislang ungeahnte Richtung führen mag – letztendlich das, was Sie daraus hervorbringen, tatsächlich ganz das Werk Ihrer eigenen Arbeit sein wird.«
    »Und«, gab jetzt Mychail zu bedenken und lächelte ebenfalls dünn, »wenn Ihr mir gestattet, das so auszusprechen: es wird auch dazu dienlich sein, Euch am Leben zu halten, Seijin Merlin.«
    »Nun ja, das ist durchaus auch ein Gedanke, Meister Mychail«, gestand Merlin ein und lachte leise.
    »Ich vertraue darauf«, meldete sich nun Howsmyn zu Wort und achtete sorgsam darauf, möglichst neutral zu klingen, »dass nichts Eurer ›Lehren‹ gegen die Ächtungen verstößt, Seijin Merlin.«
    »Ich gebe Ihnen meinen feierlichen Eid, das dem nicht so sein wird, Meister Howsmyn«, erwiderte Merlin ernst. »Tatsächlich beabsichtigt Seine Majestät sogar, Bischof Maikel und Pater Paityr von Anfang an schon an diesem Projekt mitarbeiten zu lassen, um genau das absolut sicherzustellen.«
    Einige sehr verkrampfte Schultern schienen sich sichtlich zu lockern, und Merlin verkniff sich ein weiteres Lachen. Er war zu dem Schluss gekommen, Cayleb habe Bischof Maikel völlig richtig eingeschätzt. Es bestand keinerlei Zweifel an der Frömmigkeit des Bischofs, doch zugleich war er auch ein charisianischer Patriot. Und ein Patriot, davon war Merlin langsam überzeugt – vor allem nach dieser Predigt in der Kathedrale –, der sich nur wenigen Illusionen hingab, was den Rat der Vikare und den Rest der kirchlichen Hierarchie anbetraf.
    Pater Paityr Wylsynn hingegen war kein Charisianer. Er war in den Tempel-Landen geboren, und er war der Erste Intendant von Erzbischof Erayk in Charis. Wie viele Intendanten war auch er ein Priester aus dem Schueler-Orden, und damit war er zugleich auch der hiesige Vertreter der Inquisition. Die Vorstellung, die Aufmerksamkeit der Inquisition auf sich zu ziehen, reichte aus, um jeden Safeholdianer nervös zu machen, und keiner der Männer, die hier an diesem Tisch saßen, wusste nicht, wie skeptisch die Schueleriten gerade ihrem eigenen Königreich gegenüberstanden.
    Abgesehen davon war Pater Paityr in Charis allgemein sehr angesehen, vor allem in Tellesberg. Niemand konnte ernstlich die Stärke seines Glaubens anzweifeln, und ebenso wenig die Inbrunst, mit der er die Verpflichtungen wahrnahm, die zu seinem Priesteramt gehörten. Gleichzeitig jedoch hatte ihn noch nie jemand bezichtigt, sein Amt zu missbrauchen – was bedauerlicherweise nicht über viele andere Inquisitoren und Intendanten behauptet werden konnte –, und er achtete peinlich genau

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