Operation Arche - 1
fünf Fünftage! –, bis eine Nachricht, die Dynnys an seinen Bischof-Vollstrecker abgeschickt hatte, diesen überhaupt erreichte.
Eine Reise vom Tempel nach Tellesberg dauerte zwei ganze Monate … einfache Strecke. Was auch erklärt, warum es sich Dynnys schlichtweg nicht leisten konnte, Zion und den Tempel für mehr als einen Besuch seiner Gemeinde zu verlassen; diese Reise trat er üblicherweise im Spätherbst an. Auf diese Weise konnte er die Tempel-Lande verlassen, bevor die Hsing-Wu-Passage zugefroren war, sodass er den Winter, der im Tempel klirrend und eisig kalt war, in Charis verbrachte, das nicht nur auf der Südhalbkugel der Welt lag, sondern auch noch weniger als dreizehnhundert Meilen vom Äquator entfernt war. Der Sommer in Tellesberg war so ungleich angenehmer als der Winter in Zion! Natürlich erklärte diese immense Entfernung zu Zion (und dem Tempel) auch, warum manche der etwas abgelegenen Länder – wie gelegentlich auch Charis selbst − etwas … aufsässiger waren als diejenigen, die näher an Zion lagen.
»Erayk hat da nicht ganz unrecht, Zhasyn«, sagte Rayno jetzt. »Gewiss hat jeder, der in irgendeiner Weise in diesen Disput verwickelt ist, mittlerweile lange genug hin und her diskutiert, um zu begreifen, wie wichtig es ist, uns sämtliche Dokumente vorzulegen, um die wir ersucht haben. Wenn Breygart es nicht für erforderlich hält, den Erhalt unseres Gesuches auch nur zu bestätigen, so wirft das ein schlechtes Licht auf ihn.«
»Es mag auch ein schlechtes Licht auf die Beweise werfen, die zu haben er behauptet«, merkte Myllyr an. »Wenn ihm wirklich Beweise dafür vorliegen, dass die Ansprüche, die Mahntayl erhebt, unberechtigt sind, sollte er doch angelegentlich daran interessiert sein, uns diese Beweise auch vorzulegen.«
Unruhig rutschte Cahnyr in seinem Sessel hin und her, und Rayno schaute mit gehobenen Augenbrauen zu ihm hinüber.
»Ja, Zhasyn?«
»Ich möchte lediglich anmerken, dass von Anfang an Sir Hauwerd Breygart –« der Erzbischof von Gletscherherz zog sowohl den Titel als auch den Namen auffällig in die Länge – »darauf beharrt hat, Mahntayls Behauptung, ein Nachfahre des vierzehnten Grafen zu sein, sei unrichtig. Und …« – er blickte sich am Konferenztisch um – »… er hat seine ursprünglichen Ausführungen mit entsprechenden beeideten Erklärungen von mehr als einem Dutzend Personen belegt.«
»Niemand will das in Abrede stellen, Zhasyn«, gab Dynnys jetzt zu bedenken. »Aber hier steht zur Debatte, dass Breygart behauptet, er habe einen Beweis gefunden – keine beeideten Erklärungen, keine nur mittelbaren Beweise, die lediglich vom Hörensagen stammen, sondern einen echten, schriftlichen Beweis –, dass Tahdayo Mahntayl nicht der Urenkel von Fraidareck Breygart ist. Wir hatten ihn aufgefordert, uns diesen ›Beweis‹ vorzulegen.«
»Exakt«, pflichtete Rayno ihm bei und nickte ernst, und Cahnyr presste die Lippen zusammen. Er schaute zu Myllyr hinüber, und seine Lippen wurden noch schmaler, als er den Blick in den Augen des anderen Prälaten sah.
Dynnys konnte die Mimik der anderen Anwesenden ebenso deuten wie Cahnyr, und er konnte sich ein mildes Lächeln kaum verkneifen. Dass Myllyr diese Position vertrat, war kaum überraschend, schließlich waren die beiden nicht nur Langhorniten, sondern hatten einander seit Jahrzehnten immer wieder gegenseitig unterstützt, und sie beide wussten, wie die Politik von Mutter Kirche funktionierte. Rayno war da etwas problematischer, aber auch bei ihm rechnete Dynnys doch recht zuversichtlich mit Unterstützung. Die Inquisition und der Schueler-Orden waren alles andere als erbaut darüber, dass Charis sich seit mehr als einem Jahrhundert wachsenden Reichtums und Einflusses erfreute. Diese Vorliebe, die dieses Königreich zudem für … Innovationen hatte, machte alles nur noch schlimmer, und der Eifer, den die ›Königliche Hochschule‹ in den letzten zehn oder fünfzehn Jahren an den Tag legte, ging mehr als einem Schueleriten gegen den Strich.
Die Ansicht, die religiöse Rechtgläubigkeit nehme mit der Entfernung zwischen einer wie auch immer gearteten Gemeinde und Zion proportional ab, war bei den weitaus meisten Schueleriten zutiefst verwurzelt. Rayno, trotz seiner eigenen Bildung und seiner Stellung in der Kirche, betrachtete derart abgelegene Länder wie Charis unweigerlich mit Skepsis. Im Falle von Charis waren der Einfluss des Reichtums dank ihres weltweiten Seehandels und auch der Einfluss
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