Operation Arche - 1
darauf verlassen, dass er seine eigenen Interessen wahrt.« Er nickte. »Das bedeutet natürlich nicht, dass seine Pläne auch funktionieren, aber er befindet sich derzeit in Tellesberg, während wir zweitausend Meilen entfernt sind.«
»Exakt, Mein Prinz.« Shandyr nickte. »Und falls er Lahang töten lassen sollte, und falls Wave Thunder Lahang bislang noch nicht als Spion in unseren Diensten aufgedeckt hat, dann würde jegliche Untersuchung des Ganzen deutlich eher zum Herzog führen als zu uns.«
Nachdenklich zupfte Nahrmahn an der Unterlippe, dann nickte er.
»Ein guter Gedanke«, pflichtete er Shandyr bei. »Ich würde es tatsächlich bevorzugen, diese Kleinigkeit selbst zu erledigen, sollte das erforderlich werden, aber ich denke, wir werden uns darauf verlassen müssen, dass der Herzog sich an unserer statt darum sorgt. Natürlich bleibt damit immer noch das Problem mit dem Herzog selbst bestehen, oder täusche ich mich?«
Angesichts des scharfen Tones, in dem der Prinz gesprochen hatte, hätte Shandyr beinahe die Augen aufgerissen, und Nahrmahn lachte, leise und eiskalt.
»Es ist ja nun nicht so, als hätte ich ihm jemals vertraut, Hahl. Und wir beide wissen auch, dass er selbst jetzt noch notfalls irgendeine Art Übereinkunft mit Haarahld würde erzielen können. Und wenn man bedenkt, wie viel der Herzog weiß, könnte das für all die anderen Arrangements, die wir in Charis bereits getroffen haben, … bedauerlich sein.«
»Mein Prinz«, setzte jetzt Shandyr sehr vorsichtig an, »wollt Ihr damit etwa vorschlagen …?«
Er hielt inne und ließ die Frage im Raum schweben, und erneut stieß Nahrmahn ein unwilliges Schnauben aus.
»Zumindest ein Teil von mir würde nichts lieber sehen als das, aber … nein«, sagte er. »Zumindest noch nicht. Und wenn die Zeit dann irgendwann doch dafür reif ist …« – er lächelte ein dünnes, kaltes Lächeln – »… dann haben wir ja schon den richtigen Mann für diese Aufgabe an Ort und Stelle.«
Einige Sekunden lang dachte er noch nach, dann seufzte er wieder.
»Also gut. Ich denke, mehr können wir jetzt nicht mehr beschließen. Aber ich wünsche, dass Sie in der Zwischenzeit auch Trahvys und Gharth in Kenntnis setzen.«
Shandyr nickte. Trahvys Ohlsyn, Graf Pine Hollow, war ein Vetter Nahrmahns und zugleich sein Erster Ratgeber, und Gharth Rahistahn, Graf Mahndyr, war der Oberkommandierende der Emerald Navy.
»Soll ich sie über alles in Kenntnis setzen, Mein Prinz?«, fragte der Baron nach und hob eine Augenbraue. Nahrmahn legte die Stirn in Falten.
»Berichten Sie Trahvys alles, was wir wissen oder vermuten«, wies er ihn dann nach kurzem Nachdenken an. »Sagen Sie Gharth, wir müssen davon ausgehen, dass Haarahld vermutet, wir seien in die Geschehnisse involviert – ob dem nun so ist oder nicht –, und sagen Sie ihm auch, ich wünsche, dass er sich überlegt, wie wir unsere eigene Bereitschaft optimieren können … nur für den Fall.«
»Jawohl, Mein Prinz!«
»Zusätzlich wünsche ich, dass Sie Berichte auch für Tohmas und Hektor zusammenstellen«, fuhr Nahrmahn dann fort. »Für Tohmas werde ich auch noch einen eigenen Brief abfassen, der diesem Bericht dann beiliegen wird. Bei Hektor hingegen denke ich, werden Sie einfach nur Ihren eigenen Bericht nach Coris senden – eine reine Geste der Höflichkeit, da uns ganz offensichtlich keinerlei Informationen aus erster Hand vorliegen.«
Wieder nickte Shandyr. Großherzog Tohmas von Zebediah war noch am ehesten ein Rivale Prinz Hektors von Corisande, was die Vorherrschaft über den Corisande-Bund betraf. Bedauerlicherweise war er, so sehr er selbst auch von Ruhm und Ehre träumen mochte, kein ernst zu nehmender Rivale. Auch wenn er der wichtigste Adlige auf der Insel Zebediah war und zugleich durch sein Erbe der Vorsitzende des Rates von Zebediah, hatte Hektor doch die gesamte Insel immer noch fest im Griff. Tohmas fungierte dort als kaum mehr als der Gouverneur von Zebediah, der in Hektors Namen und Auftrag handelte, und so sehr er auch nach Höherem streben mochte, war es doch höchst unwahrscheinlich, dass er diese höheren Ziele jemals würde erreichen können. Dennoch hatte Nahrmahn größte Sorgfalt darauf verwandt, auch mit Tohmas stets freundschaftlichen Kontakt zu pflegen. Man wusste ja nie, ob man nicht beizeiten ein geeignetes Gegengewicht würde brauchen können.
Phylyp Ahzgood – Graf Coris – andererseits, erfüllte für Hektor die gleiche Aufgabe, die Shandyr für Nahrmahn
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