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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erfüllte. Shandyr brachte Coris’ immensen Fähigkeiten, die dieser scheinbar von der Natur zum Geschenk erhalten hatte, größten Respekt entgegen, und er glaubte nicht einen einzigen Augenblick daran, der Graf könne denken, Nahrmahn habe nicht hinter dem Attentat auf Cayleb gestanden. Dennoch musste der Schein schließlich gewahrt bleiben, und Hektor würde auf diesem Punkt gewiss nicht lange verweilen, solange Nahrmahn es vorzog, diese Tarnung aufrecht zu erhalten. Schließlich wäre Hektor seinerseits auch nicht gerade in Tränen ausgebrochen, wenn dieses Attentat tatsächlich erfolgreich gewesen wäre.
    »Selbstverständlich, Mein Prinz«, murmelte er dann, und Nahrmahn stieß einen zufriedenen Grunzlaut aus.
    »Unter diesen Umständen denke ich, Sie sollten sich auf den Weg machen«, sagte er dann, und Shandyr erhob sich, verneigte sich respektvoll und zog sich rücklings aus dem Speisesalon zurück.
    Weder er noch der Prinz hatten das fast mikroskopisch kleine ›Insekt‹ bemerkt, dass über dem Tisch von der Decke herabhing. Und selbst wenn es ihnen aufgefallen wäre, hätten sie ihm doch keine Bedeutung beigemessen, denn keiner von ihnen hatte jemals von etwas namens ›SNARC‹ gehört, und schon gar nicht von den ferngesteuerten Sonden, die eine dieser SNARCs absetzen konnte.

.VI.
    Königlicher Palast, Tellesberg, Königreich Charis
    »Seijin Merlin, Euer Majestät«, sagte der Kammerherr mit ruhiger Stimme, während er durch die Tür trat und sich verneigte. Merlin folgte ihm in das kleine Audienzzimmer hinein – tatsächlich sah es eher wie ein Arbeitszimmer aus –, und verneigte sich dann noch etwas tiefer als der Kammerherr. In so anspruchsvollen Ländern wie Harchong schaute man stets etwas abschätzig auf den Hof von König Haarahld herab, weil es dort so formlos vorging und man ohne regelrechte Horden von Gefolgsleuten auskam. Dennoch war Haarahld nun einmal ein König, und dazu auch noch einer der einflussreicheren auf Safehold, wie auch immer andere über ihn denken mochten.
    »Seijin«, sagte Haarahld, und Merlin hob den Blick.
    Er sah einen Mann mittleren Alters, für einen Charisianer geradezu untersetzt, dabei aber doch größer als die meisten, wenngleich kleiner als sein Sohn und sogar deutlich kleiner als Merlin. Haarahld trug die in Charis traditionellen, weit geschnittenen Hosen und einen bis zu den Oberschenkeln reichenden Über-Kasack, wie er bei der Oberklasse von Charis üblich war, auch wenn sein Kasack vor metallenen Verzierungen und Perlstickereien regelrecht glänzte. Der Gürtel, den er um die Taille trug, bestand aus feinziselierten, muschelförmigen Scheiben aus gehämmertem Silber, das goldene Abzeichen in Szepterform, das ihn als einen derjenigen auswies, die die vorgeschriebene Pilgerfahrt zum Tempel abgeschlossen hatten, zierte schimmernd seine Schulterspange, und die smaragdbesetzte goldene Kette, die seinen Rang kennzeichnete, glomm wie Feuer auf seiner Brust. Den Bart trug Haarahld säuberlich gestutzt, auch wenn er etwas üppiger war als Merlins eigener, und Merlin erkannte deutlich die Oberlidfalte, die bei den meisten Menschen auf Safehold vererbt wurde.
    Haarahld VII. war zweiundfünfzig örtliche Jahre alt, etwas älter als siebenundvierzig Standardjahre also, und seit etwas mehr als zwanzig Safeholdjahren hatte er den Thron von Charis inne. In dieser Zeit hatte er sich – zumindest bei seinen Untertanen – den Beinamen ›Haarahld der Gerechte‹ erworben, und nun blickte er Merlin nachdenklich an. In letzter Zeit hat der König ein wenig an Gewicht zugelegt, bemerkte Merlin. Von seinen Schultern und seinem Brustkorb zu schließen, hatte dieser Mann in seiner Jugend einen geradezu heldenhaften Körperbau haben müssen, doch immer noch derart durchtrainiert zu bleiben, vor allem in seinem Alter, musste so gut wie unmöglich sein – gerade angesichts seines steifen rechten Knies. Jetzt hatte er dieses Bein vor sich ausgestreckt, die Ferse ruhte auf einem Schemel, und er saß in einem bequemen, wenn auch nicht übermäßig prächtigen Sessel hinter einem Schreibtisch, auf dem sich Dokumente und Tafeln türmten.
    Eine weitere Person war anwesend: Ein Bischof der Kirche des Verheißenen mit ergrauendem Haar und einem prächtigen Patriachenbart stand zur Rechten des Königs. An seinem Dreispitz blitzte die weiße Kokarde eines Ersten Bischofs, doch das Band, das ihn als Erzbischof ausgewiesen hätte, fehlte. Mit leuchtenden Augen blickte er nun Merlin an, und

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