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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Deshalb sind sie so scharf auf die moderne Welt. Unsere Marlboros zu rauchen und unseren Whisky zu trinken, darum geht es ihnen; weil sie glauben, dass sie auf diese Weise zu mehr Sex kommen.»
    «Da haben sie auch recht», sagte Solange. «Wahrscheinlich kriegen sie dadurch auch mehr.»
    «Ja, aber was passiert, wenn die arabische Kultur so modern wird, dass auch Frauen mehr Sex haben wollen? Oder wenigstens anfangen, daran zu denken. Ich glaube nicht, dass die arabischen Männer mit diesem Aspekt des modernen Lebens besonders gut zurechtkommen werden; wo sie von vornherein schon eine solche Angst vor den Frauen haben. Was wird dann passieren?»
    «Sie werden die entgegengesetzte Richtung einschlagen», sagte Solange.
    «Was wollen Sie damit sagen?»
    «Zurück ins finstere Mittelalter», sagte sie. «Die Araber werden sich gerade so viel von der modernen Welt zu eigen machen, um sich einen heillosen Schrecken zu holen, und dann werden sie in die andere Richtung laufen.»
    Jane aß die letzten Bissen ihrer Seezunge. Der Piccolo erschien aus dem Nichts und räumte die Gedecke weg. Solange bot Jane eine Zigarette an. Jane nahm sie und inhalierte tief und genüsslich.
    «Erzählen Sie mir etwas über Ihren Mann», sagte Solange.
    «Ach, du liebe Güte», sagte Jane. «Was soll ich Ihnen da erzählen? Das würde sich schrecklich sentimental anhören. Ein starker Mann. Er liebt seine Arbeit. Den Nahen Osten betet er geradezu an, aber er liebt auch seine Familie.»
    Was rede ich da bloß?, dachte Jane. Gehe ich etwa zu weit? «Und glauben Sie», fragte Madame Jezzine feinsinnig, «dass Ihr Mann jemals eine Affäre mit einer anderen gehabt hat?»
    Jane legte ihre Hand gegen die Stirn. Sie hatte zu viel gesagt. Sie hatte zu viel Wein getrunken. Sie hatte es zugelassen, dass ihre Unterhaltung in verbotene Gefilde abschweifte.
    «Nein», sagte Jane lebhaft. Sie hob den Kopf und lächelte. «Ich glaube nicht, dass er jemals etwas mit einer anderen hatte.»
    «Sie glückliches Mädchen», sagte Solange Jezzine. «Was für ein glückliches Mädchen.»
    Jane entschuldigte sich und ging auf die Toilette. Sie machte sich ein wenig zurecht, trug neuen Lippenstift auf, bürstete ihr Haar und ging wieder an den Tisch zurück. Als sie zurückkam, war Solange verschwunden. Jane guckte sich um und entdeckte sie in einer der anderen Nischen. Sie unterhielt sich mit einem gutaussehenden Franzosen. Obwohl der Franzose einer jüngeren Blondine gegenübersaß, hatte er einen Arm um Madame Jezzine gelegt.
    Solange kam einige Minuten später zurück. Sie unterhielten sich noch ein wenig über weniger exotische Themen, bis sie schließlich ihren Kaffee tranken und die Rechnung bezahlten. Solange bestand darauf, sich in einigen Wochen wieder mit Jane zu treffen.
    «Nächstes Mal möchte ich ein wenig mehr über Ihren Gatten hören. Er ist der einzige attraktive Mann in ganz Beirut.»
    Jane fühlte sich ob des Lobs für ihren Mann geschmeichelt und nickte höflich. Später am Tag fragte sie sich dann, ob ihr irgendetwas am Verhalten von Madame Jezzine Grund zur Besorgnis geben sollte. Irgendetwas, das sie ihrem Mann mitteilen sollte. Nein, entschied sie. Sie ist nichts weiter als eine charmante, tratschsüchtige Libanesin, die ganz wild auf Sex ist.

Kapitel 27 Beirut; 1971
    Als das Deuxième Bureau zerfiel, versuchte die CIA die ein oder andere brauchbare Scherbe aus den Trümmern zu klauben. Es liefen so viele wütende und unzufriedene Nachrichtenoffiziere herum, dass für Hoffman und seine Leute das größte Problem darin bestand, sich zu entscheiden, bei welchem von ihnen sich ein Rekrutierungsversuch auszahlen könnte.
    Hoffman ignorierte die meisten dieser Leute. Er hatte seine Grundsätze, was das Anwerben von Agenten anderer Geheimdienste betraf: Wirb nicht die zehn Laufburschen an, die draußen auf der Straße Informationen zusammentragen. Rekrutiere den einen Mann der Spitze, der die Organisation leitet. Und bei der derzeitigen Flut an Sonderangeboten fügte Hoffman dem einen weiteren Grundsatz hinzu: Keine libanesischen Agenten mehr, es sei denn, sie haben wirklich wichtige Informationen oder Zugang zu solchen.
    Rogers’ vordringliches Problem bestand darin, zu den christlichen Milizen durchzudringen. Er konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf einen blitzgescheiten jungen Offizier des Heeres namens Samir Fares. Obwohl erst Mitte dreißig, hatte sich Fares den Ruf erworben, einer der fähigsten Nachrichtenoffiziere des Deuxième

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