Operation Beirut
denn auf Sie für einen Eindruck?»
«Auf mich?», fragte der Priester. «Oh, mein Gott! Ich weiß wirklich nicht. Ich weiß selbst nicht allzu viel über ihn.»
«Warum fragen Sie dann?», wollte Rogers wissen.
Der Priester fühlte sich sichtlich nicht besonders wohl in seiner Haut. Während Rogers zusah, wie Pater Maroun seine Lederhose und die Kniestrümpfe vollschwitzte, kam ihm ein seltsamer Gedanke: Wäre es möglich, dass der gute Padre eine Wanze bei sich trägt?
«Ich habe mir nur überlegt», sagte der Geistliche, «ob dieser Mann, dieser Ramlawi, vielleicht jemand ist, mit dem wir, ich meine vielleicht in der Zukunft und natürlich heimlich, mit größter Diskretion unsererseits, vielleicht …»
«Was?», fragte Rogers.
«Sprechen könnten», sagte der Priester. «Über die Situation im Libanon.»
«Ich habe keine Ahnung», sagte Rogers. «Warum fragen Sie ihn nicht selbst?»
«Das wäre peinlich. Sie wissen doch, wie man im Libanon ist. Wir können ja noch nicht einmal mit den Libanesen sprechen, geschweige denn mit einem Palästinenser. Wir bräuchten einen Vermittler. Einen Fürsprecher.»
«Tut mir leid, Pater, aber dabei können wir Ihnen nicht helfen. Wir kennen nur die eine Seite dieser Transaktion. Und das sind Sie.»
«Ich verstehe», sagte Pater Maroun.
«Vielleicht», sagte Rogers, bei dem sich eine leichte Verärgerung breitgemacht hatte, boshaft, «können Ihnen Ihre israelischen Freunde zur Hand gehen.»
Einen Augenblick lang sah es ganz so aus, als würde der Pater von seinem Sitz fallen.
«Ich verstehe nicht.»
«War nur so ein Gedanke», sagte Rogers. «Wenn Ihnen jemals einige Israelis über den Weg laufen sollten, können Sie ihnen die Frage ja stellen. Wie man so hört, haben die wirklich ausgezeichnete Kontakte zu dem ein oder anderen Palästinenser.»
«Glauben Sie?», fragte Pater Maroun mit großen Augen.
«Ich denke schon», sagte Rogers. «Vielleicht können die Ihnen weiterhelfen.»
«Jesus, Maria und Joseph!» Der Priester schüttelte den Kopf. Er sah aus wie einer, dem zum ersten Mal der Gedanke kommt, dass ihn seine Liebste womöglich betrügt. Er war blass geworden. Die Nervosität, die ihm noch vor wenigen Minuten ins Gesicht geschrieben stand, hatte dem Schrecken Platz gemacht.
Er tat Rogers leid; aber nicht leid genug, um ihm irgendwie beizustehen.
«Vielleicht sollten wir uns auf den Rückweg machen», schlug er vor.
«Ja», sagte der Priester erleichtert. «Lassen Sie uns gleich losgehen.»
Schweigend stiegen sie den felsigen Hang hinunter. Rogers ließ sich diese seltsame Unterhaltung durch den Kopf gehen. Wenn die Israelis Pater Maroun tatsächlich auf einen «Angelausflug» geschickt hatten, dann war das eine ungewöhnlich schlampige Operation. Vielleicht war es nur ihre Art, der Agentur etwas mitzuteilen, der Beiruter Station sozusagen einen Warnschuss vor den Bug zu setzen. Oder vielleicht, dachte Rogers, handelt es sich gar nicht um eine israelische Eröffnung. Vielleicht meinte es Pater Maroun sogar ernst. Er war ein religiöser Mensch, der sein Land über alles liebte. Vielleicht wollte er tatsächlich einen heimlichen Draht zwischen der maronitischen Kirche und den Fedajin. Wenn dem so war, dann war Jamal Ramlawi ein ins Auge stechender Kandidat. Gebildet, dem Alten Mann sehr nahe. Vielleicht handelte es sich bei Pater Marouns Nervosität ganz einfach um ein Unbehagen, wie es jeder Außenseiter empfinden würde, der sich auf den Weg in die Welt der Geheimnisse machte, ohne die Regeln zu kennen. Vielleicht war seine Nervosität das deutlichste Zeichen dafür, dass seine Absichten lauter waren.
Aber wie auch immer, schloss Rogers, es wäre wahrscheinlich das Beste, anzunehmen, dass die Israelis von dieser Unterhaltung erfahren würden. Er würde dafür sorgen, dass Hoffman, der auf alles, was eine Liaison mit dem Mossad betraf, gereizt reagierte, wegen dieses aussichtslosen Annäherungsversuchs seitens des maronitischen Geistlichen nach Langley kabelte.
Als Rogers an diesem Tag ins Büro zurückkam, erhielt er noch eine seltsame Botschaft. Ein Brief von Solange Jezzine erwartete ihn. Ein Brief auf cremefarbenem Papier, das so steif und schwer war, dass man hätte meinen können, es wäre gestärkt worden; er duftete leicht nach Parfum. Um die obere Ecke der Notiz war ein rotes Band zu einer Schleife gebunden; wie ein rotes Strumpfband über einem Seidenstrumpf.
Der Brief selbst war ebenso provozierend wie die Verpackung. Solange lud
Weitere Kostenlose Bücher