Operation Beirut
schließlich fertig war.
«Was willst du damit sagen, Vater?», fragte Jamal.
«Wir haben gewonnen! Die Amerikaner haben Angst. Sie sind bereit, über einen Frieden zu verhandeln. Deshalb wollen sie dich sehen. Sie wissen, dass sie unsere Hilfe brauchen. Du musst dich mit ihnen treffen.»
«Ich glaube nicht, dass du recht hast, Vater», sagte Jamal.
«Ich habe recht!», sagte der Alte Mann. Er strahlte den Optimismus aus, der ihm durch die Venen raste wie das Wasser eines reißenden Flusses. «Wir haben gewonnen. Allah sei Dank! Du wirst dich mit den Amerikanern treffen. Das ist ein Befehl.»
Jamal kam noch am selben Abend zu Fuad zurück. Na gut, er würde sich mit den Amerikanern treffen. Fuad konnte seine Freude nicht verbergen. Er erklärte Jamal die Modalitäten. Sie würden sich am folgenden Nachmittag alle in Fuads Wohnung in Ras Beirut treffen. Einen neutraleren Boden würde man kaum finden. Fuad verbürgte sich mit seiner Ehre als Araber und Moslem dafür, dass Jamal nicht das Geringste passieren würde.
«Wenn die Amerikaner irgendwelche Tricks versuchen, erschieße ich sie eigenhändig!» Er schlug mit der flachen Hand gegen einen sperrigen Gegenstand unter seinem Jackett. Es war das erste Mal, dass Jamal Fuad eine Waffe tragen sah.
Fuads Wohnung lag in einer kleinen Nebenstraße der Rue Hamra. Die Straße wimmelte nur so vor Leben. Straßenverkäufer hielten lärmend Lotterielose und Raubkopien von Musikkassetten feil. Der Metzger des Viertels hackte auf einen Rindskadaver ein, der in seinem Türstock hing. Ein türkisches Restaurant erfüllte die Luft mit Rauch und dem Geruch von Holzkohle und Gewürzen.
Stone, Hoffman und Rogers bahnten sich einen Weg durch diesen Aufruhr und warteten bereits in Fuads Wohnung, als Jamal eintraf. Der Palästinenser erschien in seiner üblichen provokanten Aufmachung: Lederjacke, offenes Seidenhemd und schwarze Lederstiefel.
Rogers begrüßte Jamal an der Tür.
«Keine Waffen», sagte Rogers.
Jamal nahm eine automatische Pistole aus seinem Schulterhalfter.
«Tut mir leid, aber ich muss Sie durchsuchen.» Rogers tat dies rasch, fand jedoch nichts. Dann begleitete er Jamal ins Wohnzimmer.
Er besorgte die Vorstellung, wobei er Stone «Mr.Green» und Hoffman «Mr.Brown» nannte. Jamal schaute die drei Amerikaner wachsam an. Keiner von ihnen hatte das wichtigtuerische Gehabe des Mannes, mit dem er sich damals in Rom getroffen hatte. «Mr.Green» sah wie ein Engländer aus. Was «Mr.Brown» anbelangte, der war übergewichtig, das Hemd hing ihm aus der Hose, und er hatte einen Suppenfleck auf der Krawatte.
Stone übernahm die Leitung des Treffens. Er hatte die Art eines Militärs, ganz spontan und natürlich das Kommando zu übernehmen; einfach indem er kleine Veränderungen in Stimme und Haltung vornahm.
«Ich bin so schnell es ging aus Washington angereist, und zwar in einer Angelegenheit, die für die Vereinigten Staaten von größter Bedeutung ist», begann Stone.
Jamal nickte. Er strich sich das Haar aus der Stirn.
«Es wäre mir lieb, wenn Sie sich etwas anhören würden», sagte der Amerikaner und wandte sich einem großen Spulentonbandgerät zu, das vor ihm auf dem Tisch stand.
Jamal nickte abermals.
Stone legte einen Schalter um. Der Abteilungsleiter beobachtete aufmerksam Jamals Gesicht, als das Gerät die Unterhaltung zwischen ihm und Omar Mumtazz abspielte. Während der ganzen Unterhaltung, selbst während des Wortwechsels bezüglich der Anzüge und Schuhe, blieb Jamals Miene ausdruckslos. «Wir haben nicht den geringsten Zweifel daran, dass dies Ihre Stimme ist», sagte Stone, nachdem er die Maschine abgestellt hatte. «Ich werde Sie nicht mit einer Erklärung der technischen Analysemethoden behelligen, die es uns erlauben, so sicher zu sein, dass es sich hierbei um Sie handelt. Wir wissen außerdem um die Bedeutung der verschlüsselten Botschaft. Es handelt sich um eine Bestellung von Waffen und Sprengstoff.»
Jamals Augenlid zuckte. Er nahm eine Marlboro aus der Tasche. Stone fuhr fort.
«Es gibt da nur eine Sache, die mich interessiert. Man hat uns gesagt, Sie planen, den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu ermorden. Wenn das zutrifft, dann muss ich Sie warnen, dass Sie sich da auf einen äußerst gefährlichen Boden gewagt haben. Das ist etwas, das verheerende Folgen für Sie und Ihre Organisation haben wird.»
Stone neigte den Kopf leicht nach vorn, wie ein Priester, der einem zum Tode Verurteilten eben die Sterbesakramente erteilt
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