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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Exils der dreißiger und vierziger Jahre in den Sicherheitsdienst eingetreten, sondern stammten aus der israelischen Armee, dem stolzen und selbstbewussten militärischen Arm des neuen jüdischen Staates. Sie waren dem Mossad beigetreten, nachdem sie sich in den Abteilungen für Spezialoperationen in Heer und Marine bewährt hatten. Auf ihre Weise waren sie genauso harte Brocken wie die Männer der Flüchtlingsgeneration.
    Wenn Levi sich seine jüngeren Kollegen ansah, sah er harte, muskulöse Körper und dunkelhäutige Gesichter. Viele von ihnen waren orientalische Juden, deren Familien aus Bagdad, Casablanca oder Beirut stammten. Zuweilen hatten sie Schwierigkeiten mit ihrem Englisch oder Deutsch. Aber sie sprachen perfekt Arabisch. Und das, so argwöhnte Levi, war genau das, was der israelische Staat in den siebziger Jahren brauchte.
    Die wirklich glorreichen Tage des Mossad gehörten längst der Vergangenheit an. Eichmann und die anderen Naziverbrecher waren gefasst. Die jüdischen Spionageringe in der Sowjetunion, die es dem Mossad ermöglicht hatten, an Chruschtschows geheime Rede auf dem Parteikongress von 1956 zu kommen, waren größtenteils zerschlagen. Es war kaum noch nötig, vor Angst fast sterbende Kuriere durch Russland oder Osteuropa zu schicken, um die Informationskrumen zusammenzutragen, die dem Mossad früher als Grundlage für Verhandlungen mit westlichen Geheimdiensten gedient hatten. Die Israelis hatten es nicht mehr nötig, zu betteln und zu feilschen, nur um am Leben zu bleiben. Dessen wenigstens konnte man sich jetzt sicher sein.
    Die Aufgaben waren jetzt anders gelagert. Es galt, die Umgebung Israels zu manipulieren. Freund und Feind im Nahen Osten zu belohnen oder zu bestrafen. Die jungen Leute um Levi hatten sich ihre Lorbeeren nicht in Moskau oder Rom verdient, sondern dadurch, dass sie mit dem Fallschirm über Kurdistan abgesprungen waren, um dem Schah von Persien dabei zu helfen, dem Irak das Leben schwerzumachen; oder indem sie heimlich nach Marokko reisten, um der marokkanischen Armee beizubringen, wie man mit den Polisario-Guerillas fertigwurde. Das waren die neuen Herausforderungen, und sie boten genau das, was der neuen Generation des Mossad am besten gefiel: mit den Arabern Spielchen zu spielen und sie dabei zur Verzweiflung zu bringen.
    Das Staatssicherheitsestablishment florierte, weil jedermann die Regeln befürwortete. Jeder taugliche israelische Mann diente beim Militär – jeder Journalist, Politiker, Avantgarde-Intellektuelle; und jeder Einzelne von ihnen akzeptierte die grundlegenden Gebote der militärischen Disziplin. Die Interessen der Staatssicherheit kamen an erster Stelle: Der Journalist ließ sich zensieren; der Politiker erklärte sich damit einverstanden, der Regierung keine Fragen über gewisse sicherheitsgefährdete Angelegenheiten zu stellen; jedermann war bereit, seine schützende Hand über die Sicherheitsdienste zu halten: der Mossad, die Shin Beth, ein israelisches FBI , die Aman, der militärische Nachrichtendienst; die Abteilung 8200 der Aman, die sich um das Abfangen von Funksignalen kümmerte, die Abteilung 269 des Generalsstabes der Armee, welcher die Durchführung geheimer Operationen oblag; und schließlich das Wissenschaftliche Forschungsbüro oder «Lekem». Und von all diesen Eliteeinheiten war der Mossad – das «Institut» – die elitärste. Wenn die Sicherheit Israels die säkularisierte Religion der Nation war, dann waren die Nachrichtenoffiziere des Mossad deren Hohepriester.
     
    Levi tauchte in die Welt des Schwarzen September ein. Er wurde der tägliche Wachoffizier dieses Ressorts; er war der Mann, der die tagtägliche Ernte an Agentenberichten und abgefangenen Mitteilungen sichtete, die den Israelis helfen könnten, den nächsten Angriff abzuwehren. Levi fiel das nicht schwer. Er war ein ordentlicher Mensch. Wenn ihm etwas lag, dann war das, Listen aufzustellen, in alten Akten zu stöbern und seinem Gedächtnis kleinste Informationen zu entlocken, die er dann mit aktuellem Nachrichtenmaterial vergleichen konnte.
    Was Levi Sorgen machte, war, dass er den Leuten, deren Spur er verfolgte, immer um einige Schritte hinterherhinkte. Alles in ihm sagte ihm, dass es sich bei diesem Schwarzen September um eine Finte handelte und dass seine Operationen in Wirklichkeit das Werk der Fatah waren. Aber das genügte nicht. Er brauchte Beweise: die Namen jener Leute, die die Einsätze planten, die Waffen zur Verfügung stellten, die toten

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