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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Briefkästen bedienten und die Attentäter bezahlten. Er musste die Schutzhaube abnehmen und die Maschine bei der Arbeit beobachten, wenn er sehen wollte, wie die einzelnen Teile der geheimen Operationen zusammenpassten.
    Als Fingerübung sammelte Levi jeden Anhaltspunkt, den er über zwei bestimmte Operationen des Schwarzen September auftreiben konnte: den Bombenanschlag auf die Elektronikfirma in Hamburg und den Sabotageakt an einem Öllager in Rotterdam. Er begann ein Schema zu erkennen, eine deutlich sichtbare Handschrift, die diese und andere Operationen als die Arbeit ein und desselben Mannes identifizierte. Die Operationen hatten einige offensichtliche Charakteristika gemeinsam.
    So waren sie zum Beispiel bis ins kleinste Detail geplant. Die Bomben explodierten am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt. Sie richteten genau den Schaden an, der beabsichtigt war, nicht mehr und nicht weniger. Wenn es angebracht schien, gingen vorher Warnungen ein. Die Verantwortung für den Anschlag übernahm man gewöhnlich nur wenige Minuten später in einer weitentfernten Hauptstadt.
Die Attentate waren makellos. Es gab keinerlei sichtbare Hinweise. Man erwischte keine verängstigten Araber auf der Flucht vom Tatort. Es wurden keine Fingerabdrücke gefunden. Nicht eine Waffe mit verfolgbarer Seriennummer wurde sichergestellt.
Es handelte sich um Profis. Levi hatte den Verdacht, dass es sich bei dem Planer um einen ausgebildeten Nachrichtenoffizier handelte, der seine Fährte zu verwischen verstand. Stichproben in der arabischen Unterwelt Europas und bei Agenten, die am Rande der Guerillabewegung mitarbeiteten, förderten nicht den geringsten Hinweis zutage. Anfragen bei Waffenhändlern, die Waffen und Sprengstoffe geliefert haben könnten, brachten ebenso wenig. Wer auch immer die Operationen plante, war geschickt genug, mehrere Schichten von Strohmännern zwischen sich und sein Handwerk zu schalten.
Es handelte sich um die Arbeit eines Mannes, der Deutsch sprach. Obwohl der Schwarze September in ganz Europa zuschlug, schien er doch mit einer ungewöhnlichen Regelmäßigkeit in Westdeutschland zuzuschlagen. Wer auch immer diese Operationen plante, fühlte sich dort wohl, beherrschte die Sprache und kam mit der Kultur zurecht.
    Die Vorbedingung, dass der Mann der deutschen Sprache mächtig sein musste, löste in Levis Gedächtnis etwas aus. Da war doch in Beirut dieser palästinensische Funktionär gewesen, der für seinen kontinentalen Charme ebenso bekannt gewesen war wie für seine Fähigkeit, Frauen aus allen Teilen Europas in sein Bett zu kriegen. Levi erinnerte sich sofort an die Stimme des Palästinensers, die im Zuge einer Überwachung von einem Mossad-Agenten aufgezeichnet worden war; die Stimme hatte einem hübschen Fräulein auf Deutsch die Liebe des Palästinensers erklärt. Levi begann seine Nachforschungen auf diesen besonderen Palästinenser zu konzentrieren. Wann immer er sich das Gesicht des Schwarzen September vorstellte, sah er nicht mehr eine anonyme Gestalt im Schatten, sondern einen glattrasierten jungen Mann in einer schwarzen Lederjacke.
    Levi hatte noch eine weitere Ahnung; eine, die vor langer Zeit im Libanon Gestalt anzunehmen begonnen hatte. Die Amerikaner sind nicht dumm, argumentierte Levi. Sie mussten ebenso wie wir irgendwann versucht haben, die Fatah zu infiltrieren. Wenn sie nun einen Agenten anwerben wollte, an wen würde sich die CIA wenden? An den Geheimdienst der Fatah natürlich! Genau das ist die Methode von Spionen: Sie werben andere Spione an. Wo läge sonst der Sinn?
    Also begann Levi eine zweite, parallel verlaufende Untersuchung. Er bat die Registratur um die Akten, welche der Mossad über die amerikanische Infiltration der Fatah-Spitze zusammengestellt hatte. Der Bibliothekar wurde ziemlich kleinlaut. Es gäbe keine spezielle Akte zu diesem Thema. Mossad-Offiziere hätten zwar Informationen zu diesem Thema gesammelt, selbstverständlich, aber diese wären über sämtliche anderen Akten verstreut. Also begann Levi zu lesen.
    Fast durch einen Zufall stieß er auf einen entscheidenden kleinen Hinweis. Er saß eines Morgens in der Registratur, einem finsteren und fensterlosen Raum im Zentrum des Mossad-Komplexes, und versuchte zu entscheiden, welche Akten er sich für diesen Tag zusammentragen lassen sollte. Er hatte die Registratur bereits unter den Stichworten «Fatah», «Alter Mann», «Jamal Ramlawi» und einem Dutzend anderer Palästinenser durchkämmt.
    Auf eine Eingebung hin

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