Operation Beirut
angewiesen!»
«Dann hören Sie auf mich.»
«Also schön», sagte der Direktor.
«Ich denke, ich kann einen vernünftigen Kompromiss vorschlagen.»
Die Haltung des Direktors änderte sich schlagartig bei dem Wort «Kompromiss», Sein Gesicht kam wieder in Form; man konnte geradezu sehen, wie er sich anpasste und seine Einschätzung des Problems Ramlawi revidierte.
«Ich höre», sagte er.
«Der Kompromiss ist ganz einfach. Wir werden den Israelis nicht helfen, Ramlawi zu töten. Aber wir werden Ramlawi auch nicht helfen, am Leben zu bleiben. Wir werden unser Bestes tun, in diesem Krieg neutral zu bleiben.»
«Was sagen wir den Israelis?»
«Wir sagen ihnen, dass wir ihnen selbstverständlich helfen werden. Sie sind unsere Freunde und Verbündeten. Und wir geben ihnen etwas, was mit Ramlawi nichts zu tun hat. COMINT . Oder Satellitenaufnahmen. Sie fragen ohnehin ständig nach Satellitenaufnahmen.»
«Und wenn sie speziell nach Ramlawi fragen?»
«Sagen Sie ihnen, Sie hätten keine Ahnung, wovon sie sprechen. Wir hatten nie etwas mit dem Mann zu tun.»
Der Direktor besah sich seine Fingernägel, als suchte er nach Schmutz.
«Das ist nicht unvernünftig», sagte er schließlich. Es klopfte an die Tür.
«Lassen Sie sie herein», sagte der Direktor.
«Stone und ich haben uns einen Plan ausgedacht», verkündete der Direktor. «Etwas, womit wir auf unsere israelischen Freunde eingehen, ohne die empfindlichen Stellen der Beiruter Station anzutasten. Edward, warum erklären Sie nicht, was wir beabsichtigen?»
Stone lieferte eine kurze Erklärung seines Plans. Das Einzige, was klarwurde, war, dass die Krise von vor einigen Minuten vorüber war. Rogers entspannte sich und lächelte erleichtert. Aber Hoffman schaute noch verschlossener drein und verbrachte den Rest der Zusammenkunft damit, gegen die Wände zu starren.
Kapitel 39 Beirut; Oktober–November 1972
Die Dinnerparty für den Direktor und seine Frau an jenem Abend verlief ganz nach Programm. Gastgeber waren der Botschafter und seine Gattin, die beide entschlossen die Zähne zusammenbissen und die Abfuhr vom Flugplatz ignorierten.
Die Gästeliste war ziemlich lang: Frank und Gladys Hoffman; Tom und Jane Rogers, Youssef Majnoun, der Chef des libanesischen Deuxième Bureau und seine Frau Brigitte; der erst kürzlich zum Stellvertretenden Chef des Deuxième Bureau ernannte Samir Fares und seine Frau Hoda; Edward Stone, der den Direktor begleitete, und, um den Tisch zu komplettieren, als zusätzliche Frau Solange Jezzine, die von ihrem Mann getrennt lebende Frau des früheren Chefs des Deuxième Bureau.
Der Abend verlief durchaus angenehm. Die Amerikaner machten einen etwas abgespannten Eindruck, vor allem Frank Hoffman. Der Chef des Deuxième Bureau, Majnoun, war derart versessen darauf, dem Direktor zu imponieren, dass er zur Nervensäge wurde. Samir Fares und seine Frau erwiesen sich als klug und geistreich und machten auf jedermann den besten Eindruck, vor allem aber auf die amerikanischen Nachrichtenoffiziere am Tisch, die ihm während der vergangenen Jahre ein großzügiges Gehalt gezahlt hatten.
Was der Direktor am meisten zu genießen schien, war seine Unterhaltung im Salon nach dem Essen mit der charmanten «Extra»frau, Madame Jezzine. Sie war eine strahlende Erscheinung; sie trug ein umwerfendes, tiefausgeschnittenes Kleid, das ihre Figur überaus gut zur Geltung brachte; ihr Haar trug sie auf eine Art hochgesteckt, die ihren langen Hals und die hohen Backenknochen betonte. Sie sah aus wie eine arabische Prinzessin, wie der Direktor gegenüber Mrs.Wigg bemerkte.
Solange flirtete elegant mit dem Direktor, fragte ihn nach seinen sportlichen Interessen, erklärte sich überrascht ob seines Alters. Jane Rogers, die mit Edward Stone in ein Gespräch über Beirut vertieft war, konnte nicht umhin, diese Unterhaltung mit anzuhören, und bewunderte sowohl die Raffiniertheit als auch die Schönheit ihrer Freundin Solange. Der Direktor selbst schien bereit, den Rest des Abends mit der libanesischen Schönheit zu verbringen. Er war deshalb einigermaßen entsetzt, als sich Solange Jezzine nach zwanzig Minuten entschuldigte und in den Garten hinausschlenderte, wo Tom Rogers sich mit Samir Fares unterhielt.
«Platze ich in etwas hinein?», fragte Madame Jezzine.
«Aber nein», sagte Fares. «Ich war eben dabei, Mr.Rogers von dem Dorf zu erzählen, in dem ich geboren bin. Er muss sich ziemlich langweilen, ständig von libanesischen Dörfern zu hören.
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