Operation Beirut
Warum retten Sie ihn nicht vor mir?»
«Überaus gerne», sagte Solange Jezzine.
«Hätten Sie noch gerne etwas zu trinken, Tom?», fragte Fares.
«Nein danke», sagte Rogers. «Wir müssen bald gehen.»
Fares ging nach drinnen und ließ die beiden allein im Garten zurück.
«Warum gehen Sie mir aus dem Weg?», fragte Solange. Sie stellte die Frage wie ein verwöhntes kleines Mädchen und verzog dann schmollend die Lippen.
«Tu ich nicht», sagte Rogers.
«O ja, das tun Sie, und das ist nicht nett von Ihnen!» Sie hatte ihren Arm bei Rogers eingehakt und führte ihn langsam auf dem kiesbestreuten Weg tiefer in den Garten, weg vom Haus und den Lichtern.
Rogers spürte das Pochen seines Herzens. Er fühlte sich traumtänzerisch und leicht benommen. Es war angenehm, sich ausnahmsweise in der Gewalt der Persönlichkeit eines anderen Menschen zu fühlen. Solange neigte ihren Kopf etwas näher dem seinen zu, während sie den Weg entlangspazierten. Er konnte das Parfum hinter ihrem Ohr riechen.
Solange blieb stehen. Sie wandte den Kopf und sah zu ihm hinauf.
«Ich brenne», flüsterte sie.
Sie küsste ihn auf den Mund. Oder er küsste sie. Es war unmöglich zu unterscheiden, wie es kam. Während sie sich küssten, legte Solange ihren Arm um seinen Hals und strich zärtlich über das Haar in seinem Nacken. Rogers spürte, wie sie ihn erregte, was ihm peinlich war. Solange presste sich noch fester an ihn, als wollte sie ihm sagen, ja, ich spüre es. Ich will dich. Dann entzog sie sich ihm und lächelte schüchtern und königlich zugleich.
«Sie müssen mich besuchen», sagte sie. Sie küsste ihn zärtlich auf die Wange und ging allein zum Haus zurück.
Rogers versuchte seine Haltung wiederzugewinnen. Als er in den Salon zurückkam, war die Party eben dabei, sich aufzulösen. Der Direktor, der Gesellschaft von Madame Jezzine beraubt, war mit einem Mal müde geworden und verabschiedete sich von den Wiggs.
Jane Rogers unterhielt sich noch immer angeregt mit Stone. Es hatte sich herausgestellt, dass Stone Janes Vater, den Obersten, während des Krieges in London kennengelernt hatte. Jane erzählte mit gedämpfter Stimme von ihrer Arbeit als freiwillige Helferin in der Frauenabteilung des palästinensischen Makassed-Krankenhauses, was Stone von ganzem Herzen guthieß. Die beiden lüpften gerade ihr zweites Glas Brandy, als Rogers dazukam und andeutete, dass es langsam spät wurde. Jane gab Stone einen Kuss, sagte gute Nacht und ging nach oben, um ihren Mantel zu holen.
«Eine prachtvolle Frau», sagte Stone zu Rogers. «Ich habe ihren Vater während des Kriegs kennengelernt.»
Was für ein wunderschöner Abend das war, meinte Jane auf der Heimfahrt. Was für ein angenehmer Mensch Mr.Stone doch ist. «Er hat mir heute den Job gerettet, denke ich», sagte Rogers. Jane wartete auf eine Erklärung, und als diese nicht kam, nahm sie an, dass es sich um eines jener Dinge handelte, die ihr Mann ihr erzählen würde, wenn er könnte.
Eine Woche nach dem Besuch des Direktors brach Hoffman zu einer Reise nach Saudi-Arabien auf. Die Reise hätte sich ganz plötzlich ergeben, sagte er. In ein paar Tagen würde er wieder zurück sein. Rogers hatte kein gutes Gefühl dabei. Seit dem Treffen mit dem Direktor und Stone hatte sich Hoffman zurückgezogen, und wann immer Rogers ihn aus der Reserve zu locken versuchte, riss Hoffman einen derben Witz oder wich seinen Anfragen auf andere Art aus.
Als er zurückkam, machte Hoffman einen überschwenglichen Eindruck. Er schaute gleich in Rogers’ Büro vorbei, als er vom Flughafen kam, und im ersten Augenblick dachte Rogers, Hoffman wolle ihm einen Streich spielen. Hoffman trug einen gutgeschnittenen Seidenanzug und rauchte eine dicke kubanische Zigarre.
«Wie seh ich aus?», wollte Hoffman wissen. «Nach ’ner Million Dollar, stimmt’s?»
«Sie sehen großartig aus», sagte Rogers. «Was ist denn in Riad passiert? Haben Sie beim Kamelrennen den großen Tipp gekriegt?»
«Noch besser», meinte Hoffman. «Noch viel besser.»
«Was ist noch besser als Geld?», fragte Rogers.
«Noch mehr Geld!», sagte Hoffman. «Und genau das sehen Sie vor sich.»
«Vielleicht erklären Sie mir lieber, was da vor sich geht», schlug Rogers vor.
«Gern», sagte Hoffman. Mit einer großartigen Geste zog er eine Geschäftskarte aus der Tasche seines Jacketts und reichte sie Rogers.
«Arabisch-Amerikanische Sicherheitsberatung, Inc.» stand auf der Karte und «Frank Hoffman,
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