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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Zeit tun wir etwas aus keinem anderen Grund als der simplen Tatsache, dass es uns gottverdammt nochmal Spaß macht. Und wissen Sie was? Das tut gut!»
    Damit machte sich Hoffman auf den Weg in sein eigenes Büro, einen Strauß Blumen für seine Sekretärin, Miss Pugh, in der Hand. Rogers betrachtete die Visitenkarte mit dem Aufdruck «Arabisch-Amerikanische Sicherheitsberatung» in seiner Hand und lachte aus vollem Hals; und es schien dies das erste Mal seit einer ganzen Weile zu sein.
    Einige Tage nach Hoffmans Ankündigung, dass er aufhören würde, fuhr Rogers in die Berge östlich von Beirut, um sich mit Samir Fares vom Deuxième Bureau zu treffen. Es handelte sich um ein Routinetreffen, das zum Teil aber auch dazu diente, Fares und seinen Kollegen im libanesischen Nachrichtendienst zu versichern, dass Hoffmans Abschied keinen Wechsel in der Politik der Agentur gegenüber dem Libanon oder dem Nahen Osten mit sich bringen würde.
    Er fuhr die Straße entlang und besah sich die Landschaft, als ihm aufging, dass er sich in der Nähe des Dorfes befand, in dem die Jezzines wohnten. Ohne groß darüber nachzudenken, ohne die Konsequenzen für seine Ehe, für sein Leben oder sonst irgendetwas abzuwägen, entschloss er sich, Solange Jezzine einen Besuch abzustatten. Er hatte oft genug davon geträumt, eine Affäre mit ihr zu haben, wenn auch nicht sehr intensiv. Aber diese müßigen Phantastereien hatten kaum etwas mit dem impulsiven, aber entschiedenen Entschluss an diesem Tag zu tun, das Lenkrad des Wagens hart nach rechts zu reißen, eine andere Straße in die libanesischen Berge zu nehmen und aufs Gaspedal zu treten. Es hatte in diesem Augenblick weniger mit sexuellem Verlangen zu tun als mit Neugierde, mit einem Impuls, etwas anderes zu tun, etwas, dessen Ergebnis weder vorhersagbar noch zu kontrollieren war.
    Als Rogers den Wagen die von Zedern gesäumte Auffahrt zum Haus der Jezzines hinauffuhr, fühlte er sein Herz rasen. Die wildaussehenden jungen Männer mit den automatischen Waffen, die früher, als General Jezzine noch das Deuxième Bureau geleitet hatte, den Besitz der Jezzines bewachten, waren verschwunden. Das Tor war stattdessen mit einem Mann besetzt, der wie ein Gärtner aussah.
    Rogers nannte dem Mann seinen Namen und sah, wie dieser über eine Wechselsprechanlage mit dem Haus telefonierte, um Rogers dann durch das Tor zu winken. Rogers parkte seinen Wagen vor dem großen Steinhaus. Nichts erinnerte mehr an den General; niemand war zu sehen. Als Rogers aus dem Auto stieg, sah er das Gesicht einer Frau von einem der oberen Fenster auf ihn herunterspähen.
    Er klingelte an der Tür. Ein Hausmädchen öffnete ihm und begleitete ihn in das Wohnzimmer, wo sie ihn aufforderte, auf Madame Jezzine zu warten. Auf dem Kaffeetisch lag ein dicker Stapel europäischer Modemagazine. Rogers bewunderte die Bilder. Viele der Frauen, dachte er, hatten das strahlende und exotische Aussehen von Solange. Er blätterte ein wenig. Seine Handflächen waren feucht. Das Hausmädchen kam fünf Minuten später zurück und brachte auf einem silbernen Tablett einen Briefumschlag aus Velinpapier. Er glich aufs Haar dem Brief, den sie Rogers viele Monate zuvor geschickt hatte. Steif und mit einer roten Schleife. Innen steckte eine Nachricht: «Liebster. Endlich bist du gekommen. In wenigen Minuten gehöre ich dir.»
    Die Verführung begann schon, als Rogers noch auf der Couch saß, das samtige Briefpapier in der Hand, und sich Solange vorstellte. Er sah ihren Körper vor sich. Die langen geschwungenen Linien ihrer Beine, das strahlende Gesicht. Den Geruch ihres Körpers, nicht nur den des in Paris gekauften Parfums, sondern den Duft von Oliven und Jasmin auf ihrer Haut. Der Blick ihrer dunklen und tiefen Augen, der Verführung und Lust verhieß.
    Von der Treppe her kam ein Geräusch. Rogers wandte den Kopf und sah sie auf sich zukommen, in einem Seidenkleid, noch schöner, als er sie sich vorgestellt hatte. Ihre Lippen hatte sie zu einem Kussmund geöffnet. Sie ging schweigend auf Rogers zu, nahm seine Hand in die ihre und führte ihn in einen Raum, der einmal eine Bibliothek gewesen, jetzt aber in eine Art Haremszimmer umgestaltet worden war. Es gab keine Sofas, nur große Kissen auf dem Boden. Eine breite Lichtflut strömte durch die gazeartigen Vorhänge, die die Fenster bedeckten; ein leiser Windhauch durchzog den Raum.
    Solange machte die Tür zu und verschloss sie. Rogers bewegte sich hungrig auf sie zu, aber sie hob einen

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