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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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treten, was die Leitung der Operation anbelangte.
    Hoffman bat Rogers, sich ein letztes Mal mit dem Palästinenser zu treffen, um ihn über die Einzelheiten des Treffs in Rom zu informieren.
    Sie trafen sich in dem Sicherheitshaus in Ramlet el-Baida, an der Küste. Jamal kam ohne seine schwarze Lederjacke, ein Zugeständnis an die hochsommerliche Hitze. Er trug ein weißes T-Shirt und Bluejeans, was ihn mehr denn je wie Marlon Brando aussehen ließ.
    Rogers schüttelte dem Palästinenser die Hand. Jamal küsste ihn auf beide Wangen. Er schien sich wirklich zu freuen, den Amerikaner zum ersten Mal seit ihrem vereitelten Treffen in Ägypten wiederzusehen.
    «Als ich Sie das letzte Mal sah», sagte Rogers, «rannten Sie eine Treppe hinunter – in einem Paar Sandalen und einem Anzug, der Ihnen nicht ganz passte. Ganz offensichtlich haben Sie die Feuerprobe gut überstanden.»
    «Ich habe sie genossen!», sagte Jamal. «Es war wie in einem Cowboyfilm.»
    «Nun, ich habe es nicht genossen», sagte Rogers. Er sah auf seine Uhr.
    «Ich habe nicht viel Zeit», fuhr er fort. «Also hören Sie mir gut zu. Ein hochgestellter Beamter der amerikanischen Regierung will sich mit Ihnen treffen. Er würde gerne die Diskussion fortsetzen, die wir beide begonnen haben.»
    «Schön», sagte Jamal. «Wenn er das Arrangement versteht, zu dem Sie und ich gekommen sind, warum nicht?»
    Rogers sagte nichts. Er nahm einen Zettel aus seiner Tasche und reichte ihn Jamal.
    «Das hier ist die Adresse eines Hotels in Rom, wo er sich mit Ihnen treffen wird, mitsamt Datum und Zeitpunkt des Treffens. Fuad wird Sie begleiten. Er wird Ihnen das Geld für die Reise geben und die anderen Einzelheiten arrangieren.»
    «Wann werden Sie ankommen?», fragte Jamal und zündete sich eine Zigarette an. Er nahm einen tiefen Zug.
    «Ich werde nicht kommen», sagte Rogers. «Ich werde bei dem Treffen in Rom nicht dabei sein.»
    «Warum nicht?», fragte Jamal.
    «Ich bin zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Und ich denke, es ist wichtig, dass Sie Gelegenheit haben, sich mit dem hohen Beamten allein zu unterhalten.» Rogers hörte sich fast überzeugend an.
    Jamal nickte, aber er war nicht zufrieden.
    «Ich würde es vorziehen, wenn Sie dabei wären», sagte er.
    «Es gibt keine andere Möglichkeit», sagte Rogers.
    «Warum nicht?», fragte Jamal. «Was hat sich geändert?»
    «Nichts», sagte Rogers. «Beschweren Sie sich nicht darüber, dass Sie sich mit jemandem aus dem Hauptquartier treffen sollen. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir es ernst meinen.»
    «Aber mein Übereinkommen habe ich mit Ihnen getroffen, nicht mit der amerikanischen Regierung.»
    «Das ist dasselbe», sagte Rogers.
    «Was ist mit den Versprechungen aus Kuwait?»
    «Hören Sie auf!», fuhr ihn Rogers an. «Sie glauben vielleicht, dass sich die ganze Welt um Sie und den Alten Mann dreht, aber dem ist nicht so. Es passieren noch eine ganze Menge anderer Dinge, und ich habe andere Verpflichtungen. Ich bin kein Babysitter.» Jamal war verletzt. Die Begeisterung aus seinem Gesicht war einem Ausdruck der Besorgnis gewichen; er schwieg verärgert. Rogers hätte ihn lieber nicht verletzt, aber er sah keine andere Möglichkeit, den Bruch zu bewerkstelligen, der jetzt nötig war.
    Jamal erhob sich von seinem Stuhl. Er steckte den Zettel mit den Instruktionen in die Tasche seiner Bluejeans und ging auf die Tür zu. Er hatte seine Hand bereits auf der Türklinke, als er innehielt und sich noch einmal zu Rogers umdrehte.
    «Werden wir uns wieder einmal treffen?», fragte er.
    «Natürlich», sagte Rogers. «Seien Sie nicht so melodramatisch.»
    «Ich habe ein arabisches Sprichwort für Ihre Sammlung», sagte Jamal.
    «Und wie lautet das?», fragte ihn Rogers.
    «‹Bewirte einen Beduinen, und er wird dir die Kleider stehlen.›» Jamal ging zur Tür hinaus. Rogers blieb noch eine Weile allein in der Wohnung sitzen und kehrte dann zu seinem Papierkram in die Botschaft zurück.

Kapitel 23 Rom; Juli 1970
    In Rom war es heiß und drückend. Die Weinstöcke an den Wänden der Villa Borghese schienen dem Verdursten nahe. Die Geschäfte in der Via Frattina schlossen zeitig zur Siesta. Sogar die Eidechsen auf dem Palatinischen Hügel versteckten sich bis zur Dunkelheit unter den Steinen.
    Marsh legte besonderen Wert darauf, die Hitze zu ignorieren. Er glaubte, dass physische Empfindungen wie Müdigkeit, Angst oder eben auch Hitze durch Willensanstrengung zu überwinden waren. Mit diesem Gedanken hatte er

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