Operation Beirut
sich bei seiner Ankunft in Rom eine Sonnenbrille gekauft: eine mit breitem schwarzem Rahmen, wie die Italiener sie gerne trugen. Diese ließ ihn sich kühler fühlen. Das Gleiche galt für seine Kleidung, einen blauen Anzug aus tropischer Wolle von einem Schneider aus Hongkong, mit dem er sich angefreundet hatte, während er dort stationiert war. Viele seiner Kollegen hatten Asien in den sechziger Jahren mit Schusswunden verlassen. Marsh war mit einem Koffer voller Anzüge dort abgereist.
«Hat jemand Lust auf eine Partie Tennis?», fragte Marsh seine Lunchpartner. Sie aßen im
Il Buco
, einem kleinen Straßenrestaurant in der Via Sant’Ignazio in der Nähe des Pantheons. Die anderen Lunchgäste, die in der Mittagshitze schwitzten, sahen den amerikanischen Besucher ungläubig an. Außer einer lebhaften jungen Italienerin namens Anna Armani. Sie war mit einem der Generäle verheiratet, die den Servizio Informazione Difesa leiteten, wie der italienische Geheimdienst damals noch hieß.
«Andiamo!», sagte Anna. Gehen wir! Ihr Mann zwinkerte ihr zu. Die Frau des Generals holte Marsh eine Stunde später im Hotel Excelsior in der Via Veneto ab und fuhr ihn zu einem Tennisclub im Norden der Stadt. Es war ein elegantes römisches Etablissement mit roten Sandplätzen und Balljungen in weißen Shorts. Als sie sich aufzuwärmen begannen, machte sich ein Ausdruck der Enttäuschung auf Annas Gesicht breit. Obwohl ihr amerikanischer Gast von Kopf bis Fuß in teurer Tenniskleidung steckte, war er ein Spieler von bescheidenen Fähigkeiten. Nachdem sie einen Satz gespielt hatten, schlug Marsh vor, sie sollten eine Atempause einlegen. Als sie beide auf das Clubhaus zugingen, stellte Anna Armani fest, dass ihr Gast leicht hinkte.
«Kriegsverletzung», sagte Marsh.
Das stimmte auch. Er hatte sich einmal in Saigon ziemlich schlimm den Knöchel verstaucht, als er vor einem Regenschauer davongelaufen war. Die Frau des Generals nickte freundlich und führte ihn in das Clubhaus. Sie massierte den schwachen Knöchel und hielt eine Eispackung darauf. Die Laune des Amerikaners verbesserte sich zusehends.
«Was für ein wunderbares Land!», sagte Marsh, als sie auf der Terrasse des Clubhauses saßen und auf die Plätze und die Hügel von Rom hinausschauten. Er nippte an einem Campari Soda. Die Mittagshitze war vorbei, und die Plätze begannen sich mit Italienern zu füllen: Mitgliedern des Parlaments, prominenten Journalisten, leitenden Angestellten der staatlichen italienischen Ölgesellschaft ENI . Anna Armani erklärte, dass der Club hauptsächlich von Leuten frequentiert wurde, die mit der Sozialistischen Partei in Verbindung standen.
«Wissen Sie, was ich an Italien so mag?», sagte Marsh hochtrabend. «Sie können hier alles kaufen. Kleider. Ideen. Menschen. Das ist der Grund dafür, dass dieses Land unter seiner Oberfläche so stabil ist. Weil alles seinen Preis hat!»
«Alles?», fragte Anna kokett.
«Alles außer der Liebe», antwortete Marsh. Er kam sich äußerst galant vor.
«Vielleicht werden Sie eines Tages hier leben, wenn Sie Italien so lieben.»
«Vielleicht», sagte Marsh. «Aber mein Spezialgebiet liegt ein bisschen weiter östlich.»
«Ich hoffe, Sie werden sich für Rom entscheiden. Mein Mann sagt, Sie seien ein kluger Kopf.»
«Ach ja, sagt er das wirklich? Er sollte etwas diskreter sein.»
«Ach, kommen Sie!», sagte Anna. «Es ist doch kein Geheimnis, dass Sie ein kluger Mann sind.»
Sie rückte den Eisbeutel auf seinem Knöchel zurecht. Marsh schalt sich selbst. Sei nicht so verklemmt. Ihr Mann weiß doch genug über die CIA , um ein Buch zu füllen.
«Werden Sie lange in Rom sein?», fragte Anna. «Es würde uns freuen, wenn Sie zum Abendessen kommen würden.»
«Ich fürchte, es ist nur eine sehr kurze Reise. Nur ein Treffen eigentlich. Ich werde wahrscheinlich in ein, zwei Tagen wieder abreisen.»
«Wie schade!», sagte Anna. «Wo Sie von so weit her kommen.»
In ihrer Unterhaltung kam eine Flaute auf. Beide starrten sie auf die Tennisplätze hinaus und sahen den Spielern zu, die sich auf Italienisch unterhielten, während sie auf dem roten Sand die Bälle hin- und herschmetterten. Marsh bemerkte auf einem der Plätze einen hochgewachsenen Araber. Er war ein vornehm aussehender Mann mit langen Beinen und einer ausgezeichneten Rückhand.
«Wer ist das?», fragte Marsh.
«Ich weiß nicht», sagte Anna. «Einer der Araber.»
«Leben heute viele Araber in Rom?»
«Die sind überall!», sagte Anna
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