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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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proisraelisch. General Armani gehörte dem letzteren Lager an. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, den Israelis von Zeit zu Zeit kleinere Informationen zukommen zu lassen, von denen er dachte, dass sie sie interessieren könnten. Sie revanchierten sich dafür mit Informationen, die dem General nützlich waren. Es war ein Tauschgeschäft; die allgemein übliche Art des Handels in der Welt der Nachrichtendienste.
    «Ich mache einen kleinen Spaziergang, Schatz», sagte der General. Er schlenderte zu einer Telefonzelle einige Häuserblocks weiter und wählte die Nummer eines israelischen Freundes. Der General wusste, dass das Telefon angezapft war – seine eigenen Leute hörten es ab –, und so dämpfte er seine Stimme und arrangierte ein rasches Rendezvous in einer Bar in der Nähe seines Hauses.
    Als der Israeli eintraf, kam General Armani schnell zum Punkt: ein CIA -Mann namens Marsh war in der Stadt. Er hatte nicht gesagt, warum, aber man konnte mit Sicherheit davon ausgehen, dass er sich mit einem Agenten traf. Außerdem konnte man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass seine Reise irgendetwas mit einem Araber zu tun hatte. Er dachte, das dürfte die israelische Regierung interessieren.
    Der Israeli fragte, wo Marsh abgestiegen war und unter welchem Namen er reiste. Aber der General wehrte ab. Es gibt Grenzen, sagte er.
    Die Information wanderte in die Akten des Mossad in Tel Aviv. Es war ein Beweisstückchen mehr, um die These zu untermauern, über die die israelischen Analytiker schon oft genug spekuliert hatten, der aber nie jemand intensiver nachgegangen war: die Möglichkeit, dass die Amerikaner geheime Kontakte zu den palästinensischen Terroristen unterhielten. Dieses Thema warf eine äußerst unangenehme Frage auf: Wenn ein Freund mit deinem Feind Geschäfte macht, ist er dann immer noch ein Freund?
     
    An jenem Abend traf Fuad mit Jamal im Schlepptau in Rom ein. Er hatte eine Suite im Hotel San Marco reserviert, einem modernen und anonymen Etablissement auf dem Monte Mario, von dem aus man einen Blick über die Stadt hatte. Als die beiden Araber vor dem Eingang vorfuhren, war die Halle so gut wie leer, und Fuad wurde nervös. Er zog die Menschenmenge vor. Also sagte er dem Taxifahrer, er solle sie zum Abendessen in die Stadt fahren.
    «Wo soll’s denn hingehen?», fragt der Fahrer. Jamal mischte sich ein und antwortete auf Italienisch, dass sie zu Sabatini auf der Piazza Santa Maria di Trastevere wollten. Es hatte ganz den Anschein, als sei Jamal bereits in Rom gewesen. Sie kamen kurz vor Mitternacht ins San Marco zurück. Jamal setzte sich in die Cocktail Lounge und hörte dem Spiel eines Gitarristen namens Carlo Mustang zu, während Fuad die Formalitäten übernahm und auf ihr Zimmer ging. 30 Minuten später rief der Palästinenser Fuad über das Haustelefon an und schlich sich diskret nach oben. Die Hotelleitung hatte in der Annahme, Fuad müsste ein arabischer Ölpotentat sein, zwei Körbe hinaufbringen lassen; einen mit Früchten und einen mit einem Blumenarrangement.
    Der Portier rief an und fragte in gebrochenem Arabisch, ob dem Pascha an weiblicher Gesellschaft gelegen sei. Jamal, der an den Apparat gegangen war, sagte begeistert ja.
    «Quattro, per favore!»
    Fuad überstimmte ihn. Geschäft vor Vergnügen, ermahnte er seinen Schützling. Der Frauen beraubt, mischte sich Jamal einen Whisky Soda an der Minibar und schaltete den Fernseher ein, in dem es amerikanische Cartoons in italienischer Synchronisation gab.
     
    Am nächsten Vormittag um elf kam Marsh und klopfte zweimal an die Tür. «Ist das Mr.Andersons Zimmer?», fragte er.
    «Nein», sagte Fuad. «Aber Mr.Jones ist hier.»
    Marsh, dem sehr an solchen handwerklichen Details gelegen war, hatte diese Losung eine Woche zuvor nach Beirut gekabelt.
    Der Amerikaner betrat feierlich und auf seinen Stock gestützt die Suite und nickte Fuad zu, als sei dieser der Oberkellner eines teuren Restaurants. Jamal stand in einer Ecke des Raumes, wie üblich in schwarzem Hemd und schwarzer Hose. Sein Haar, das noch nass vom Duschen war, hatte er glatt nach hinten gekämmt. Marsh räusperte sich und streckte seine Hand aus.
    «Ich repräsentiere den Nationalen Sicherheitsrat», sagte Marsh. «Ich überbringe Ihnen Grüße vom Präsidenten der Vereinigten Staaten.»
    Jamal sagte nichts. Fuad schlug vor, man sollte doch Platz nehmen.
    «Meine Regierung ist sehr zufrieden mit der Arbeit, die Sie bisher für uns geleistet haben», sagte

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