Operation Blackmail
ein Analyst namens Peter Flemming zusammengestellt
hatte.
»Die Bilderberg-Konferenz ist ein informelles Zusammentreffen von
bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Forschung. Die
Gespräche unterliegen der Vertraulichkeit, es gibt weder im Vorfeld noch im
Nachhinein Ankündigungen gegenüber der Presse über Zusammensetzung oder
diskutierte Themen. Die Konferenz fand das erste Mal im Mai 1954 im Hotel de
Bilderberg in den Niederlanden statt, daher der Name. Seit 1955 richtet jeweils
ein Land das jährliche Treffen an einem anderen Ort auf der ganzen Welt aus.«
Während er las, hob Dominique abwechselnd sein linkes und sein
rechtes Bein, wie er es sich in den letzten Tagen zur Gewohnheit gemacht hatte.
Es ging immer besser, bei dem rechten brachte er es fast schon auf drei
Zentimeter.
»Organisiert werden die Treffen vom Vorsitzenden der
Bilderberg-Gruppe, sie unterliegt jedoch nur ihren eigenen freiwilligen Regeln
und keiner formellen Rechtsform. Der Vorsitz wird im Rahmen einer regulären
Konferenz an einen von ihm benannten Nachfolger übergeben, sofern persönliche
oder gesundheitliche Gründe vorliegen. Die Einladungslisten erstellt ein
Ausschuss, die Teilnahme ist weder käuflich noch auf anderem Wege als dem
Vorschlag zu erlangen.
Um die Bilderberg-Gruppe ranken sich zahllose Verschwörungstheorien.
So soll sie von der CIA gegründet worden sein und die Ãlkrise 1973 beschlossen
haben, ebenso wird kolportiert, die deutsche Wiedervereinigung von 1990 sei
dort thematisiert und entschieden worden. Zudem sei auffällig, dass die letzten
sechs Präsidenten der Vereinigten Staaten jeweils Jahre vor ihrer Kandidatur
als Teilnehmer verzeichnet werden. Die Gruppe selbst weist alle Vorwürfe zurück
und beruft sich darauf, man habe eben âºein gutes Gespür für politische
Talenteâ¹.«
So so, sechs Präsidenten, die Jahre vorher eingeladen und alle
später zum Präsidenten gewählt wurden? Clevere Talentsucher? Für Dominique
hörte sich das nach einer fadenscheinigen Ausrede an. Viel wahrscheinlicher war
doch, dass Macht und Einfluss allein durch die Teilnahme wuchsen, aber für eine
derartige beinahe philosophische Diskussion war im Moment keine Zeit. Er las
weiter.
»Die Veranstaltungen gehören zu den bestgesicherten der Welt, was
angesichts der Teilnehmerlisten nicht verwundern darf. Auf jedem einzelnen
Treffen versammelte sich mehr Kapital als beim Wirtschaftsgipfel in Davos, der
gegen die Bilderberg-Konferenzen wie ein Mittelstandstreffen anmutet. Die
Geheimhaltung ist ebenfalls legendär, angeblich zeichnet der ehemalige
US-AuÃenminister Henry Kissinger dafür verantwortlich. Die Teilnehmerlisten der
letzten Jahre:«
Es folgte eine Liste, die sich wie das Who-is-Who der Weltwirtschaft
und der internationalen Spitzenpolitik las. Geringeres als Staatsoberhäupter
oder AuÃenminister? Fehlanzeige. Keinem Vorstand fehlte der Titel Vorsitzender,
und auch von den Hochschulen kam, soweit Dominique das beurteilen konnte, nur
die Crème de la Crème infrage. Er scrollte weiter. Aber was hatte das mit der
EuroBank zu tun? Die Antwort fand er auf der nächsten Seite: die Liste der
diesjährigen Teilnehmer. Unter dem Buchstaben »H« fand er das nächste geplante
Opfer der Erpresser:
Â
Hearst, George Randolph Jr., Chairman
of the Hearst Corporation
Heinkel, Dr. Peter, Chairman of the
Board, EuroBank AG
Heinäluoma Eero, former Chairman of
the Finnish Social Democratic Party, Minister of Finance (2005â2007)
KAPITEL 58
Hotel Jagdhof Röhrnbach, Bayerischer Wald
Tag 13: Samstag, 19. Januar, 11:39 Uhr
Solveigh stand unter der luxuriösen Dusche der Suite, die
ihnen Eddy vorsorglich reserviert hatte. Das Wasser prasselte wie ein warmer
Dschungelregen über ihre Schultern, die höllisch wehtaten. Sie nahm etwas von
der englischen Seife, die herb nach Holz duftete, und massierte sich den
Rücken. Der Jagdhof war ein schönes Hotel â vier Sterne am See mit allen
Annehmlichkeiten, die man sich wünschen konnte. Vielleicht sollte sie mit
Marcel hier ein paar schöne Tage verbringen, wenn die EuroBank-Erpressung
durchgestanden war? Er hätte ihr jetzt den Rücken einseifen und sie massieren
können, danach eine Runde schwimmen. Ja, sie konnte es sich mittlerweile gut
vorstellen, den attraktiven Franzosen näher kennenzulernen. Ihre SMS wurden
immer
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