Operation Cyborg
macht, wenn wir ihm nicht mehr liefern können, als wir bereits in der Hand haben.«
»Hmm«, brummte Lang. Er ahnte, daß Toni ziemlich richtig liegen könnte mit seinen Vermutungen.
»Na, mal schauen, was wir in der Wohnung vorfinden«, sprach er noch, dann schwiegen die beide Männer wieder.
*
Tom saß auf dem Stuhl vor seinem PC und starrte noch immer fassungslos den Cyborg an. Und der Cyborg betrachtete ihn. Tom begriff nicht warum er noch am Leben war. Nicht daß er sich beschweren wollte – oh nein – aber verstanden hätte er es schon ganz gerne. Spielte das Ding etwa mit ihm?
Seit es ihn angesprochen hatte war kein weiteres Wort zwischen den beiden gewechselt worden. Nachdem Tom erkannt hatte, daß der Cyborg ihn nicht erschießen würde, während er in der Zimmerecke kauerte, war er langsam aufgestanden und hatte sich vorsichtig – an der Maschine vorbei – zu seinem Schreibtisch bewegt. Dabei hatte er das Ding keine Sekunde aus den Augen gelassen. Die Maschine ließ ihn gewähren, ebenfalls ohne den Blick von ihm zu wenden. Diese ganze Szenerie hatte etwas Unwirkliches, Skurriles. Endlich brach der Cyborg als erstes das Schweigen.
»Wir können hier nicht bleiben. Es ist hier nicht sicher«, sprach der Cyborg mit der Stimme einer jungen Frau.
»Nicht sicher? Die einzige Gefahr für mein Leben bist du«, schnappte Tom. »Wenn du mich töten willst, warum tust du es dann nicht?«
»Ich will dich nicht töten«, entgegnete der Cyborg.
Sie hatte eigentlich eine angenehme Stimme, dachte Tom. Nein, 'es', nicht 'sie' korrigierte er sich schleunigst.
»Was war das dann heute in dem Café, oder an der Tankstelle?«, wollte er ärgerlich wissen. Diese Diskussion war geradezu lächerlich, wenn man bedachte, was er heute schon alles erleben mußte – dank dieser Killermaschine.
»Das geschah aufgrund meiner Programmierung. Doch diese Direktiven existieren nicht mehr«, erklärte der Cyborg. Dabei hielt er den Kopf leicht schräg geneigt.
»Was soll das heißen?«, fragte Tom. Auch wenn sich alles in ihm sträubte, aber etwas an diesem Ding faszinierte ihn. Er sprach gerade mit einer Maschine. Einer künstlichen Intelligenz, die fortschrittlicher war, als alles was sie derzeit am MIT oder Fraunhofer Institut zusammenbasteln konnten.
»Die Explosion an der Tankstelle hat meine Datenbank beschädigt«, antwortet der Cyborg. »Sämtliche Aufträge und Direktiven wurden gelöscht.«
»Aha. Du willst mir also sagen, daß ich nur deshalb noch lebe, weil deine Festplatte gecrasht ist?«, Tom mußte unweigerlich lachen. Es klang zynisch und war auch so gemeint.
»Ich besitze keine Festplatte. Datenspeicher mit mechanischen Teilen wären viel zu fehleranfällig«, erklärte die Maschine geduldig.
Der Cyborg hatte anscheinend nicht verstanden, daß Tom die Bemerkung mit der Festplatte nur sinnbildlich gemeint hatte.
»Na schön. Deine Datenbank wurde also beschädigt und deine Direktiven gelöscht«, wiederholte er. »Aber was zur Hölle machst du dann hier? In welchem Auftrag bist du jetzt noch unterwegs? Und überhaupt – warum bist du nicht bei der Explosion zerstört worden? Was ist mit Magnus? Hat er auch überlebt?«, Tom schöpfte plötzlich wieder Hoffnung. Erst jetzt war ihm der Gedanke gekommen, Magnus könne möglicherweise doch noch am Leben sein.
»Du stellst viele Fragen«, kommentierte der Cyborg naiv Toms Redeschwall. Er wirkte als wäre er erstaunt darüber.
»Ja natürlich«, schnaubte Tom. »Dieser Tag war der reinste Horror. Zuerst versucht mich eine Maschine aus der Zukunft zu töten und nun steht sie hier und unterhält sich mit mir als wäre nichts geschehen. Natürlich habe ich viele Fragen, verdammt nochmal. Also was ist nun mit Magnus?«
»Dein Freund Magnus ist tot«, sprach die Maschine. »Er hat die Explosion nicht überlebt. Vielleicht wäre ich auch terminiert worden, aber ich konnte meine Funktionalität rechtzeitig wieder herstellen und den Flammen entgehen.«
»Aber etwas an deiner Funktionalität ist jetzt anders als vor der Explosion, richtig? Sonst würdest du weiterhin versuchen mich zu töten«, mutmaßte Tom.
»Ja, etwas ist jetzt anders, sonst wärst du schon tot«, antwortet der Cyborg ungerührt.
»Na toll. Und was ist jetzt anders, wenn du die Güte hättest, es mir zu erklären«, hakte Tom ungeduldig nach.
»Bei der Datenwiederherstellung benutzte ich einen Datenspeicher, den ich bei Magnus fand, dabei wurde mein System kompromittiert. Nach dem
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