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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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wollte wieder in ihr Zimmer gehen, als das Telefon nochmal klingelte. Sie nahm das Gespräch an, legt aber gleich wieder auf. Dann wählte sie die Nummer ihrer Mutter.
    »Mama? Kannst du mich jetzt schon abholen. Mir fällt hier die Decke auf den Kopf.«
    *
    Tom öffnete die Webseite eines Online Bezahldienstes, mit ».ru« in der Adresszeile. Er versuchte, sich mit dem Code einzuloggen, den er gerade von Nina erhalten hatte. Es funktionierte. Auf die Russen war also Verlaß. Auf dem TriToyka Account befanden sich wie versprochen 30.000 Euro. Eine äußerst fürstliche Entlohnung, die er für den Auftrag erhalten hatte.
    Die Russen waren vor 2 Monaten in einem einschlägigen Chat an ihn herangetreten und hatten ihm sage und schreibe 2.000 EUR pro Rechnerbündel á 10.000 Rechner seines Botnetzes geboten. Ein so guter Preis, daß Tom nicht hatte ablehnen können, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in Erwägung gezogen hatte, Tacker.C für schnöden Spamversand zu nutzen. Und die Russen buchten ganze 150.000 Rechner. Tom starrte fasziniert auf die Zahl, die der Account auf der Habenseite auswies.
    Normalerweise hätte er nun das Geld über zwei weitere Onlinebezahldienste geschleust, um seine Spuren zu verwischen, aber das hätte zu lange gedauert. Sie brauchten das Geld jetzt so schnell es ging. Tom rief die Einstellungen des Accounts auf. Dort änderte er die Profildaten und das Referenzkonto, veranlaßte die komplette Abbuchung und schließlich die Auflösung des Online Accounts. Wenn der Bezahldienst sein vollmundiges Versprechen hielt, dann würde bereits morgen der Eingang von 27.750 Euro auf dem Konto eines gewissen 'Elias Stadiatis' verbucht werden.
    Er schloß den Laptopdeckel und stand auf. Er wollte nochmal die Sachen überprüfen, die er gestern in der Eile aus der WG mitgenommen hatte und durchwühlte seine Reisetasche. Es war eigentlich alles dabei was er für nützlich und wichtig erachtete. Er mußte also tatsächlich nicht nochmal in die WG zurück und das war auch gut so. Nun, seinen PC würde er vermissen, aber den hätte er gestern beim besten Willen nicht mitnehmen können. Tom ging sowieso davon aus, daß sein aufwendig getunter Computer schon nicht mehr in der WG stand, sondern in diesem Moment irgendwo von einem Polizeibeamten des BKA unter die Lupe genommen wurde. Naja, sollten sie doch.
    Wenn Jazz die ihr aufgetragen Erledigungen zustande brachte, dann sollten sie fürs erste gerüstet sein. Sie hatte ihm versprechen müssen, daß sie für alles auch bezahlte und sich nicht einfach nahm, was sie wollte. Die Zeiten, in denen sie als eine Art Tod auf zwei Beinen und ohne jegliche Rücksicht ihren Auftrag erledigte, sollten der Vergangenheit angehören.
    Das Robotermädchen hatte doch tatsächlich gemurrt. Nicht nur, weil er sie zum Einkaufen schickte sondern vor allem, weil er sie mit dieser Moralpredigt belegte. Schließlich, so hatte sie behauptet, wisse sie als Infiltrationseinheit sehr genau, wie man sich als normaler Mensch zu verhalten hätte und ihn habe sie ja auch täuschen können und so weiter. Tom mußte sie letztlich mehr oder weniger sanft aus dem Zimmer drängen. Als sie fort war, atmete er erst einmal tief durch. Irgendwie fühlte er sich ein wenig erleichtert, daß er mal ein paar Minuten für sich hatte. Doch er wußte im gleichen Moment, daß das schwerste noch vor ihm lag: das Telefonat mit Nina.
    Nun, auch das hatte er hinter sich gebracht!
    Tom blickte auf seine Armbanduhr. Jazz sollte eigentlich bald wieder hier sein. Da fiel sein Blick auf den Schrank, in dem sie ihre Sachen aufbewahrte. Neugierig warf er einen Blick hinein. Es war ernüchternd!
    An der Kleiderstange hing kein einziges Kleidungsstück und auf dem mittleren Fach stand lediglich eine große, abgenutzte Sporttasche. Tom spähte hinein und fand ein paar Werkzeuge und auch die Zange mit der sie sich vorhin erst die Kugeln auf dem Fleisch gezogen hatte. Tom schnitt eine Grimasse, als er ein paar der zerdrückten, blutverschmierten Projektile auf dem Boden der Tasche erblickte. Noch gruseliger waren die vielen Waffen, die sie gebunkert hatte. Wirklich gut kannte er sich damit nicht aus. Zumindest hatte er noch nie eine echte in der Hand gehabt, aber ihm schwante, daß ihm Jazz früher oder später ihren Gebrauch erklären mußte. Soweit er das beurteilen konnte handelte es sich bei den 3 oder 4 Pistolen um recht großkalibrige Waffen. Dazu sah er eine Schrotflinte, die Jazz vorne abgesägt hatte.

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