Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
zu treffen.
»Hallo, Viktor«, erwiderte Richter und schüttelte ihm die Hand.
Bykow schnippte mit den Fingern, und ein junger Offizier kam eilends herbei, um dem Engländer den Reisekoffer abzunehmen. Er streckte die andere Hand nach dem Aktenkoffer aus, aber Richter schüttelte den Kopf. »Den trage ich selbst, danke. Ich musste für den Laptop eine Quittung ausfüllen und kriege den größten Ärger, wenn ich ihn verlieren sollte.«
»Folgen Sie mir. Draußen wartet ein Wagen auf uns«, sagte Bykow und ging voraus durch die Ankunftshalle. Vor dem Flughafengebäude stand eine schwarze Mercedes-Limousine mit laufendem Motor. Der Fahrer lehnte an der Motorhaube und straffte sich, als seine Fahrgäste erschienen. Auf dem Kofferraum war in verchromten Lettern die Typenbezeichnung »630 SL« zu lesen, die für Richter keinerlei Bedeutung hatte. Er war noch nie ein Fan von überteuerten, übergewichtigen deutschen Automobilen gewesen, aber er registrierte das Nummernschild: »MOC 65«. Die drei Buchstaben wiesen den Wagen als russisches Diplomatenfahrzeug aus.
»Sie haben Diplomatenstatus?«, fragte er Bykow neugierig, doch der Russe schüttelte den Kopf.
»Glücklicherweise nicht. Aber dieses Nummernschild macht einiges erheblich einfacher. Zum Beispiel erspart es einem ermüdende Diskussionen mit diesen Idioten.« Er deutete auf eine Gruppe von Verkehrspolizisten, die den Mercedes mit unverhohlen feindseligen Mienen musterten.
Der junge Offizier verstaute Richters Reisegepäck im Kofferraum und setzte sich dann vorne neben den Fahrer. Bykow öffnete die hintere Tür für den Besucher, dann stieg er hinter ihm ein.
»Wir haben Sie im Rossyia untergebracht«, sagte er, während der Mercedes sich in den fließenden Verkehr einfädelte. »Vielleicht interessiert es Sie zu erfahren, dass die Moskowiter es gerne ›The Box‹ nennen, daher dachten wir, dass Sie sich dort ein wenig zu Hause fühlen.«
»The Box« war einer der Spitznamen des Geheimdienstes MI5 und hatte seinen Ursprung in der ursprünglichen Postadresse »Box 500, London«.
»Eine nette Geste, Viktor, aber Sie müssen wissen, dass ich nicht für Fünf arbeite. Ich arbeite noch nicht einmal für die Sechser, außer gelegentlich indirekt.«
Und das entsprach der Wahrheit. Richter arbeitete für die Foreign Operations Executive, eine geheime Organisation, die dem Secret Intelligence Service unterstellt war. Im Prinzip erledigte die FOE sämtliche schmutzigen Jobs, mit denen der MI6 nicht in Verbindung gebracht werden wollte.
»Ja, wir sind uns darüber im Klaren, dass Ihr Dienstverhältnis ziemlich ungewöhnlich ist. Wir haben durch unseren Londoner Residenten einige Erkundigungen über Sie einziehen lassen, ehe wir Ihnen diese Einladung zukommen ließen. Trotz dem, was in Frankreich geschah, glaube ich, dass wir uns darauf verlassen können, dass Sie das Richtige tun.«
Richter quittierte diese Feststellung mit einem zustimmenden Kopfnicken. Es war schon etwas ganz Besonderes, dachte er, wenn ein hochrangiger russischer Geheimdienstoffizier einem mehr vertraut als der eigene Chef.
»Was liegt genau an, Viktor?«
»Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne damit warten, bis wir im Hotel sind. Dort können wir uns offen und in aller Gemütlichkeit unterhalten.« Während er das sagte, deutete Bykow kurz auf die Vordersitze des Mercedes, und Richter verstand sofort. Der GRU-Offizier hatte sich den Wagen aus reiner Bequemlichkeit ausgeliehen, aber es war durchaus möglich, dass der Fahrer oder ihre Eskorte jemandem über sie Bericht erstattete.
Sorglos geführte Gespräche konnten sogar im heutigen, von Glasnost geprägten, prokapitalistischen Russland tödliche Folgen haben.
Flugbasis Dobric, Bulgarien
»Stellen Sie sofort jede Tätigkeit ein«, befahl der befehlshabende bulgarische Luftwaffensoldat und kam in die Lagerhalle. Die anderen drei Angehörigen seiner Patrouille folgten ihm, die Kalaschnikows schussbereit im Anschlag. »Sie.« Er schwenkte den Lauf seines Sturmgewehrs herum. »Runter von dem Gabelstapler.«
Der Mann, der das Fahrzeug lenkte, kletterte herunter und ging zu seinen fünf Gefährten, die die Überraschungsgäste stumm beobachteten.
Ungehalten über die Störung, trat Draco vor. »Gibt es ein Problem?«, schnappte er.
»Wir haben das Problem«, erklärte der Patrouillenführer, »dass für heute keine Lieferungen oder Abtransporte angekündigt sind.«
»Das verstehe ich nicht. Wir haben unsere
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