Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
Geheimdienstorganisation, einer Institution, die sich noch lange nicht von dem Schock der Zerstörung der Twin Towers und dem direkten Angriff auf das Pentagon erholt hatte. Und von dem, was viele als unentschuldbares Versagen beim Beschaffen von Informationen und deren Analyse betrachteten.
Eine der wesentlichen Veränderungen war die Einrichtung einer gesamten neuen Bürokratie: das Office of the Director of National Intelligence. Dessen Funktion bestand darin, sämtliche nachrichtendienstlichen Aktivitäten – inländische, ausländische und militärische – zu integrieren und analysieren sowie ihre Auswirkungen auf die heimische Sicherheit und die amerikanischen Interessen in Übersee zu bewerten. Dank der Einrichtung des ODNI hatte der Posten des DCI – des Director of Central Intelligence, des Chefs der CIA – aufgehört zu existieren.
Das war schade, denn Walter Hicks wäre wahrscheinlich ein sehr guter DCI gewesen. Er hatte den Posten des Director of Operations und amtierenden DCI innegehabt, als es zu einer Krise gekommen war, die Amerika an den Rand eines Atomkrieges gebracht hatte. Seine Art, mit dieser Situation umzugehen, hatte den Präsidenten tief beeindruckt. Als der vorherige Amtsinhaber aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, war Hicks tatsächlich befördert worden, aber nicht auf den Posten des DCI. Dieser Job war an einen Karrierediplomaten gegangen, weil das Weiße Haus wahrscheinlich einem professionellen Spion nicht zutraute, die Interessen anderer professioneller Spione zu ordnen oder zu vertreten.
Stattdessen war er der neue Associate Deputy Director der CIA geworden, und er hatte wenig Freude daran. Hicks war immer jemand gewesen, der nicht lange fackelte, heikle Dinge selbst in die Hand nahm und auf ziemlich drastische Weise regelte. Sein deutlich höheres Gehalt war kein angemessener Ausgleich dafür, sich ständig politisch korrekt verhalten und möglichst schonend mit karrierebewussten Politikern umgehen zu müssen, die von ihm Informationen forderten, die zu kennen sie seiner Meinung nach keinerlei Recht hatten.
Seit dem Dienstbeginn in seiner neuen Position war sein bereits zu diesem Zeitpunkt schütteres Haar mittlerweile derart spärlich geworden, dass er ernsthaft in Erwägung zog, sich den Kopf völlig kahl rasieren zu lassen. Er hatte sogar seinen Katamaran verkauft, weil er nicht mehr genug Freizeit hatte, um mit dem Boot zu segeln.
Daher stellte er mit einem Gefühl großer Erleichterung fest, dass Richard Muldoons Name in seinem Terminkalender auf dem Computerbildschirm auftauchte. Er kannte Muldoon gut genug, um zu wissen, dass der schlaksige Leiter des Directorate of Science and Technology – niemand hatte bisher den Vorschlag gemacht, den Namen dieser speziellen Abteilung der Agency zu ändern – ihn nicht mit irgendwelchen Nebensächlichkeiten langweilen würde.
»Setzen Sie sich, und nehmen Sie sich einen Kaffee, Richard. Was haben Sie auf dem Herzen?«
Muldoon legte den Schnellhefter, den er unter dem Arm hatte, auf den Konferenztisch und bediente sich aus der Kaffeekanne – manchmal dachte er, dass Hicks sich das Koffein gleich intravenös spritzen und sich das Herumhantieren mit Tassen, Kaffeepulver und Kaffeemaschine schenken sollte -, dann nahm er gegenüber dem ADD Platz.
»Wir haben direkt aus der Zentrale des National Intelligence Service von Naegok-dong in Seoul eine Nachricht erhalten. Die Anfrage kam direkt von Kang Jang-Ho – die Nummer zwei nach Bae Chang-Su -, aber Bae hat sie persönlich gegengezeichnet.«
»Ich bin ziemlich beschäftigt, und Sie haben die Akte gelesen, daher geben Sie mir die kurze Version.«
Muldoon war den Umgang mit Hicks gewohnt und hatte bereits etwas Derartiges erwartet. »Es ist ziemlich simpel. Während der letzten Monate hat der NIS Gerüchte über ungewöhnliche Flugaktivitäten im südwestlichen Zipfel Nordkoreas aufgefangen. Unbekannte Flugzeugtypen wurden bei Flügen über Land und über das Gelbe Meer gesichtet, gelegentlich war sogar ein Überschallknall zu hören. Sie schickten Aufklärungsschiffe los, vorwiegend als Fischerboote getarnt, aber die Beobachter konnten nichts Auffälliges feststellen.
Der einzige Militärflughafen in dieser Region ist T’aet’an, und der liegt hier.« Muldoon holte eine Landkarte aus dem Schnellhefter und faltete sie auf dem Tisch auseinander. »Es ist einer der nordkoreanischen Flugplätze, der Seoul am nächsten liegt, daher hat der NIS die dortigen Aktivitäten immer
Weitere Kostenlose Bücher