Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
und wirkungsschwach, dass lediglich 0,7 Kilogramm des Materials am Spaltungsprozess beteiligt waren. Trotzdem entwickelte sie eine Wucht von fast fünfzehn Kilotonnen und tötete etwa 150 000 Menschen.
Die »Fat Man«-Bombe, die drei Tage später über Nagasaki gezündet wurde, war noch größer und erheblich schwerer. Ihre Sprengwirkung war ein wenig größer, und bei ihr kamen Hohlladungen zum Einsatz, um einen Plutoniumkern zu einer kritischen Masse zu komprimieren. Plutonium ist einfacher herzustellen als Uran 235 und daher das bevorzugte Material für Regierungen, die die ersten Schritte unternehmen, um vollwertige Mitglieder des »Clubs der Atommächte« zu werden.
Das wesentliche Merkmal der beiden ersten amerikanischen Atombomben war ihre enorme Größe, und das war das Problem, mit dem die nordkoreanischen Atomforscher sich lange herumgeschlagen hatten. Sie konnten eine solche Bombe bauen – seit dem im Oktober 2006 in der Provinz Hamgyeong in Nordkorea durchgeführten Atomtest stand dies außer Zweifel -, aber eine Waffe zu bauen, die leicht und klein genug wäre, um von einer der ballistischen Raketen des Regimes transportiert werden zu können, war eine ganz andere Geschichte. Trotzdem gelang es ihnen, und der Gefechtskopf, den sie fertigstellten, passte in die Nase jeder Rakete im Waffenarsenal Nordkoreas, von den alten und ziemlich primitiven Scuds bis hin zu den dreistufigen Taep’o-dong 2. Sie hatten drei Zehn-Kilotonnen-Atomsprengköpfe unter Verwendung von achtzehn Kilo spaltbarem Material hergestellt und diese zur Raketenabschussbasis Chiha-ri nördlich der EMZ transportiert.
Gut ein Jahr zuvor hatten die Forscher in Nyongbyon aus Pjöngjang – genau genommen von Kim Yong-Su persönlich – den ausdrücklichen Befehl erhalten, weitere zwölf Kilogramm Plutonium beim Bau einer 20-Kilotonnen-Bombe und eines Zündsystems für ein streng geheimes Projekt zu verwenden. Das alles machte Sinn – was jedoch keinen Sinn ergab, waren die zusätzlichen Befehle: Sie sollten außerdem vier Sprengkopfgehäuse bauen, diese jedoch mit Metallschrott füllen.
In einem totalitären Staat wie Nordkorea wird das Überleben gewöhnlich dadurch garantiert, dass man stillschweigend tut, was einem befohlen wird, und genauso handelten auch die Wissenschaftler.
Sechs Wochen zuvor war ein Lastwagen, der von einem Trupp schwer bewaffneter Soldaten begleitet wurde, in Nyongbyon aufgetaucht. Der den Konvoi anführende Offizier hatte dem diensthabenden Offizier eine Reihe von Befehlen vorgelegt, die die Unterschrift der höchsten Staatsführung trugen, und seinen Männern befohlen, die echte Atombombe, die in einer Holzkiste deponiert war, auf den Lastwagen zu laden. Sobald sie auf der Ladefläche gesichert worden war, startete der Konvoi in Richtung Hafen von Wonsan. Die falschen Sprengköpfe wurden in einen Lagerraum gebracht, und dann widmeten sich die Forscher wieder ihren üblichen Arbeiten.
An diesem Nachmittag erschien ein anderer Konvoi in Nyongbyon unter Führung eines so-jang – eines Generalmajors -, und innerhalb einer Stunde wurde der erste der vier falschen Sprengköpfe auf einen der wartenden Lastwagen geladen. Oberflächlich betrachtet sahen die speziell für solche Zwecke konstruierten Fahrzeuge aus wie reguläre dreiachsige Fünftonner des Militärs, allerdings mit stabilen Seitenwänden. Jemand, der sich mit Lastwagen auskannte, hätte vielleicht die schweren Federn und die verstärkten Stoßdämpfer an den hinteren Achsen bemerkt, aber das war auch der einzige Hinweis, dass der größte Teil des Laderaums jedes Fahrzeugs von einem mit Blei ausgekleideten Sicherheitsbehälter eingenommen wurde.
Die Konstruktionen Sicherheitsbehälter zu nennen ging weitgehend an der Wahrheit vorbei. Sie bestanden aus einer fest verankerten Basis und zwei langen Seitenwänden, die aus mehr als einem Zentimeter dicken Stahlplatten mit Bleibeschichtung auf der Innenseite bestanden. Die beiden Enden hatte man aus dem gleichen Material hergestellt und mit Scharnieren an der Basis befestigt. Sie waren jedoch so schwer, dass eine vom Motor des Lastwagens betriebene Hydraulik nötig war, um sie zu schließen. Der Deckel war noch schwerer und auf der langen Seite mit Scharnieren versehen; er wurde von doppelten hydraulischen Greifarmen gehalten. Es gab keine Schlösser, da allein das Gewicht der Platten sie überflüssig machte.
Innerhalb des Behälters befand sich ein maßgeschneidertes Tragegestell, und das gesamte
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