Operation Foxbat: Thriller (German Edition)
der GRU über einen Mord mitten in Russland informiert?«
»Ein wenig Geduld, Paul, und ich erkläre es Ihnen. Perm liegt am südlichen Ende des Urals und damit mehr oder weniger am Rand Sibiriens. Der nächstgelegene Flugplatz ist Bolschoje Sawino, der sowohl vom Militär als auch zivil genutzt wird. Eine der dort stationierten Schwadronen fliegt die MiG-31, die bei Ihnen als Foxhound bekannt ist, das Nachfolgemodell der MiG-25. Außerdem sind dort ein halbes Dutzend Foxbats stationiert. Der GRU wurde informiert, weil das Mordopfer, Georgi Lenkow, ein MiG-31-Pilot war. Vielleicht wurde ihm das Angebot gemacht, ein Flugzeug zu stehlen, und er hat abgelehnt, was bedeuten dürfte, dass derjenige, der hinter diesen Diebstählen steckt, ihn töten ließ, um zu verhindern, dass er seine Vorgesetzten informierte.
Hinzu kommt«, fuhr Bykow fort, »dass meines Wissens keine MiG-25 oder MiG-31 in Bolschoje Sawino vermisst werden. Daher kann man wohl davon ausgehen, dass die Diebe sich noch immer in der Gegend aufhalten und nach einem anderen Piloten Ausschau halten, der ihr Angebot annimmt. Ich finde, mein Freund, dass wir schnellstens nach Perm aufbrechen sollten.«
Flugbasis T’aet’an, Nordkorea
Jedes Mal, wenn eine Nation einen Satelliten in Umlauf bringt, verfolgt das American Space Command, das zusammen mit NORAD in Cheyenne Mountain in Colorado residiert, seine Bahn, bis er wieder auf die Erde stürzt. Genau genommen überwacht das Space Command ständig an die 10 000 in Umlaufbahnen um den Planeten befindliche Objekte von Kommunikations-, Fernseh- und Spionagesatelliten bis hin zu Weltraumschrott in Gestalt von Trümmern defekter oder zerstörter Satelliten, manche nicht größer als wenige Zentimeter.
Diese Überwachung verfolgt einen doppelten Zweck. Zum einen könnte eine Nation in Asien eine überzählige sowjetische Rakete einsetzen, um ihren jüngsten Forschungssatelliten in Umlauf zu bringen. Oder irgendein abtrünniger russischer General mit Machtphantasien und Zugang zu schienengestützten ICBM versucht, einen dritten Weltkrieg auszulösen. In beiden Fällen bleiben den Leuten von NORAD etwa zwei Minuten, um zu entscheiden, ob die Raketenstarts in feindseliger Absicht erfolgt sind und, wenn ja, was sie abgesehen von einer Warnung und dem Schließen der Sprengschutztore innerhalb des Berges tun können.
Der zweite Grund für die Überwachung ist die Tatsache, dass Raumfahrzeuge äußerst empfindlich sind und dass zum Beispiel die Kollision des Space Shuttle mit einer Schraube, die mit ein paar Tausend Kilometer pro Stunde durch das All fliegt, katastrophale Folgen haben kann. Daher ziehen die Leute in Cheyenne Mountain vor jedem Raketenstart ihre Aufzeichnungen zurate, um zu gewährleisten, dass die geplante Bahn des Flugkörpers so weit wie möglich frei von solchen Gefahren ist.
Ein zusätzlicher Nutzen dieser Überwachungsroutine besteht darin, dass die Flugbahnen der Spionagesatelliten aller Nationen bekannt sind. Naturgemäß verhalten diese Satelliten sich völlig anders als alle anderen Satelliten, weil sie möglichst große Regionen der Planetenoberfläche überfliegen müssen. Sie bewegen sich in ziemlich niedrigen – gewöhnlich zwischen 150 und 300 Kilometer Höhe – polaren statt äquatorialen Orbits und sind sehr schnell unterwegs. Spät abends kann man manchmal einen dieser Satelliten als schnell über den Himmeln wandernden weißen Punkt beobachten, wenn er von den Strahlen der untergehenden Sonne erfasst wird.
Die Streitkräfte der meisten Staaten kennen diese Routen und die Zeiten, zu denen die Satelliten ihr Gebiet überfliegen, und achten sorgfältig darauf, dass diese stummen und wachsamen Himmelsaugen nichts Verräterisches zu sehen bekommen. Zum Beispiel vermeiden U-Boote jede Operation auf oder dicht unter der Meeresoberfläche, wenn ein solcher Satellit ihr Einsatzgebiet überfliegt.
Ursprünglich wurden die Überflugzeiten dieser Satelliten – je nach ihrer Herkunft – in Tabellen als »restricted« oder »secret« eingestuft, aber heutzutage liefern simple Computerprogramme die gleichen Informationen in einem lesegerechteren Format, das ungleich einfacher zu verstehen ist.
Die Flugbasis T’aet’an verfügte über ein solches Programm, und Pak Je-San achtete sorgfältig darauf, dass keine seiner MiG-25 sich außerhalb ihrer Hangars befand, wenn ein solcher Satellitenüberflug bevorstand. Weniger Sorgen machte er sich jedoch wegen möglicherweise in der Luft
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